Als der nächste Abend näher rückte, machte ich mir meine Haare und zog meinen besten Anzug an. Ich war nie das Mädchen, welches sich in Kleidern wohl fühlte. Ich war schon immer das komplette Gegenteil von den Damen, mit denen Fred Weasley in seiner Schulzeit verkehrte. Sie alle waren freundlich, bodenständig, gehorsam und immer wie Puppen angezogen gewesen. Ich hingegen war eine Todesserin, die teure Sachen liebte und immer alle Zügel fest in den Händen hielt. Fred und sein Bruder hatten mich in Hogwarts gehasst und man konnte nicht davon ausgehen, dass sich dies ändern würde. Schließlich hatte ich mich auch nicht geändert. Nicht mal diese eine Sache.
Dieses eine Geheimnis, welches ich immer mit mir rumtrug, welches außer mir nur Draco wusste. Schon damals, als wir als unschuldige Kinder und Teenager durch Hogwarts liefen, völlig ahnungslos von der grausamen Welt, die da draußen auf uns wartete, hatte ich mein Herz verloren. Ich hatte mich verliebt in einen Weasley, welcher immer gut gelaunt, und für jeden Spaß zu haben war. Es kam mir vor, als wäre er das leuchtende Feuer, welches in meinem düsteren Leben fehlte. Als wäre er das helle Gegenstück zu meinem dunklen Leben. Wir hatten fast nie miteinander gesprochen und wenn dann nur, um uns auf dem Quidditch-Feld so richtig anzugiften. Wir wünschten uns gegenseitig die Pest an den Hals, trotzdass sein Hals der schönste unter allen anderen für mich war. Doch natürlich war er unerreichbar für mich gewesen. Uns trennte viel mehr, als nur zwei Hogwarts-Häuser und ihre uralte Rivalität.
Als ich die aufgeregte Stimme meiner Tante vernahm, ging ich aus meinem Zimmer und gesellte mich zu Draco in die Eingangshalle. Einen Moment später erschienen sie auch schon. Der, dessen Name nicht genannt werden darf, betrat in seinem bodenlangen Gewand das Anwesen der Malfoys, gefolgt von einigen seiner ständigen Begleiter. Zusammen gingen wir in den Speisesaal, in dem die lange Tafel schon üppig geschmückt war. Unser Anführer nahm am Kopf des Tisches platz und musterte uns übrige Anwesenden mit gewohnt eisigem Blick. „Gut Mar, du bist meiner Einladung gefolgt.", seine leise Stimme jagte mir wie eh und je einen eiskalten Schauer über den tätowierten Rücken. „Du bist heute schließlich unser Ehrengast und ich habe dir auch ein ganz besonderes Geschenk mitgebracht. Ich rechne dir hoch an, dass du seit Jahren eines meiner treusten Mitglieder bist." Bei seinen Worten blieb mir ein Kloß im Hals stecken und ich spürte die wissenden Blicke meines ehemaligen Professors auf mir. Severus Snape saß mir gegenüber am Tisch und starrte mich regelrecht an. Nur er und Draco wussten, dass ich bereits seit der Wiederkehr von Lord Voldemort ein geheimes Doppelleben führte.
Für Voldemort war ich seine Dienerin, die viele schreckliche Dinge für ihn erledigt hatte. Seine Gehilfin, deren Charme er oft eingesetzt hatte, um weitere Zauberer auf unsere Seite zu ziehen. Doch für die Mitglieder des Phönix-Ordens war ich eine anonyme aber verlässliche Informantin, die bis heute jeden Tag ihr Leben für das Gute in dieser Welt riskierte. Snape und mich verband mehr als dieses gemeinsame Abendessen oder ein oberflächliches Lehrer-Schüler-Verhältnis. Wir beide führten gewissermaßen das gleiche Leben, immer zwischen Gut und Böse und unerfüllter und dennoch bedingungsloser und unerreichbarer Liebe zu einem Gryffindor. Nur er wusste tatsächlich, wie ich mich fühlte und nur ich verstand ihn wie niemand sonst.
