Kapitel 8

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Rosalia:

„Verena?" fragte ich leicht panisch, als mich das Blondhaarige Mädchen breit anlächelte. „Du hast dein Handtuch vergessen, ich wollte es dir vorbei bringen. Ist alles gut? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen."

Wieso muss dieses Mädchen immer so fürsorglich sein  und wieso kann sie so gut Gesichtsausdrücke deuten? Natur vielleicht lag es auch daran, dass ich womöglich leichenblass bin und ich immer noch nicht verarbeitet habe, dass die Mafia in meinem Wohnzimmer sitzt.

„Ähm... danke...äh alles gut ich bin nur fast die Treppe herunter gefallen" log ich und fühlte mich aus irgendeinem Grund mega schlecht dabei.

Ich habe Verena noch nie so direkt angelogen. Ich habe eher immer geschwiegen. Wenn sie mich sonst irgendetwas gefragt hat, habe ich immer solange um die Wahrheit drum herum geredet, bis sie selber nicht mehr wusste was sie eigentlich wissen wollte.

„Okayyyy? Hast du Besuch? Ich höre stimmen aus dem Haus." fragte Verena weiter und versuchte an mir vorbei zu schauen.

Neugierde in Butter gebraten.

„Eh..." Ich hatte gar keine Zeit über eine weitere Lüge nachzudenken, da wurde ich am Arm gepackt und zurück ins Haus gezogen. Verena schaute mich erschrocken an.

Ich holte mit meinem anderen Arm auf und verpasste dem Typen einen Kinnhaken, ehe ich ihm mit dem Fuß in die Weichteile trat, während ich weiterhin in sein dämliches Gesicht schaute.

Der Kerl ließ mich los und ich stürmte aus dem Haus. „Lauf!" rief ich Verena zu und rannte Richtung Dorf Mitte. „Wohin? Was ist los?" fragte Verena verwirrt, rannte mir aber nach. „Ins Jugendzimmer." teilte ich ihr mit und rannte um die Ecke.

Ich wusste das sich dort im Moment mehrere in unserem Alter aufhielten und feierten, Alkohol tranken oder irgendwelche Substanzen zu sich nahmen. Aber dieser Ort ist genau der richtige, um sich dort im Moment aufzuhalten, denn Zachary und sein Gefolge werden mit Sicherheit, dort kein Theater veranstalten. So mal sie unentdeckt bleiben wollen.

«☠︎︎»

Zachary:

„Boss, sie ist weggelaufen!" rief Aaron. Sofort sprang ich vom Sofa auf und aus dem Wohnzimmer. Draußen angekommen, erkannte ich, grade so noch, wie sie um eine Ecke rannte. Bei ihr ein blondes Mädchen, womöglich die Person, welche geklingelt hatte.

Alessandro und ich rannten die Gasse entlang. „Wo würdest du dich in einem Dorf verstecken?" fragte mich Alec, während wir um die Ecke liefen. „Wahrscheinlich dort wo mehrere Menschen sind. Sie weiß genau, dass wir dann nichts machen können." teilte ich ihm meine Theorie mit.

Ich denke das Rosalia nicht dumm ist, weshalb ich davon ausgehe, dass sie so denken wird.

„Okay. Wo lang jetzt?" fragte Alec, als wir an einer Kreuzung ankamen. Die beiden Mädels waren schnell, was das Rennen angeht. „Folg einfach der lauten Musik, dort werden wir sie schon finden."

„Dieses Kaff ist nicht größer als zweimal euer Anwesen und trotzdem dauert es eine halbe Ewigkeit einmal durchgelaufen zu sein." beschwerte sich Alec, als wir an dem Ort ankamen, den wir Gesucht haben.

Etwa sechzig Meter vor einem Gebäude, welches am Rande des Dorfes liegt, blieben wir stehen. Davor standen um die sieben Jugendliche, mit einer Flasche Bier und einer Zigarette in der Hand. Aus dem Gebäude, welches auch schon seine besten Jahre hinter sich hatte, hörte man laute Musik. Durch die Fenster erkannte man bunte Farben und vereinzelte Personen. Um das Gebäude standen mehrere Autos und Motorräder.

