Einige Hauselfen transportierten den fast bewusstlosen Fred ab und brachten ihn in eines der freien Schlafzimmer. Sanft betteten sie ihn, wuschen ihn, zogen ihm frische Kleidung an, doch wirklich helfen konnten auch sie ihm nicht. Nach dem Essen verabschiedete sich der dunkle Lord samt seiner Gefolgschaft für diesen Abend und ich rannte förmlich nach oben. Langsam öffnete ich die Tür und meine liebste Hauselfin stürmte auf mich zu, „Miss Black, er ist kaum richtig wach. Vielleicht sollt-"
„Ja Mimi, ich rufe einen Arzt. Mach dir keine Sorgen, wir kriegen ihn schon wieder auf die Beine. Er ist ein harter Brocken...glaub mir...", mit jedem Wort wurde meine Stimme leiser aus Angst, er könnte mich hören. Doch Fred reagierte nicht. Ich trat an sein Bett heran und begutachtete ihn. Ohne den Schmutz im Gesicht und die Risse in der Kleidung sah er schon viel besser aus, doch ich spürte, dass es ihm kein Stück besser ging. Geld spielte keine Rolle, doch einen vernünftigen Heiler zu finden, der freiwillig das Anwesen der Malfoys betreten und einen offensichtlichen Gefangen behandeln würde, war die größere Hürde. So blieb mir wohl oder übel nichts anderes übrig, als einen der zwielichtigen Heiler der Todesser zu kontaktieren.
Zu meinem und vor allem Freds Glück, erschien dieser binnen kurzer Zeit. Aus einer Ecke des Raumes beobachtete ich, wie er Untersuchungszauber an Fred anwandte. Über seinem Patienten erschien weißer Nebel, der sich an verwundeten und kranken Stellen orange oder sogar rot einfärbte. Sein gesamter Rücken musste eine einzige Katastrophe sein, so schnitt der Heiler seine Kleidung auf und legte eine triefende Wunde frei. Ein gigantischer Schnitt zog sich über seine helle Haut und versetzte mich in äußerste Alarmbereitschaft.
„Es sieht nicht gut aus aber er wird durchkommen.", versicherte er mir und ich trat wieder zurück. Von dem Samt-Sofa aus beobachtete ich, wie er die Wunden mit fragwürdigen Flüssigkeiten, Tinkturen, Zaubern und Salben bearbeitete. Ich war sicher, dass die meisten Substanzen davon früher illegal und nicht vom Ministerium zugelassen waren, doch solange es Fred rettete, war es mir egal.
„Er braucht jetzt Ruhe. Wenn sie wollen, dass er durchkommt, müsste ab und zu jemand nach ihm sehen. Er muss jetzt vor allem viel trinken und bald wieder essen." Dankend verabschiedete ich den Arzt und ließ auch Fred fürs erste alleine. Meine Hauselfin Mimi wachte über ihn, den ganzen Tag und die ganze Nacht, während mich die Sorgen um ihn zerfraßen. Ich dachte über Fred und seine Gesundheit nach und über seine Familie, die ihn unbeschreiblich vermissen musste in diesem Moment. Ich war sicher, dass seine Eltern und Geschwister wegen der unfassbaren Sorge um ihn weinten und sich in den Armen lagen. So gerne hätte ich ihnen zumindest ein Zeichen gegeben, dass er lebte.
In den nächsten zwei Tagen schlug Fred noch immer nicht die Augen auf und man spürte, wie er noch schwächer wurde. Sein Herz schlug langsam und unregelmäßig während auch der Heiler ihm nicht mehr helfen konnte. Meine Wut wuchs ins Unermessliche. Voldemort hatte ihn bis an seine Grenzen gefoltert, nur um mir einen toten Ehemann zu schenken.
Innerlich nahm ich Abschied von Fred Weasley. Es war seltsam, ihn nach all den Jahren wieder zu sehen. Er war nicht er selbst, nur die Sommersprossen in seinem fahlen Gesicht und das feuerrote Haar erinnerte noch an den Scherzkeks, in den ich mich verbotenerweise eines Tages verliebt hatte. Auch in den Jahren danach dachte ich oft an ihn und fragte mich, wie es ihm wohl ergangen war. Für mich war es nicht möglich gewesen seinen Laden in der Winkelgasse zu besuchen, welcher kurze Zeit später von dem dunklen Lord in den Boden gestampft wurde, doch es musste unfassbar schön gewesen sein. Es tat weh zu wissen, das Fred seinen Traum nur so kurz gelebt hatte, dabei hatte er doch all das Glück dieser Welt verdient.
Meine Gedanken hielten mich wach, quälten mich und raubten mir den Schlaf. Mitten in der Nacht verließ ich mein Bett um bei ihm zu sein. Ich hatte nie seine Hand gehalten und ich hätte es von ihm aus auch nie gedurft, doch hatte ich es mir immer gewünscht.
In seinem Zimmer angekommen lauschte ich leise seinem flachem Atem. Mit aller Kraft richtete ich ihn auf und versucht ihm etwas Wasser zu geben, was mir nur mehr oder minder gut gelang, doch ich hatte es versucht.
Ich ließ mich auf dem kalten Boden neben ihm nieder und streichelte kaum spürbar über seine Hand. Noch nie hatte ich sie oder ihn von nahem sehen können. Es war immer der unerreichbare Junge in der Ferne gewesen. Umso aufmerksamer inspizierte ich seine langen Finger und seine riesige Handfläche, die weiche Haut und den Ehering. Fred trug einen Ehering? Ich hatte nicht gewusst, dass er eine Freundin oder eine Frau hatte... Doch ich ließ seine Hand nicht los. Er musste gesund werden, dies war alles was für mich zählte.
Als ich am nächsten Morgen erwachte, lag ich noch immer auf dem eisigen Parkett und konnte mich kaum mehr bewegen. Viel mehr erschrak ich jedoch, als ich fühlte, dass ich noch immer Freds Hand hielt. Er lag nach wie vor im Bett und hatte sich augenscheinlich nicht bewegt.
Ich saß zusammen mit Draco beim Frühstück, als ich es leise klappern hörte. Neugierig ging ich in den Flur und sah Mimi, wie sie mit zwei großen Tellern die Treppen hinaufging. Kurz schaute ich sie fragen an, doch dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich überholte sie mit großen Schritten und sprintete die Stufen hinauf. Atemlos riss ich die Tür auf und da war er. Fred saß im Bett und verputzte einen riesigen Berg Toast mit Eiern. Er sah mich aber er hörte nicht auf zu essen. Kaum eines Blickes würdigte er mich, als ich die Tür hinter mir schloss.
„D-Du bist wach", stelle ich so sicher wie möglich fest. Fred biss erneut ab und sprach abfällig mit vollem Mund, „Gut kombiniert...heute Morgen ging es mir plötzlich besser."
Erleichtert fragte ich ihn, „Kann ich irgendetwas für dich tun?". Danach blickte er mich zum ersten Mal tatsächlich an, „Klar, Black. Du kannst mich nach Hause bringen oder du verreckst. Es ist mir scheiß egal. Ich könnte kotzen wenn ich dich sehe."
In diesem Moment fiel mir alles aus dem Gesicht und ich verschwand für mich untypisch wortlos aus dem Raum. Ich wusste, er würde wütend sein, doch seine harten Worte hatten mich dennoch sehr getroffen.
DU LIEST GERADE
In another life - Mar Black (Fred Weasley FF)
Fanfiction„Ich bin Fred Weasley, der arme Kautz, der Blutsverräter, wie ihr vermutlich sagen würdet, das arme Würstchen, dass diese ekelhafte Damen heiraten soll. Wer möchte mit mir tauschen? Freiwillige vor!" „Die Frage ist wohl eher was du machst? Du bist v...