14. Kapitel

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Immer noch weinte Mar bitterlich. Mit aller Kraft krallte sie sich an mich. Doch es störte mich keineswegs, ihre Fingernägel würden die schönsten Abdrücke der Welt auf meiner Haut hinterlassen.

„Voldemort hat dich vielleicht gefangen, doch ich...", langsam brach ihre Stimme ab. „Sag es, habe keine Angst", ermutigte ich sie. „Du musst niemals Angst vor mir haben, du kennst mich". Überrascht über meine eigenen Wörter hielt ich kurz die Luft an. Nein, eigentlich kannte sie mich nicht, doch in meinem Kopf, hatten wir viel mehr Zeit miteinander bracht, als in der Realität. Ich war hoffnungslos verliebt in eine Vorstellung von ihr, welche sie jeden Tag seitdem ich hier war nochmals übertroffen hatte. Sie war besser, als in jedem meiner Träume.

„Ich wollte dich heiraten, weil...weil... ich dich schon immer mochte", als sie sprach, beruhigte sie sich etwas und drückte sich noch einmal mehr gegen mich. Tief atmete sie ein und schnupperte dabei an meinem Hals, so als würde sie sich meinen Duft für immer abspeichern wollen. Meine Finger wanderten durch ihr platinblondes weiches Haar. Es fühlte sich noch besser an, als ich es mir erhofft hatte. Ihr Körper an meinem fühlte sich noch wahnsinniger an, als in meinen dreckigsten Träumen.

„Dann tue es doch", mit meinen Fingern fuhr ich unter ihr Kinn und lenkte ihren verweinten Blick zu mir. „Heirate mich, Mar. Ich bin hier, lass mich nicht gehen." Ungläubig schaute sie mich an und ich strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem perfekten Gesicht. Fassungslos schüttelte sie den Kopf, erst ganz langsam, dann immer energischer. „Nein, nein, nein" wiederholte sie sich unkontrolliert unter einigen Tränen, „Es ist falsch!"

Beruhigend drückte ich sie wieder an meine Brust, es war ein Wunder, dass sie mich trotz meines lauten Herzschlages überhaupt noch hören konnte. „Es ist nicht falsch. Ich bin sicher, du hast das Rätsel um meinen Ring bereits gelöst. Doch ich sage es dir trotzdem gerne nochmal."

Kurz atmete ich durch, bevor ich ihr mein Herz offenbaren würde, „Ich sage zwar allen Frauen, dass ich verheiratet bin aber nur, um sie von mir fern zu halten. Den Ring habe ich von Georgie bekommen, weil er meinte, dass ich einen Beweis bräuchte, wenn ich es immer behaupte. Er hat ihn mir von den ersten Galleonen, die wir verdient haben gekauft. Er sagte damals, dass er mir zwar nicht meinen größten Wunsch erfüllen kann...das Mädchen für das ich immer cool sein wollte, für das ich angefangen habe zu rauchen, das Mädchen, welches mir die Welt bedeutet, obwohl wir nie miteinander gesprochen haben... aber er wollte, dass ich ein Stück meines größten Wunsches bei mir tragen kann. Weißt du wer dieses Mädchen ist?", fragte ich sie und schaute ihr wieder tief in die Augen.

Natürlich wusste sie es mittlerweile, doch sie traute es sich nicht zu sagen. Zu surreal war dieser Moment für uns beiden. Es war wie ein Traum, der jeden Moment drohte zu verpuffen. „Du. Du bist dieses Mädchen", sie schluckte schwer doch hörte mir weiter aufmerksam zu.