Ich richtete mein Shirt, damit man meine Waffe nicht sehen konnte und ging dann mit Alessandro auf das Gebäude zu. Wie drängten uns an den Menschen vorbei ins Innere. „Hier ist ja mehr los, als in der Bar, in Rom, in der wir einmal waren." stellte ich erstaunlicherweise fest. „Und das obwohl wir hier auf dem Dorf sind."

„Wahrscheinlich feiern die alle zusammen. Ich meine das nächste Dorf ist nur fünf Kilometer entfernt, also keine weite Strecke, um hier her zu kommen." rief mir Alessandro über die laute Musik hinweg zu.

„Lass uns aufteilen. Ich links, du rechst. Wenn du sie findest sag bescheid." teilte ich ihm mit. Dieser nickte und ging dann in seine Richtung davon.

Ich ließ meinen Blick über die Menge wandern. Als ich das Mädchen fand, war ich erst einmal sprachlos. Gerade eben rennt sie noch vor uns weg und jetzt tanzt sie, als wäre nichts passiert.

Alleine schon die Tatsache, dass sie keine Angst vor uns hatte, hat mir fasziniert, aber dass sie jetzt so tut, als wäre nichts...

Ihre blauen stechenden Augen trafen auf meine grauen. Als ihre Augen groß wurden biss ich mir in die Wange um ein schmunzeln zu verbergen. Aber was sie danach tat, ließ mich wütend werden.

Sie hob ihre Hand und strecke tatsächlich ihren Mittelfinger in meine Richtung, ehe sie unbekümmert weiter tanzte und sich mit dem blondhaarigen Mädchen neben sich unterhielt.

Ich schüttelte den Kopf und fuhr mir über den Mund, ehe ich mich weiter durch die Menge quetschte. Vor ihr blieb ich stehen. Ich sah im Augenwinkel Alessandro auf uns zukommen.

„Kann man dir irgendwie helfen?" fragte das blauäugige Biest und funkelte mich unschuldig an. Ich lachte sarkastisch auf und griff einfach nach ihrem Oberarm, ehe ich sie mit mir Richtung Ausgang zog.

bastardo, non toccarmi! (Bastard, dass mich nicht an)" rief sie mir über die Musik hinweg zu und befreite sich aus meinem Griff. Ich reagierte aber schnell und griff nach ihrem Handgelenk, ehe ich sie raus zog.

„Hey, lass sie los!" stellte sich ein Typ und in den Weg, welcher einer Bohnenstange glich. „Was wenn nicht? Willst du mich dann boxen?" fragte ich ihn amüsiert.

„Luca lass gut sein" mischte sich Rosalia ein und wollte freiwillig an ihm vorbei gehen, wurde aber von dem cretino (Idioten) aufgehalten. „Ich sehe, dass du nicht freiwillig mit dem da.." er zeigt demonstrativ auf mich, „...mit gehst. Also soll er dich gefälligst in Ruhe lassen."

Der Typ namens Luca schaute mich wütend an. Ich ignorierte ihn einfach und deutete Rosalia an raus zu gehen. Sie schnaubte und ging nach draußen.

„Ich verstehe echt nicht, was euer Problem ist. Ich habe euch bloß eure Arbeit abgenommen." blubberte sie und drehte sich zu mir um, als sie stehen blieb.

Ich stellte mich mit verschränkten Armen vor sie und musterte sie einmal. Die Beschreibung von Hugo passt auf jeden fall. Auch dass mit den Haaren, was uns Leonid gesagt hatte, stimmte.

Braune Haare, helle blaue Augen. Sie hatte leichte Sommersprossen, welche man durch dieses spärliche Licht, welches vom Gebäude nach draußen fiel, etwas erkennen konnte. Sie hatte perfekte weibliche Kurven, eine flachen Bauch und einen wohlgeformten Hintern, so wie eine perfekte Oberweite.

Würde sie im Moment nicht sowas wie mein Feind sein, währe ich womöglich über sie hergefallen. Aber dazu wird es nicht kommen, da ich sie erst einmal nach Italien, zu meinem Bruder, bringen muss.

Alessandro tauchte neben mir auf, sowie Aaron hinter Rosalia. Ich nickte ihm zu, ehe er ihr ein weißes Tuch ins Gesicht hält und wie kurz darauf ihr Bewusstsein verlor.

angioletto mioWo Geschichten leben. Entdecke jetzt