„Scheiße, die wollten mich abfackeln!", bricht es schließlich aus mir heraus. „Irgendjemand wollte mich verdammt nochmal umbringen! Deswegen ist Harry gegangen! Er wollte mich schützen! Deswegen war er weg! Und jetzt wollen diese Menschen es wieder versuchen, scheiße, sie wollen mich tot sehen, weil ich für die Öffentlichkeit wieder schwul bin!"
Es ist mucksmäuschenstill in der Kabine. Niemand sagt auch nur einen Ton. Ich schließe die Augen. Fuck! Das hat ja super geklappt, dem Team nichts zu sagen, Tomlinson. Ich spüre die Blicke meiner Teamkollegen auf mir, sie erdrücken mich. „Louis?" Jemand drückt mir etwas in die Hand, es ist meine Wasserflasche. „Jemand wollte dich umbringen?" Ich sehe zu Zayn und bemerke, dass er Weiß wie eine Wand geworden ist. „Ja. Abfackeln", antworte ich knapp. „Es... ich darf euch nicht sagen. Die Polizisten... sie meinten jeder, der davon weiß, ist jemand zu viel. Deswegen sind die Cops alle hier. Es geht nicht um das Spiel oder um euch, es geht um mich. Diese Menschen wollen mich umbringen, weil ich auf Männer stehe."
„Verdammt... wir können doch so nicht spielen! Kenny!" Zayn sieht unseren Captain auffordernd an. Ich schüttle sofort den Kopf. „Wir können spielen. Es wird nur schlimmer, wenn wir jetzt aufdecken, dass irgendetwas nicht stimmt. Wir packen das, wir werden gewinnen." – „Sicher, dass du aufs Eis kannst?", fragt Drew mich jedoch anschließend. „Ich packe das, Coach. Ich weiß, dass ich hier sicher bin." – „Es ist deine Entscheidung. Jeder hier versteht, wenn du lieber nicht –" – „Und dann gewinnt ihr ohne mich? Vergesst es!", unterbreche ich unseren Trainer sofort. Ian grinst. „Diese Art kennen wir von dir."
Die Stimmung bleibt geknickt und bedrückend. Zayn ergreift das Wort, noch haben wir ein paar Minuten, bis wir zum Warm-Up raus müssen. „Ich schätze, wir haben uns bei Harry zu entschuldigen. Wenn er wirklich nur gegangen ist, um dich zu beschützen, haben wir ihn verdammt mies behandelt." – „Keiner von euch wusste den Grund. Ich doch auch nicht", entgegne ich und verspüre wieder dieses drückende, beißende Gefühl. Mein Gewissen frisst sich in meine Brust. Ich habe Harry so viele Miese Dinge an den Kopf geworfen. Ich habe ihn so schlecht behandelt. Ich war so unfair.
Die drückende Stimmung bleibt, bis wir zum Warm-Up die Kabine verlassen. Ich kann nicht anders, als mich kurz umzusehen. Hier ist alles wie immer: aufgeregte Zuschauer und einige Sicherheitskräfte. Nicht mehr als sonst auch. Was habe ich denn erwartet? Polizei mit Gewehren am Anschlag? Wohl kaum. Harry steht in der Box. Er lächelt kurz, als ich zu ihm sehe und winkt mir. „Komm schon. Dein Job ist nicht, Harry anzuhimmeln." – „Halt die Klappe, Rookie", antworte ich augenrollend und schnappe ihm den Puck weg. „Teenager", entgegnet er nur und klaut sich den Puck zurück.
Ich zwinge mich, mich zu konzentrieren. Die ganze Zeit drängen sich andere Gedanken in meinen Fokus, aber sie schaffen es nicht, die Überhand zu bekommen. Am Ende des Warm-Ups sehe ich die Kids des Vereins. Ich winke zum VIP-Bereich hoch und wie gedacht, tun sie es mir gleich. Ich grinse und nehme den Helm ab. Bevor ich meinen Teamkollegen in die Kabine folge, gehe ich zu Harry und drücke ihm einen Kuss auf die Lippen. „Woher kommt das denn?", fragt er überrascht. „Glückskuss", erwidere ich scheinheilig. Harry lächelt glücklich und schenkt mir noch einen Kuss. „Ihr werdet gewinnen, ich bin sicher." – „Danke, Love."
„Meinst du, das war so eine kluge Idee?" Irritiert sehe ich Kenny an. „Was meinst du?" – „Harry zu küssen." – „Ich küsse meinen Mann, wann immer ich will", antworte ich sofort angespannt. Ich werde einen Teufel tun und Harry nicht dann küssen, wann ich es möchte. Er schüttelt den Kopf. „Ich meine nicht, dass ich es dir nicht gönne, aber ist die Polizei nicht hier, weil es Menschen gibt, die genau das nicht tun?" – „Danke, dass du mich daran erinnerst." Meine Stimmung kippt sofort. „Ich meine ja nur." Ich seufze. „Ich werde nicht darauf verzichten. Hier sind so viele Cops und Security-Leute. Hier bin ich wahrscheinlich sicherer als zuhause", gebe ich zu bedenken.