76. Kapitel

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Harry öffnet mir die Beifahrertür. Wenig später sitzt er neben mir im Wagen. Er startet das Auto allerdings noch nicht. „Du sagst mir, wenn dir etwas zu schnell geht? Oder zu viel wird? Oder –" – „Ja", unterbreche ich ihn, sofort. „Werde ich, aber mir geht nichts zu schnell." Ich lege eine Hand auf seinen Oberschenkel. Sein ganzer Körper steht unglaublich unter Spannung. „Bist du beim Training dabei?" – „Nachmittags, aber nur kurz", nickt er. „Was... uhm... darf ich machen?", fragt er zögerlich und ich erwische ihn dabei, wie er für einen kurzen Moment auf meinen Mund sieht. „Ich werde dich nicht wegstoßen, wenn du mich küssen möchtest, oder wenn du mich umarmen möchtest, oder meine Hand nehmen möchtest", stelle ich klar. Mir ist warm in der Brust und ich fühle mich so leicht, wie die letzten zwei Tage schon.

Harry tut genau das: Er küsst mich. Wir stehen vor dem Eingang zur Trainingshalle. Er küsst mich um den Verstand, dass ich fast vergesse, dass ich gleich zu spät sein werde. Ich ziehe ihn eng an mich heran und merke, dass er lächelt. Er ist glücklich, das macht mich glücklich. Seine Lippen sind weich und sanft. Mir ist aufgefallen, dass sie weniger spröde und trocken sind seit einigen Tagen. Und er war beim Frisör. Mir wird warm bei dem Gedanken, dass er es gemacht hat, weil wir auf dem Weg dahin sind, wieder ein Ehepaar zu werden. Ist es falsch, dass mir der Gedanke kommt, dass es ihm wir mir geht und es ihm seit einigen Tagen wieder besser geht, also gut? So richtig gut?

„Es gibt die Tomlinsons also wieder?", fragt plötzlich jemand und der Kuss endet abrupt. Zayn ist gerade angekommen und sieht uns mit einem Blick an, den ich nicht recht deuten kann. Wirklich überrascht scheint er nicht zu sein. „Die Tomlinsons?" – „Ja, euch beide, also als Paar", erklärt er mir kurz. Ohne es zu merken, ziehe ich Harry mit dem Arm um seiner Taille näher zu mir. Zayn schmunzelt. „Die Antwort reicht mir." Ich sehe zu Harry und merke sofort, dass er nervös ist.

„Ich habe keine Ahnung, wie du das angestellt hast, Harry", ergreift Zayn wieder das Wort und fängt damit unsere Aufmerksamkeit. „Aber irgendetwas scheinst du richtig gemacht zu haben. Versau es nicht wieder." – „Garantiert nicht", antwortet er dem Verteidiger sofort. Vollkommen überzeugt scheint dieser nicht zu sein, aber er belässt es dabei. Er geht in die Halle. Ich wende mich zu Harry. „Ich sollte auch reingehen." – „Bis später, viel Spaß beim Training, Schatz." Herr Gott, wie sehr habe ich diese Kleinigkeiten vermisst. „Wünsche ich dir für deine Arbeit auch", antworte ich und küsse ihn noch einmal.

In der Umkleide angekommen, werde ich weder skeptisch angeschaut, noch sind fragenden Blicke auf mich berichtet. Zayn hat nichts gesagt. Er sieht kurz zu mir. „Deine Sache", formt er tonlos mit den Lippen. Ich nicke dankend.

Mein Team wird es spätestens heute Nachmittag erfahren, weswegen ich beschließe, die Mittagspause dazu zu nutzen, Klartext zu sprechen. Wir setzen uns angestrengt auf den Boden und nachdem ich meinen Durst gestillt habe, sage ich: „Harry wird gleich herkommen." Irgendwie muss ich ja anfangen. „Und?", fragt Jerry irritiert. „Das ist doch nichts Besonderes." Ich schweige. „Alles klar." Kenny braucht keine weiteren Erklärungen. „Glaubst du wirklich, uns wäre nicht aufgefallen, dass du deinen Ring wieder trägst?", fragt Ian mich trocken. „Ihr habt nichts gesagt, ihr seid doch sonst nicht so", antworte ich verwundert. „Es ist deine Sache", sagt Coach Drew plötzlich. „Du hast ihnen verboten, mich darauf anzusprechen", verstehe ich.

Er zuckt mit den Schultern. „Du sollst dich genau wie alle anderen aufs Training konzentrieren. Abgesehen davon ist keiner hier darüber extrem überrascht, dass du ihm doch noch eine Chance gibst." Nicht? Mein Blick scheint alles zu sagen. Kenny lacht und schüttelt den Kopf. „Du bist nie über ihn hinweggekommen. Ich denke, ich spreche für alle, wenn ich sage, richtig nachvollziehbar ist deine Entscheidung nicht, aber es ist deine Ehe." – „Ihr akzeptiert das einfach so?" – „Was dachtest du denn?", will Ian wissen. „Äh... dass ihr mir sagt, dass es dumm ist, mich wieder auf Harry einzulassen?", erwidere ich verwundert und sehe durch die Runde. Liam verdreht die Augen. „Ist es auch." – „Aber am Ende ist es deine Entscheidung", grätscht Zayn dazwischen. So richtig traue ich der Situation noch nicht.

Kenny seufzt. „Noah hat mir geschrieben." – „Was?" Was soll das denn jetzt? Kenny zuckt mit den Schultern. „Er meinte nur, dass Harry dir wohl alles erklärt hätte. Offenbar war es eine verdammt gute Erklärung." Er zögert, bevor er weiterspricht. „Louis, niemand hier will dir irgendetwas versauen oder so. Du bist Teil unseres Teams und viele von uns haben erlebt, wie es vor zwei Jahren war. Natürlich sind wir Harry gegenüber skeptisch, sehr sogar, aber du liebst diesen Kerl nun einmal."

Fuck, ich habe diese Jungs überhaupt nicht verdient.

Die Mittagspause ist fast vorbei, als Kenny plötzlich sagt. „Dein Mann traut sich nicht zu uns." Verwundert sehe ich ihn an. „Komm schon rein!", ruft Zayn. Ich drehe mich um und sehe Harry im Türrahmen stehen. Zugegeben, es sieht wirklich aus, als würde er sich nicht trauen – oder zumindest stark zögern. Ich stehe auf und Harry kommt auf mich zu. Sofort lasse ich meine Finger zwischen seine gleiten und spüre, wie sein Körper sind entspannt.

„Du trägst deine Ringe also auch wieder", stellt Liam trocken fest. „Uhm... ja." Harry sieht zu mir. „Sie wissen es." – „Als könnte Louis etwas vor uns verheimlichen", meint Ian amüsiert. „Hast du ihnen gesagt, was los war?", fragt Harry mich leise. Ich wende mich zu ihm. „Du hast mich darum gebeten, es nicht zu tun." – „Ja, aber das ist dein Team und deine Freunde und... uhm..." Ich drücke seine Hand leicht. „Komm mit." Harry lässt sich von mir durch den Flur führen. Ich gehe mit ihm einfach in die Umkleide. Wir waren damals nur ein paar Mal allein hier. Harry küsst mich augenblicklich. Er drückt mich gegen die Tür der Kabine und küsst mich innig, leidenschaftlich, heiß. Ich keuche auf und erwidere den Kuss. Ich ziehe ihn zu mir und meine Gedanken werden leiser. Er küsst so unfassbar gut. Seine weichen Lippen schmiegen sich gegen meine und seine Zunge leckt neckend darüber. Ich öffne den Mund und lasse zu, dass er mich verführt. Er weiß genau, was er tun muss, damit ich den Verstand verliere.

„Verdammt", flucht er gegen meine Lippen. Ich möchte ihn noch einmal küssen, aber er weicht zurück und atmet tief durch. Ich mustere ihn. Sein Schwarz drückt hart von innen gegen seine Hose. Mir geht es nicht anders, sein Anblick macht es noch schlimmer. Er richtet sich die durch mich zerzausten Haare. „Tut mir leid, ich hätte dich nicht derart überfallen dürfen." – „Überfallen?" – „Küssen", korrigiert er. Überfallen trifft es zwar auch, aber gut. „Ich glaube, es ist ziemlich deutlich, dass ich es möchte", antworte ich schmunzelnd. Er sieht an mir herab und sein Blick bleibt einen kurzen Moment an meiner Mitte hängen. Er lächelt sofort ein wenig und mir wird wärmer. Dann fängt sein Blick wieder meinen. „Ich möchte nichts überstürzen." – „Tust du nicht", widerspreche ich sofort. „Fuck, Louis." Er flucht selten, und vor allem nicht so. Ich weiß genau, was das heißt.

„Ich werde nicht mit dir in der Spielerumkleide vögeln", stelle ich sofort klar. Mit großen Augen sieht er mich an, dann schüttelt er den Kopf. „Auf gar keinen Fall." – „Aber ich werde auch nicht wochenlang warten", füge ich entschlossen hinzu. Er nickt, aber ich sehe ihm an dass ihm noch etwas anderes durch den Kopf schwirrt. „Raus damit", fordere ich. „Was?" – „Wir sind ehrlich, weißt du doch?", erinnere ich ihn. Ertappt lässt er die Schultern hängen. „Es... uhm..." Ich lasse ihm Zeit, nach den richtigen Worten zu suchen. „Du hast nicht mit Oliver geschlafen... oder?" – „Wie kommst du jetzt auf Oliver?" Irritiert sehe ich ihn an. Daran denkt er, wenn wir heiß und zügellos rummachen? „Falls, oder wenn, wir wieder miteinander schlafen, würde ich es gerne so wie früher machen", antwortet er mir. „Ohne Kondom."

„Ich habe nicht mit ihm geschlafen", antworte ich sofort. „Ich habe seit dir mit niemandem mehr geschlafen." – „Niemand? Kein Einziger? Kein One-Night-Stand?", fragt er nach. „Was? Bist du jetzt enttäuscht?" – „Himmel, nein, aber..." Ich spanne mich an, mein Magen zieht sich zusammen und ich beiße mit auf die Unterlippe. Meine Reaktion bleibt ihm nicht unbemerkt. Er tritt auf mich zu und legt mir beide Hände an die Wangen. „Ich auch nicht. Schatz, ich auch nicht, ich dachte nur... es waren immerhin fast zwei Jahre. Ich hätte verstanden, wenn du –" – „Wenn ich jemand anderen gevögelt hätte?" Er nickt und streicht durch meine Haare. Sofort fühle ich mich geborgen und die Anspannung fällt von mir ab. „Habe ich nicht", wiederhole ich und lächle ein bisschen. „Ich auch nicht." – „Kitschig, oder?", grinse ich und er lacht leise. Es klingt so schön. „Ziemlich, aber ich mag es." Ich küsse ihn.

„Uhm... wenn du trotzdem möchtest, dass ich mich teste, dann würde ich das natürlich tun." – „Möchtest du, dass ich mich teste?", frage ich ihn daraufhin. „Ich vertraue dir." – „Gut", lächle ich und küsse ihn wieder.

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 Es läuft doch ganz gut oder? Was meinst ihr, wie es weitergehen wird? 

Love, L

Lightning's HattrickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt