17. Kapitel: Tanzende Flammen und ein Ausbruch

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Sie sah ganz und gar nicht gut aus. Ihre Haare hingen strähnig herab, teilweise blutverklebt.  Dunkle Blutergüsse und rote Brandblasen zeichneten sich bereits auf ihrer sonst eher blassen Haut ab. Unsanft wurde er neben sie zu Boden gestoßen und konnte sich irgendwie mit den gefesselten Händen abfangen. "Stella! Ist alles in Ordnung? Was haben sie mit dir gemacht?" Er wollte einen Arm um sie legen, aber es war ihm nicht möglich. Stattdessen rückte er, so weit es ging, an sie heran.

Sie wandte ihm das Gesicht zu und wollte ihn wohl mit einem Hauch eines Lächelns beruhigen, das gelang ihr allerdings nicht und der Versuch endete in einer verzerrten, gequälten Grimasse. Sie merkte es und flüsterte ihm deshalb zu: "Es ist nicht so schlimm. Mach dir keine Sorgen. Es ist okay." Doch die Worte kamen nur unter großer Anstrengung aus ihrem Mund, sodass er ihr nicht glauben konnte. Es war schlimm. Er sah sie weiterhin besorgt an und hatte nicht bemerkt, wie sie ihn zum ersten Mal nicht gesiezt hatte.

"Genug des Geplauders", verkündete der Mann, der sich als den Präsidenten bezeichnete. "Nun wollen wir doch mal sehen, ob die liebe Stella nicht auch mit mir über etwas reden möchte. Wright, vortreten!"

Er beobachtete, wie Ciaran sich aus der Reihe der Männer löste. Sein Gesichtsausdruck wirkte steinern und sein starrer Blick richtete sich auf die Wand hinter seinem Anführer. "Mir ist ein wenig frisch", begann dieser, grausam lächelnd, "und unseren beiden Gästen bestimmt auch. Wir sollten ihnen wohl ein wenig einheizen, nicht wahr?" Er fletschte die Zähne.

"Aber Stella ist ja bereits um diese Erfahrung bereichert, darum würde ich vorschlagen, mit ihrem Lover anzufangen." Er deutete hinter sich auf einen Kamin, der in der Wand eingelassen war. Erst jetzt bemerkte er diesen, er war nämlich zunächst vollkommen auf Stella fixiert gewesen.

Ein kleines Feuer brannte bereits, der sogenannte Präsident warf noch ein paar weitere Holzscheite hinein und ließ sich dann einen eisernen Schürhaken reichen. Auffordernd hielt er ihn Ciaran hin. "Wright, fang an." Dieser nahm ihn, immer noch mit ausdruckslosem Gesicht, und hielt ihn in die Glut.

Er spürte Stellas Blick und wandte sich zu ihr. "Ist schon okay", flüsterte er ihr zu. "Ich werde das schon überstehen. Sag nichts, okay? Sag einfach nichts. Solange du etwas hast, was sie brauchen, werden sie dich am Leben lassen." "Ich kann Ihnen doch nicht mal etwas sagen", wisperte sie. Doch bevor, er nachfragen konnte, was sie damit gemeint hatte, wurden sie unterbrochen.

"Ich denke, es ist jetzt heiß genug. Starte mit dem Arm." Er beobachtete mit wachsender Angst, wie Ciaran den Schürhaken aus dem Feuer zog und Funken durch die Luft stoben. Langsam kam sein Schwager auf ihn zu. Er meinte, einen Hauch von Bedauern in Ciarans Augen zu sehen, als dieser begann und das heiße Metall auf seine nackte Haut presste.

Er schrie. Glühend heiß bohrte sich der Schmerz in seinen Arm, schien sich immer weiter auszubreiten. Doch plötzlich ebbte er mit einem Klirren ab und nur noch ein starkes Pochen blieb zurück. Er registrierte, dass Stella sich trotz ihrer Fesseln bewegt und Ciaran wohl recht kräftig gegen das Schienbein getreten hatte. Der Schürhaken war ihm aus der Hand gefallen und lag gefährlich nah neben seinem Fuß.

Jetzt starrte Stella die Männer, die vor ihnen standen und leicht überrascht wirkten, wütend an. "Was ist denn mit euch falsch? Was soll das denn bitte bringen? Als ob mir sein Wohlbefinden auch noch wichtiger wäre als meins! Ihr seid ja mal völlig im falschen Film!" Sie schüttelte ungläubig den Kopf.

"Und was ist das generell hier für eine Scheiße? Habt ihr nicht mal langsam eingesehen, dass ich euch nichts sagen werde? Wie dumm muss man sein, um das nicht zu kapieren? Langsam habe ich echt keinen Bock mehr auf diesen Mist hier!" Er sah sie sprachlos an, der Schmerz war kaum noch zu spüren. "Glotz nicht so", zischte sie genervt. "Ihr seid alle die hohlköpfigsten Idioten, die mir je begegnet sind!"

Der Mann hatte schweigend zugehört, aber jetzt reichte es ihm. "Wright, ihre Wange." Ciaran tat, was ihm befohlen wurde und hob den immer noch heißen Schürhaken vom Boden auf. "Nein!", schrie er und wollte sich irgendwie schützend vor Stella werfen, aber es gelang ihm nicht und er konnte nur hilflos mitansehen, wie das Metall zischend ihre Wange traf.

Sie schrie nicht, verstummte völlig. Ihr Blick wurde leer und sie war ganz leicht zusammengesackt. "Da ist sie auf einmal ganz leise!" Das Lachen, welches den Worten folgte, hallte in seinem Kopf wieder und schien ihn irgendwie zu lähmen. "Mach bei ihm weiter, Wright." Den erneuten Schmerz empfand er nur gedämpft. Die Stimmen verzerrten sich zu einer einzigen, die nur ein Wort an ihn richtete: "Schlaf." Alian, wollte er rufen, doch er verschwand bereits in der leeren, stillen Schwärze.

"Ich habe Angst", flüsterte das jüngere der beiden Mädchen. Sie klammerte sich hilflos an die Ältere. "Das musst du nicht", erwiderte diese. "Ich werde dich beschützen, Timea. Sie werden dich nicht finden, hab keine Angst. Ich werde das nicht zulassen." Sie streichelte ihr beruhigend über die dünnen, sehr hellen, blonden Haare. "Wirklich, Elli?" "Wirklich. Ich werde dich nicht nach dort draußen gehen lassen, wenn diese bösen Menschen da sind und nach dir suchen."


858 Wörter.




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