„Ich hätte früher alles dafür getan, dass du mich anschaust, mich bemerkst. Jeder Streich musste größer und ausgefallener sein als der letzte, nur dass ich sicher sein konnte, dass du zumindest meinen Namen hörst. Jede Nacht musste ich mich zusammenreißen, nicht in den Kerker zu rennen und an deiner Tür zu klopfen. Ich konnte es nie ertragen, dich alleine zu sehen, sofort wollte ich mich zu dir setzten. Es wäre mir so egal gewesen, was der Rest der Schule denkt. Aber ich war sicher, dass du mich hasst. Dass du kaum weißt wer ich bin. Es hat mir das Herz zerrissen mit Angelina auf dem Weihnachtsball zu tanzen, doch als ich dich mit Adrian Pucey gesehen habe, habe ich keine Luft mehr bekommen. Ich hatte eine so schlimme Panikattacke, als er dich durch die Luft gewirbelt hat, dass George mich weinend im verbotenen Wald gefunden hat und wir die ganze Nacht dort saßen, weil er mich nicht weg tragen konnte. Ich war zu schwach, um zu laufen und gleichzeitig so wütend, dass ich Pucey in der Luft zerrissen hätte, nur um dich dann sanft aufzufangen und auf dich aufzupassen. Ich hätte niemals zugelassen, dass dir etwas zustößt, Kleines. Und dann, als wir Hogwarts verlassen haben, wurde es noch schlimmer für mich. Jede Nacht lag ich wach, voller Sehnsucht nach dir. Plötzlich warst du so weit weg. Ich spürte deine Anwesenheit nicht. Ich konnte dich nicht mehr beim Frühstück heimlich beobachten oder dir Blumen vor die Tür stellen. Als ich realisierte, dass wir nie wieder „zufällig" zusammen nachsitzen würden, wurde meine Welt noch ein Stück grauer. Und dann... dann holten mich die Todesser und ich war glücklich, dass es nicht Georgie traf. Ich hätte es nicht ertragen, ihn zu verlieren. Ich war so wütend und hatte Angst. Sie haben mich tagelang gefoltert und ich habe aufgegeben. Ich wollte nicht mehr leben, bis sie mich zu dir gebracht haben. Du warst eiskalt, als du mich gesehen hast aber ich... Es war schön, dich noch ein letztes Mal gesehen zu haben, bevor ich ins Licht gehen wollte. Und dann hast du dich so rührend um mich gekümmert. Ich konnte damit gar nicht umgehen. Ich dachte, du spielst nur mit mir. Dass du doch so widerlich wie sie geworden bist. Doch deine Seele ist wunderschön und du bist noch tausendmal schöner, als du es früher schon warst und ich hätte nie gedacht, dass das überhaupt möglich ist. Was ich sagen will ist-"

„Ich liebe dich, Fred!", unterbrach sie mich und ich war noch nie in meinem Leben vorher so glücklich. Ohne nachzudenken, zog ich sie an mich heran und schaute ein letztes Mal auf ihre wunderschönen Lippen, bevor ich meine auf ihre legte. In mir zündete ein Feuerwerk in diesem Moment und es war, als würde der Rest der Welt schwarz werden. Als gäbe es nur ein Licht und das waren wir beide. Der Erwachsenen-Fred und der Teenager-Fred klatschten sich innerlich ab. Beide hatten in diesem Moment ihren Seelenfrieden gefunden.

Als wir uns voneinander lösten, wollte ich sie am liebsten sofort wieder küssen, doch es gab noch etwas zu tun.

„Hast du meinen Ring noch?", fragte ich sie und strich sanft über ihre Wange. Kaum spürbar nickte sie als Antwort. „Steck ihn mir an, ich war ewig nicht ohne ihn und ich will nie wieder ohne ihn sein. Ich will nie wieder ohne dich sein, Mar."

Langsam griff sie sich in den Nacken und löste ihre Kette, an dem mein Ring hing. Sie hatte ihn ganz nah an ihrem Herzen getragen. „In another life", flüsterte sie und schob ihn mir langsam auf den Ringfinger. Jetzt fühlte ich mich wieder vollständig. Mit ihr im Arm, mehr denn je. Mehr als ich es je gedacht hatte.

„Kriege ich meinen Ring auch wieder?", fragte sie zittrig. Sanft platzierter ich einen Kuss auf ihrer Stirn, es war ein ganzes Versprechen, ohne auch nur ein Wort. In meiner Hosentasche fischte ich nach einem Ring, allerdings nach einem anderen. Er war gold und die großen saubergeschliffenen Diamanten funkelte selbst in der Nacht wie ein heller Stern. Genau wie meine Mar. Auch dieser Ring hatte eine bedeutsame Gravur, „In this life. M&F B."

„Der hier passt besser zu dir, Love."

Dies war die erste Nacht, die ich neben meiner zukünftigen Frau verbrachte und ich konnte es kaum erwarten, sie meiner Familie vorzustellen. Ob das überhaupt ging?

In another life - Mar Black (Fred Weasley FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt