Gefährliche Glut

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Wir sind nicht lange gegangen, als Ashtons Schritte langsamer werden. Ich sehe mich um, doch alles hier sieht so gleich aus, dass ich den Ort, sollte ich hier schon einmal gewesen sein, nicht wiedererkenne.
Doch bevor ich weiter darüber nachgrübeln kann, ertönen plötzlich Stimmen aus dem Zimmer, dessen Tür nur angelehnt ist.

"Verstehst du es nicht? Wir hätten denjenigen schon vor Jahren finden müssen! Bevor die Person noch mehr wichtige Details an diese Heuchler von einer Königsfamilie weitergibt."
Die Stimme ist eindeutig männlich und wem auch immer sie gehört, er ist wütend.

"Er ist clever, wenn er all die Jahre unentdeckt geblieben ist und das bei diesen strengen Background Checks."
"Oder neu", erklingt eine zweite, weibliche Stimme.

"So oder so, wir müssen den Maulwurf so schnell wie möglich finden."

Diese Worte treffen mich wie ein Stromschlag und ich schwanke auf meinen Füßen.
Ein Maulwurf. Bei den Rebellen.

Fast erwarte ich, dass Ashton mich packt und fortschleift, damit ich nicht noch mehr von den eindeutig nützlichen Informationen erhalte, doch er tut nichts dergleichen.
Zu meiner Überraschung, zeigt seine Miene keinerlei Regung, als er sich übertrieben laut räuspert und somit das hitzige Gespräch schlagartig unterbricht.

Einen Augenblick herrscht Stille, dann tritt Ashton wortlos vor und öffnet die Tür des Zimmers weiter.

Ich habe kaum Zeit, mir einen Überblick zu verschaffen- ein großer Raum, ein Schreibtisch in der Mitte, an der Wand ein Sofa- als Ashton auch schon eintritt und verkündet: "Gillian, Francis, das ist Avery."
Und dann sagt er zum zweiten Mal an diesem Tag: "Sie wird euch nur allzu gerne all die Fragen beantworten."

Meine Augen fallen auf einen Mann, vielleicht fünf Jahre älter als ich. Dunkelbraunes Haar und eisblaue Augen. Ich hätte ihn als schön bezeichnet, wäre dort nicht die dicke, wulstige Narbe, die sich hell auf der dunklen Haut seines Gesichts abzeichnet. Sein Haar ist raspelkurz geschoren.

Etwas weiter links von ihm sitzt ein Mädchen. Der aufmerksame, scharfe Blick mit dem sie mich mustert, erinnert mich an eine Viper. Als warte sie nur darauf, dass ich all meine Schwachstellen offenbare. Sie hat ebenso dunkle Haut wie der Mann zu ihrer Rechten und die gleichen, stechend blauen Augen.
Geschwister?

Der Mann stößt sich von der Tischkante, an der er gelehnt hat ab und macht einen Schritt auf mich zu. "Wie schön, dich kennenzulernen, Avery", sein Lächeln ist fast so charmant, wie das von Ashton, jedoch weniger geschmeidig, eher etwas eingerostet.

"Mein Name ist Francis und das ist meine Schwester Gillian."
Ich halte meine Miene ausdruckslos und bleibe stumm. Also hatte ich Recht.

Francis übergeht mein Schweigen einfach, indem er fortfährt: "Ich habe nicht allzu lange Zeit, deshalb komme ich gleich zur Sache. Du könntest uns sehr von Nutzen sein, indem du uns einen Gefallen tust, was hältst du davon?"

Schlau von ihm, nicht zu erwähnen um was für einen Gefallen es sich handelt, auch wenn ich ehrlich gesagt etwas enttäuscht bin, dass er mich für derart naiv hält.

Also lasse ich den Blick scheinbar gelangweilt durch den Raum schweifen, als ich unschuldig antworte: "Es scheint mir, als hättet ihr alle immer wahnsinnig viel zu Tun. Da Frage ich mich doch natürlich, weshalb ihr dennoch Zeit für mich zu haben scheint", ein Blick in Ashtons Richtung.

𝐭𝐡𝐞 𝐚𝐬𝐡𝐞𝐬 𝐲𝐨𝐮 𝐥𝐞𝐟𝐭 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt