Meine Sachen schmeiße ich neben das Bett und lasse mich dann darauf fallen. Harry soll wieder verschwinden. Es klopft an meiner Tür. Bitte nicht. Ich antworte nicht, in der Hoffnung, dass er wieder verschwindet. Es klopft wieder. „Geh weg.", antworte ich laut. Wieso kommt er jetzt her? „Stell dich nicht so an, mach die Tür auf." , höre ich und stelle fest, dass es Neo ist, der dort steht. Ich seufze, raffe mich auf und stehe ihm kurz danach gegenüber. „Du dachtest, ich wäre Harry." – „Mhm." Er schüttelt den Kopf. „ich bezweifle ehrlich gesagt, dass er klopfen würde." – „Er stand auch plötzlich bei mit Zuhause im Garten.", erinnere ich ihn trocken. „Ich glaube trotzdem nicht, dass er es tun würde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er nicht bemerkt hat, dass du mit ihm nichts zu tun haben möchtest." Ich zucke mit den Schultern. Besser wäre es.
„Aber eigentlich bin ich hier, um dich abzuholen." – „Abzuholen?", frage ich verwundert. „Wir gehen runter in die Bar." – „Ich habe morgen ein Spiel." Er zuckt mit den Schultern. „Du musst dich ja nicht abschießen. Rick ist schon unten und sucht uns einen Tisch." – „Rick ist hier?" Überrascht sehe ich ihn an. Neo nickt. „Okay Sekunde." Ich gehe zurück ins Zimmer und Neo folgt mir. Ich hole mein Handy und mein Portemonnaie aus dem Rucksack. „Dein Zimmer ist viel größer als meins.", stellt er fest. „Wir sind immer in den Suiten untergebracht.", erinnere ich ihn. „Oder zumindest meistens." Er nickt verstehend und wir gehen raus, nachdem ich einen kurzen Blick in den Spiegel geworfen habe. Akzeptabel, aber nicht unbedingt gut. Was soll's, wir gehen sowieso nur runter in die Bar und nicht aus.
Rick hat uns einen kleinen Tisch an der Seite reserviert. „Neo hat mir verschwiegen, dass du auch hier bist.", grinse ich und setze mich. „Ich hab ein paar Tage frei.", antwortet er mir. „Und außerdem kann ich so zum Spiel, ohne zahlen zu müssen.", fügt er hinzu und ich lache. „Das ist natürlich ein Argument." Ein Kellner kommt und wir bestellen und alle ein Bier und ein paar Nachos. „Harry stand also einfach bei dir im Garten.", meint Rick dann. Ich nicke und schweige einen Moment. „Arschloch.", kommentiert Neo lediglich und trinkt einen Schluck.
„Er ist in ein Hotel gezogen." – „Und das macht es besser?", möchte Rick wissen. „Er hätte zumindest Ankündigen können, dass er wieder nach Tampa kommt." Ich zuckt mit einer Schulter und trinke einen Schluck. „Er ist hier, ist es da nicht egal, ob er es angekündigt hätte?" – „Du hättest ihm von Anfang an sagen können, dass er kein Recht mehr hat, dein Haus zu betreten.", antwortet Neo entschlossen. „Und außerdem hätte er sich denken können, dass das keine guten Idee ist." – „Er meinte, er wollte wieder weg sein, bevor ich vom Training komme.", antworte ich.
„Hör auf, ihn zu verteidigen.", widerspricht Rick sofort. „Tue ich nicht." – „Doch, das hast du.", pflichtet Neo seinem Mann bei. „Und außerdem ist das nicht besser. Er kann nicht einfach dein Haus betreten." – „Hat er dir wenigstens den Schlüssel zurückgegeben, als er da war?", möchte Rick dann wissen. Ich schüttle den Kopf. „Nein." – „Dann wird das höchste Zeit." Neo mustert mich kritisch. „Denk gar nicht erst darüber nach, ihn den Schlüssel behalten zu lassen." – „Tue ich nicht.", widerspreche ich. Rick zieht eine Augenbraue hoch. Ich seufze. „Vielleicht habe ich kurz daran gedacht.", gebe ich dann doch zu. „Es ist sein Schlüssel. Ich könnte das Schloss einfach austauschen lassen.", überlege ich laut, aber sofort schütteln beide den Kopf. „Kommt nicht in Frage. Er hat dir den Schlüssel wiederzugeben. Du solltest kein Geld ausgeben müssen, nur weil er ein Arschloch ist.", entgegnet Neo entschlossen. „Ich habe keine Geldsorgen." – „Trotzdem nicht.", pflichtet ihm Rick bei.
„Ich will nicht mit ihm sprechen müssen.", sage ich wenig später, als wir die zweite Runde Bier bestellt haben. „Ich... es tut weh mit ihm zu sprechen.", lege ich meine Gefühle offen. „Du liebst ihn immer noch?", schlussfolgert Rick und sieht mich mitleidend an. „Mhm." Ich nicke leicht. „Ich hatte gehofft, es ist nicht mehr so, aber dann war er plötzlich wieder da. Ich liebe ihn, aber es tut inzwischen nur noch weh. An das Gefühl, ohne ihn zu leben, habe ich mich auf eine merkwürdige Art und Weise gewöhnt, es war... okay. Meistens zumindest. Dass er jetzt hier ist, ist deutlich schlimmer.", erkläre ich den beiden.