„Ich möchte dir nicht nur etwas sondern jemanden schenken", kaum hatte er es verkündet, ging auch schon hinter ihm die Tür auf und die Geschwister Carrow zerrten ihre lang gesuchte Errungenschaft herein. Sie hatten ihn grob an den Armen gepackt und uns wie ein erlegtes wildes Tier vor die Füße geschmissen. Sein Haar war zerzaust und ungepflegt, seine Sachen aufs Äußerste verdreckt und löchrig, seine Arme und das Gesicht übersäht mit tiefen Wunden und Kratzspuren. Mehr tot als lebendig, lag er am Boden und zitterte. Er sah kaum aus wie er selbst. Das war nicht der Fred Weasley, den ich eines Tages gekannt hatte. Sie mussten in den letzten Tagen unaussprechliche Dinge mit ihm getan haben, Dinge die auch ich anderen Menschen mehr oder weniger unfreiwillig angetan hatte. Anfangs war es schlimm gewesen, doch mit der Zeit stumpfte man ab. Nichts schockierte mich mehr so richtig. Doch ihn so zu sehen, erschütterte mich bis ins Mark. Um den Schein zu waren, schaute ich ihn jedoch nur mit eisiger Miene an, obwohl ich am liebsten auf ihn zu gestürmt wäre.
„Ich vermute, ihr kennt euch", fragend schaute der dunkle Lord mich an und ich nickte nur kurz. Fred selbst hatte in diesem Moment kaum reagiert. Langsam richtete er sich auf und setzt sich zumindest auf seine wunden Knie. Kurz trafen sich unsere Blicke, doch keiner von uns reagierte auch nur im geringsten. Es war, als wären wir zwei Fremde, die sich nie wiedersehen würden.
„Wie Lucius dir wahrscheinlich auch schon mitgeteilt hat, möchte ich, dass ihr beiden heiratet. Ich weiß, dass diese Entscheidung etwas überraschend kommt und dir vorerst sinnlos erscheinen mag aber du musst wissen, dass ich sie mit aller größter Sorgfalt getroffen habe." Erneut nickte ich ihm ehrwürdig zu. „Ich schlage vor, wir bringen erstmal alle Formalitäten hinter uns, bevor wir uns dann in einigen Wochen, dem geschäftlichen Teil zu wenden. Er gehört ab jetzt ganz dir." Mit einer ausschweifenden Handbewegung zeigte er auf sein schwer zugerichtetes Opfer, welches er mir so eben, zu leibeigen gemacht hatte. Im Gegensatz zu den meisten seiner Anhänger hatte ich schon öfter Geschenke von ihm erhalten, um mich bei guter Laune zu halten. Doch diese Präsente waren ganz anders gewesen. Es waren Dinge wie eine neue Abendgarderobe für wichtige Anlässe, ein Collier oder sündhaft teure Schuhe, noch nie einen Menschen. Einen Ehemann. Er kannte meinen Geschmack gut, doch dass er auch meinen Männergeschmack in und auswendig kannte, war mir nicht bewusst gewesen. Ich hätte in diesem Moment mindestens zehn unangebrachte Witze darüber machen können, doch ich ließ es bleiben.
„Vielen Dank, ich bin sicher, ich werde schon eine Verwendung für ihn finden", dankte ich ihm für dieses ungewöhnliche Geschenk. Es war absolut unmenschlich, was hier passierte, doch eigentlich war das doch jeden Tag so, nur heute eben anders.
„My Lord, ich möchte Ihre Autorität und Entscheidungen wirklich nicht in Frage stellen aber wenn das", sagte ich möglichst angewidert und zeigte auf ihn, „mein Zukünftiger werden soll, dann kann er dort nicht bleiben. Er wird schließlich ein Black. Blacks liegen nicht räudig auf dem Boden. Was soll man nur von mir denken?"
Offenbar hatte ich mein Anliegen für ihn gut verständlich gemacht „Natürlich", sagte er überrascht, „Er ist dein. Mach mit ihm was du willst. So lange du ihn heiratest ist mir alles andere egal."
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In another life - Mar Black (Fred Weasley FF)
Fanfiction„Ich bin Fred Weasley, der arme Kautz, der Blutsverräter, wie ihr vermutlich sagen würdet, das arme Würstchen, dass diese ekelhafte Damen heiraten soll. Wer möchte mit mir tauschen? Freiwillige vor!" „Die Frage ist wohl eher was du machst? Du bist v...