I don't understand you
PoV:Veni/Rafael
Sanft lächelnd verließ ich das Haus, vor welchem Basti schon auf mich wartete. Es war der erste Tag nach den Ferien und mir fiel in sekundenschnelle auf, dass etwas ganz und gar nicht stimmte, denn Bastian grinste nicht, lächelte nicht, sprach nicht und reagierte auch sonst nicht. Als wäre er nur noch eine Hülle seiner Selbst. Bevor die zweiwöchigen Ferien angebrochen waren, hatten wir nahezu jeden Tag miteinander verbracht, doch in der Zeit der Freiheit ging es ihm merklich schlechter, als zuvor. "Rafael, ich habe nachgedacht.", war das erste, was er mit mir gesprochen hatte. In die Stille hinein schüttelte ich mit dem Kopf. "Wir sollten unsren Kontakt beschränken.", stellte er dann klar und ließ mich sprachlos auf der Türschwelle stehen.
Tränen traten in meine braunen Augen, während ich dem Jüngeren hinterher sah. Ich spürte mein Herz, wie es sich weigerte seine Pflicht zu erfüllen, diese jedoch weiter ausführte.
"DAS IST DOCH NICHT DEIN ERNST!?", schrie ich erbost, obwohl, wenn ich ehrlich war, war ich verzweifelt.
Hatte ich gerade meinen besten Freund verloren, ohne etwas zu tun?
Schweigend, mit hängendem Kopf, lief ich ungefähr 200 Meter hinter ihm los.
Motivationslos trottete ich den Bürgersteig entlang.
Viele traurig, verzweifelte Seufzer verließen meinen Mund.
"Bastian, wenn ich dich verstehen würde..aber das tue ich nicht. Das kann ich gar nicht. Du bist wie ein verschlossenes Tagebuch. Ich werde niemals einen einzigen Satz zu Gesicht bekommen, obwohl du nur aus diesen bestehst.", murmelte ich vor mich hin, da ich nun ja wohl oder übel niemanden hatte mit dem ich mich hätte unterhalten können.
Zu meinem Glück blieben meine Augen nur feucht, denn komplett verheult wollte ich nun auch nicht an der Schule ankommen, genauso wenig, wie ich meiner Klasse direkt etwas davon erzählen wollte.
Das blieb mir jedoch vergönnt, denn nicht einmal eine Minute stand ich auf den Schulhof, als ich Stegi auf mich zu maschieren sah.
"Ich habe Basti gesehen! Er sah traurig aus und war allein! RAFAEL DU BIST EIN ARSCHLOCH!", spuckte er mir ins Gesicht, bevor der Blonde mir noch heftig Eine mitgab.
"Au!", fluchte ich, mir die schmerzende Wange haltend.
Stegi schien seinen Job als gemacht zu sehen, denn er spazierte zurück zu Heiko, zu dem er hochsah und sich weiter mit ihm unterhielt.
"Pff.. Wer braucht schon Freunde?!", witzelte ich gekränkt.
Damit entschied ich, nicht einen Schritt weiter zu machen, bis die Schulglocke geleutet hatte.
Gute zehn Minuten später, ertönte das laute Klingeln, weshalb ich mich langsam in Bewegung setzte.
Als ich eine Stimme neben mir hörte.
"Rafael, ich bin enttäuscht von dir!"
Heiko.
Ich ließ meinen Kopf auf die andere Seite fallen und sah missmutig in Richtung Rasenfläche.
"Ich habs verstanden, Heiko.", stellte ich klar, während ich konzentriert mit meinen Tränen kämpfte.
So wie ich ihn kannte, hatte Basti nicht einen Blick mit den Beiden getauscht und sie hatten dann einfach mal Schlüsse gezogen.
Nahezu kochend vor Wut, beobachtete ich, wie Bastian den Klassenraum betrat und geradewegs an den Lehrerpult trat. Ich konnte die Stimme des Jüngeren hören, während er dem Lehrer erklärte, wie unwohl er sich doch neben mir fühlte, da wir einen Streit hatten. "Schlange!", zischte ich angespannt, als er fast lächelnd vom Pult trat und an mir vorbei in die letzte Reihe wanderte. Ich spürte die hasserfüllten, mich verurteilenden Blicke Stegis in meinem Rücken, dessen neuer Sitznachbar übrigens der Grund war, weswegen unser Klassenlehrer mich während der fünf Minuten Pause aus dem Unterricht zog.
"Rafael, ich hätte mehr von dir erwartet. Eigentlich war ich der festen Überzeugung, dass ihr super zurecht kommt und du sonst auch durchaus höflich bist, aber nach dem, was Bastian mir da gerade gesagt hat, würde ich gern mit dir zum Schulleiter." Was zum Teufel hatte Basti denn jetzt ausgepackt!? Ich war noch niemals in solch einer Situation gewesen, deswegen versuchte ich ruhig zu bleiben, um weitere Anschuldigungen gegen mich zu verhindern.
Schweigend trottete ich dem etwa gleichgroßen Mann hinterher, bis wir am Büro des Direktors ankamen und mein Lehrer sanft klopfte.
Mit einem lauten:"Herein!", betraten wir den kleinen, schlicht eingerichteten Raum.
"Guten Morgen, Herr Müller. Dieser Schüler, Rafael Eisler, soll seinen Klassenkameraden, Bastian Acheron, in den Ferien öfter zusammengeschlagen haben."
"Was!?", rief ich, inzwischen völlig außer mir,"Was soll ich gemacht haben!? Basti geschlagen? Ich habe diesen Jungen kein einziges Mal angepackt!"
Beschwichtigend ließ unser Schulleiter die Hände sinken, doch ich war schon in Tränen ausgebrochen, während ich laut schluchzend beteuerte:"Bastian war mein bester Freund! Ich hätte sowas niemals gemacht! Das müssen sie mir glauben! Ich war in meinen ganzen Jahren an dieser Schule nicht einmal auffällig! Heute Morgen meinte er zu mir, wir sollten den Kontakt beschränken!" Herr Kane sah den Schulleiter fragend an, welcher nickte. "Ich hole jetzt Bastian hinzu und dann sehen wir weiter.", erklärte er mir ruhig.
Wie ein Blitz durchfuhr es mich, als ich nahezu schrie:"Ich will ihn nicht sehen! Lassen sie ihn mir vom Hals, bitte!" "Wir müssen ihn aber hinzuziehen. Keiner verurteilt dich. Du müsstest doch schon ein außerordentliches schauspielerisches Talent haben, um solch eine emotionale Reaktion nachzuspielen.", beruhigte mich der mittelalte Mann gegenüber von mir. Es klopfte erneut und als ich mich umdrehte glänzten mich die verräterischen blauen Augen Bastians an. "Na, Acheron. Wie lebt's sich so auf den eigenen Lügen?", neckte ich den Jüngeren.
Der grinste nur. "Lustig, Eisler. Du lügst ja wie gedruckt.", lächelte er schelmisch in meine Richtung. Wieder dieses eine Wort, welches diesen Typen perfekt beschreibt:Schlange!
Und das Schlimmste an alle dem? Ich habe mich in diese dreckigen blauen Augen verliebt. Ich liebte diese kleine Schlange, welche sich selbstbewusst auf dem Stuhl neben meinem niederließ. Unschuldig lächelte er den Schulleiter an, welcher ihn kritisch beäugte. "Bastian, ich würde dich bitten, die Ereignisse aus deiner Sicht zu erzählen.", sprach er dann.
Plötzlich rutschte Basti in einen komplett anderen Film ab und begann ebenso, wie ich vor ein paar Minuten, zu Weinen. Fast hätte ich ihm abgekauft, dass ich ihn verprügelt habe.
Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Was zum Fick war denn hier los? Wie ein begossener Pudel sah er den Mann vor uns an, als er krankhaft gut gefaked zu Schniefen begann:"Wissen sie, Rafael und ich, wir waren eigentlich beste Freunde, aber dann, kurz nach Anfang der Osterferien klingelte er an meiner Tür. Als ich sie öffnete griff er mich am Hals und.. und drückte mich gegen die Wand des Flures meiner Wohnung. Dann sagte er, er würde mich schlagen, wenn ich seine Liebe nicht erwiedere. Ich habe dann versucht ihm zu erklären, dass man Liebe nicht erzwingen kann, doch er hat mich wirklich geschlagen!" Mir war der Mund offen stehen geblieben, doch Bastian war noch nicht fertig:"Das hat er dann fast jeden zweiten Tag getan! Ich habe so viel Angst vor ihm, Herr Müller" Ich war in meinem Leben noch nie so sauer! Nicht einmal, als meine Mutter mit mir aus meinem geliebten Österreich gezogen ist. "Weißt du was, Bastian!? Wenn du unbedingt von mir geschlagen werden willst, dann kannst du das haben!", schrie ich durch das Büro, während ich vom Stuhl aufsprang weit ausholte und Basti dermaßen eine verpasste, dass er mich geschockt, mit offenem Mund anstarrte.
Erschrocken sah ich auf meine Hand, welche Bastians Kopf gerade auf die andere Seite gejagt hatte. Und dann kam es. Das erboste Gebrüll Herr Müllers:"Rafael Eisler, du gehst Nachsitzen! Und du auch Bastian Acheron! Was fällt euch denn ein! Ich hätte mehr von euch erwartet!"Damit verließen wir das Büro, um in unsren Informatikunterricht zu gelangen.
Noch immer wollte ich meinen eigentlichen besten Freund anschreien, ihn fragen, was in ihn gefahren ist, doch ich bekam keinen einzigen Ton heraus.Später beim Nachsitzen blieb ich immer noch still. Nicht einmal laut atmen tat ich. Am besten jetzt verschwinden. Als wäre das alles noch nicht genug gewesen, verließ uns der Aufsichtslehrer und ließ mich somit allein bei Basti. Als hätte ich es geahnt brodelte alles in mir über, weswegen ich auf den Jüngeren zu marschierte. Ängstlich sah er mich an, was ich nur mit einem kalten Blick in seine blauen Augen erwiederte. Verletzt fing ich an ihm mein angebrochenes Herz auszuschütten:"Ja, Bastian. Ich liebe dich tatsächlich, aber ich verstehe nicht, warum du das getan hast. Ich meine, den Kontakt einschränken:Fine with me. Aber mich beim Schulleiter anschwärzen, für etwas, was nie passiert ist!? Warum? Wofür? Das hat doch weder dir noch mir etwas gebracht. Sogar Heiko und Stegi sind sauer auf mich und du hast den ganzen Tag kein Wort mit ihnen geteilt! Erkläre mir bitte einfach was es damit auf sich hatte. Ich möchte dein Verhalten, das kindischer nicht hätte sein können, verstehen, weißt du? Wusstest du von meinen Gefühlen für dich und wolltest mich loswerden, oder sowas?" Ehe ich mich versah, weinte Basti schon wieder. "Raffi, es tut mir so leid. Ich habe Gefühle für dich und dann war das der beste Plan den ich hatte. Mir war klar, dass wir Beide hier landen würden. Mir ist bewusst gewesen, dass du spätestens hier mit all deinen Gefühlen auf mich losgehst. Wäre das nicht der Fall gewesen, wärst du suspendiert worden und ich hätte nicht mehr neben dir gesessen!", beichtet er unter seinem Tränenschleier.
Ohne mehr Zeit zu verschwenden, kniete ich mich zu ihm herunter und ließ unsre Lippen miteinander verschmelzen.
"Ich liebe dich, Rafael Eisler.", murmelte er.
"Ich dich auch, GHG.", lachte ich liebevoll.
---------------------------------------------------------------------
~Sam Niklas Tobias

DU LIEST GERADE
Youtuber Oneshots
Short Story~In dieser Nacht verlor ich mehr Tränen als jemals zuvor. Ich wollte nicht wahrhaben, dass alles, was in diesem Brief stand wahr war.~ Es sind nur Shippings und das ist alles nicht wahr(außer Kostory). Das ist mir bewusst und diese Oneshots dienen e...