Dante & Nick: Down The Rabbit Hole

The Plan

»Nick!«

Ich wirbele herum und sehe in das Gesicht meiner Schwester. Jessica trägt einen pinken Hoodie, eine Basecap und Sweatpants, was so gar nicht ihrem üblichen Kleidungsstil entspricht.

Hinter Jessica steht eine dunkelhäutige Frau, die ganz ähnlich gekleidet ist. Auf ihrer Schulter hockt eine schwarze Katze und aus der Kapuze, die sie sich über den Kopf gezogen hat, quillt ein Schwall schwarzer Flechtzöpfe, der ihr fast bis zur Taille reicht. Ohne die Katze hätte ich Serafina Crow trotzdem nicht wiedererkannt. Und selbst mit Katze ist es nur schwer zu begreifen.

Verwirrt sehe ich zwischen den beiden Frauen hin und her. »Jess ... Miss Serafina?«

Jessica holt aus und schlägt mir mit der flachen Hand gegen den Oberarm. »Natürlich! Wer sonst?«

»Au«, murmele ich und reibe mir die Stelle, an der sie mich erwischt hat.

»Und ... ist dir eigentlich klar, dass du nackt bist?«

Natürlich ist mir das klar. Trotzdem sehe ich wie ein Trottel an mir herab.

Jessica rollt mit den Augen, nimmt meine Hand und zerrt mich zurück in die Dunkelheit der Man-in-Moon-Passage.

Langsam finde ich wieder zu mir selbst zurück. »Was macht ihr hier?«, will ich wissen. »Und wie konntet ihr ahnen, wo ich auftauchen würde?«

Jessica stemmt empört die Hände in die Taille. »Ich hab mir eben Sorgen gemacht, nach eurem Auftritt im Orchyd. Und als ich dich nicht erreichen konnte, bin ich zu Serafina gegangen. Sie hat mir von Knight und Clovers Seelenverwandtem erzählt. Und wir wussten nicht, wo du wieder auftauchen würdest. Aber die Wölfe wussten es.«

»Die Wölfe?«

»Thomas Knight und seine Handlanger. Wir sind ihnen gefolgt.« Jessica verschränkt die Arme vor dem Körper und kneift verärgert die Lippen zusammen. »Er hat euch benutzt, um den armen Jungen aufzuscheuchen, und ihn dann hier in Empfang genommen. Wie bei einer Treibjagd.«

»Und Dante?«

»Knight hat ihn mitgenommen.«

Ich merke, wie sich meine Kinnpartie versteift. Jetzt hat Knight nicht nur Evie und Clovers Seelenverwandten, sondern auch noch Dante und vielleicht sogar Clover selbst. Damit kann ich ihn unmöglich davonkommen lassen. Wie von selbst ballen sich meine Hände zu Fäusten, so fest, dass sich meine Nägel in meine Handballen graben. Ich hasse es, mich so zu fühlen. Wütend und hilflos. Was soll ich bloß tun, um Dante und Evie zu retten? Mit einem ganzen Wolfsrudel kann ich es nicht aufnehmen und Clovers Vater wird mir nicht glauben, wenn ich ihm keine stichhaltigen Beweise vorlege. »Wisst ihr, wo Knight die beiden hingebracht hat?«

»Vermutlich zum Grove«, antwortet Jessica.

»Grove?«

»Sein Anwesen in Three Rivers.«

Ich raufe mir die Haare.

»Hey!«, fährt Jessica mich an. »Wann wolltest du mir eigentlich sagen, dass er meine Mom entführt hat?«

»Ich weiß nicht ... keine Ahnung.«

»Weiß nicht. Keine Ahnung«, äfft Jessica mich nach. Ihre blauen Augen funkeln drohend. »Reiß dich gefälligst zusammen! Wir müssen Mom retten!«

»Wenn ich bloß wüsste, wie ...« Ich schüttele frustriert den Kopf. »Ich meine ... wie soll ich Griffin beweisen, dass sein Beta hinter allem steckt?«

»Wenn Knight das Mädchen tatsächlich entführt hat ...«, sagt Serafina. »... versteckt er sie bestimmt im Grove.«

»Wieso?«, will ich wissen.