Vom Regen in die Traufe

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Sobald Ashton den Raum verlassen hat, dreht sich Gregory um und rennt zu einer anderen Tische. Ich werde ihm bestimmt nicht nachlaufen, also setze ich mich zu den zwei Mädchen an den Tisch. Ich beäuge sie und lächle dann mein gewinnendstes Lächeln.

Es stellt sich heraus, dass die beiden Frauen Töchter zweier hochrangiger Rebellen sind. Zum Glück scheinen sie die Intelligenz von zwei Kartoffelsäcken zu haben, was mir gerade recht kommt. Ich fange an, immer wieder nebensächliche Fragen zu stellen.

Was sie von dem Gebäude halten würden, ob es hier auch schöne Plätze gäbe. Was sie von Ashton hielten. "Er ist der Wahnsinn, nicht? Es ist, als hätte sich Gott- oder wer auch immer das alles gemacht hat- besonders viel Zeit für seine Erschaffung genommen. Als hätte er ihn aus einem anderen Material geschnitzt", sagt Neeve und Estelle nickt bekräftigend.

"Da kann ich dir Recht geben", sage ich und bemühe mich um einen bewundernden Ton. Ich beiße mir auf die Lippe, dann beuge ich mich vor, blicke beide an und frage dann etwas zögerlich, so als wäre es mir unangenehm: "Ich würde ihn wirklich gerne näher kennenlernen, könntet ihr mir vielleicht verraten, was er den ganzen Tag so macht? Vielleicht tauche ich dann ja ganz zufällig genau am selben Ort auf."

Beide brechen in Gelächter aus und ich befürchte schon, es wäre zu viel gewesen, zu auffällig, doch dann sagt Estelle: "Tut mir leid, dich zu enttäuschen, aber du spielst nicht in seiner Liga und außerdem hat er größere Ziele, du weißt schon, da bleibt kein Platz für Mädchen, die Zögern würden."

Als sie mich vielsagend mustert, runzle ich die Stirn.

"Was meinst du damit, er hätte größere Ziele?"

"Neeve, Estelle, wenn ihr Zeit habt, Avery mit eurem hirnlosen Groupie-Getue zu unterhalten, habt ihr auch Zeit Rahul im Kontrollzentrum zu helfen." Als ich mich umdrehe steht Falleen vor mir. Sie trägt eine schwarze Lederkluft und ihre braunen Haare sind zu einem straffen Pferdeschwanz zusammengefasst. Ich entdecke Saige, ebenfalls in Leder gekleidet, hinter Falleen stehen, wie ein geräuschloser Schatten.

"Natürlich", ist alles, was Estelle antwortet, die Feindseligkeit zwischen ihnen ist fast spürbar. Eine Sekunde denke ich, sie würden einfach sitzen bleiben, sich dennoch weigern. Doch sie stehen auf und wenden uns wortlos den Rücken zu, während sie Arm in Arm aus dem Saal gehen.

Als ich mich wieder zu Falleen drehe, sitzt sie plötzlich neben mir auf der Bank. Sofort rutsche ich weg von ihr, doch sie stützt nur den Kopf in die Hand und deutet mit einem Finger auf mich. "Du solltest deine Freundinnen in Zukunft klüger auswählen, man könnte noch denken, du hättest vor Ashton auszuspionieren." Sie schüttelt den Kopf über mein Verhalten, als wäre ich ein kleines Kind, dem sie die Regeln der großen, bösen Welt erklärt.

Natürlich kennt sie den Grund, weshalb ich Neeve und Estelle nach Ashton gefragt habe.
Es abzustreiten wäre Zeitverschwendung, dessen bin ich mir sicher.
Ich schnaube. "Ach, und wen sollte ich dann deiner Meinung nach als Freundin auswählen? Dich? Nachdem du dich in der Vergangenheit ja als so überaus vertrauenswürdig erwiesen hast?"

Ihre gleichgültige Miene verrutscht keinen Zentimeter, als sie erwidert: "Zugegeben, ich wäre wohl die bessere Wahl gewesen. Schließlich weiß ich genau, was Ashton den ganzen Tag treibt." Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das eine glatte Lüge ist, doch ich schüttle nur den Kopf und entgegne: "Diese Chance hast du dir in der Sekunde selbst verbaut, als du hinter mir in den Lastwagen geklettert bist und das weißt du."

𝐭𝐡𝐞 𝐚𝐬𝐡𝐞𝐬 𝐲𝐨𝐮 𝐥𝐞𝐟𝐭 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt