Kapitel 28

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Katsuki POV:

Mein Körper fühlte sich eiskalt an. Ich spürte wie das Blut in meinen Adern versuchte mich zu erwärmen. Ich dachte ich war schon seit ein paar Tagen in diesem Zustand. Ich lebte nicht richtig, aber tot war ich auch nicht. Dafür spürte ich meinen Körper noch zu intensiv. Alle paar Stunden spürte ich noch etwas. Etwas was nicht ich selbst war. Etwas, was meine Handinnenfläche feuerfangen ließ. Ich hatte das Gefühl, als würde mich diese Hitze aufwecken wollen und meinen Körper dazu überreden endlich die Augen zu öffnen. Ich spürte den Anflug von Verlust, als wollte die winzige Empfindung wieder kurz ihre Stimme senken. Ich wusste, dass es wieder kommen würde. Dass tat es immer. Aber dies mal würde ich es nicht gehen lassen. Ich versuchte es fest zu halten. Je bewusster ich es versuchte, desto intensiver wurde das Gefühl. Ich fühlte eine Hand in meiner und wurde meines Körpers immer bewusster. Langsam nahm ich einen flachen Atem war und die Hand, die ich hielt, drückte meine nun fester. Mit wässriger Schicht unter den Augen, öffnete ich meine Lider. Es brauchte ein paar Sekunden, bis mein Augenlicht sich an seine gewöhnliche Belastung gewöhnt hatte und das Bild scharfstellte. Die Person, die gerade eben noch ein dunkler Schatten gewesen war, verschärfte sich zu meiner Omega. Zu meinem Mädchen. Zu meiner d/n.

Wo warst du?, wollte ich fragen, aber die Frage blieb mir im Hals stecken. Die Worte blieben einfach auf meiner Zunge liegen und wollten zum verrecken meinen Mund nicht verlassen. "Es tut mir leid.", las ich von ihren Lippen ab, während ich in ihren Augen Tränen wahrnahm. Ihr Handgriff wurde schwacher, als würde sie meine Hand loslassen wollen. So schnell würde ich sie aber nicht wieder gehen lassen. Ich sagte nichts, ließ ihre Hand aber auch nicht los. Die Gefahr, dass sie wieder gehen würde, sobald ich meine Lieder nur zum Blinzeln kurz senkte, war mir zu enorm. "Wie lange war ich weg?", fragte ich einfach, um irgendwas zu sagen. Jedenfalls glaubte ich etwas zu sagen. Ich spürte wie mein Mund Worte formte und meine Stimmbänder laute von sich gaben. Die Laute kamen nur nie an meinen Ohren an. Ich hörte nichts. "Drei Wochen.", formte ihr Mund. Ihre Antwort war knapp und emotionslos. Meine Reaktion darauf war auch nicht sonderlich hysterisch, obwohl ich angenommen hatte bloß ein paar Tage weggewesen zu sein. Selbst wenn ich ihre Stimme nicht hören konnte, merkte ich wie krampfhaft sie versuchte auf abstand zu bleiben. Ich hatte irgendwie gehofft nichts zu fühlen, wenn ich d/n wiedersehen würde. Meine Gefühle waren definitiv nicht die selben, aber deshalb liebte ich d/n noch lange nicht weniger. Um ehrlich zu sein, schmerzte mein Körper vor Sehnsucht nach ihr regelrecht.

D/n's Blick huschte zur Tür und ich sah wie der Fluchtinstinkt in ihren Augen aufblitzte. Ich hielt sie Fest. Als meine Augen ihren Blick auffingen bat ich... nein, ich flehte sie an, nicht wieder zu gehen. Sie verstand und sagte irgendwas, was mich vermutlich beruhigen sollte, weil sie mir tröstend über den Arm strich. Ich deutete mit meiner freien Hand auf mein Ohr und schüttelte den Kopf. Dann machte sie Handzeichen. Sie versuchte mit mir über die Gebärdensprache zu kommunizieren. „Ich komme wieder. Versprochen. Und ich werde dir alles erklären." Ihre Hände wurden zu den Untertiteln ihrer Mundbewegungen. „Das bist du mir auch schuldig.", antwortete ich ebenfalls in der Zeichensprache. Es wunderte mich etwas, warum sie die Zeichensprache beherrschte. Ich hatte sie gelernt, weil ich wusste, dass ich früher oder später mit hoher Wahrscheinlichkeit taub geworden wäre. Ein kleiner Teil in mir hoffte, dass sie die Zeichensprache meinetwegen beherrschte. Selbst wenn diese Theorie der Unmöglichkeit entsprach.

Als etwa eine halbe Stunde später eine Krankenschwester in mein Zimmer kam, tat ich zuerst so als würde ich gerade erst aufwachen. Ich wurde von einem Arzt untersucht und bekam ein Hörgerät mit dem sich etwa 40% meines Hörsinns wieder aktivieren ließ. Ich könnte mit einer Person sprechen, insofern diese sehr langsam und sehr laut sprechen würde. Der Arzt empfiehl mir aber lieber mit anderen über Gebärdensprache zu kommunizieren, weil die übrige Funktion in meinem Ohr immer noch beschädigt werden konnte, selbst wenn ich es jetzt nicht mehr mitbekommen würde. Ich traute mich kaum die Frage zu stellen, ob ich meine Kariere als Held weiter verfolgen könnte. Ich hatte weniger Angst vor der Frage, sondern eher vor der Antwort. „Sie werden definitiv erstmal aussetzten müssen, aber zum aktuellen Zeitpunkt kann ich noch nicht viel sagen.", schrieb eine weitere Ärztin auf einen Zettel. Es war kein Todesurteil, aber auch keine Garantie meinen Traum weiter leben zu können.

Der gesamte Bakusquad stand direkt zur ersten Minute der Besuchszeit in meinem Zimmer und eine halbe Stunde später kam sogar d/n dazu. Alle starrten sie an. Ob irgendwer etwas sagte, hörte und sah ich nicht. Sie standen alle mit dem Rücken zu mir und sahen d/n im Türrahmen an. Vielleicht hauchte irgendwer etwas, aber um das wahrzunehmen war mein Gehör leider nicht in der Lage zu. Ihre Augen verirrten sie für den Bruch einer Sekunde zu meinen, bis sie dann die anderen begrüßte und irgendwas sagte. Sie schloss Denki als erstes in die Arme. Ich konnte sehen wie fest die beiden einander drückten und Tränen in ihren Augen aufstiegen. Anscheinend bat sie die anderen uns kurz alleine zu lassen, weil wir einen Augenblick später tatsächlich alleine im Krankenzimmer waren.

Don't be scared to love me | Bakugou x readerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt