7. Verletzt

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Fast eine Woche bekam ich ihn kaum noch zu Gesicht. Er warf nur etwas Fleisch in meinen "Raum" und einmal sogar ein Brot, doch sonst blieb er in dem anderen Teil der Höhle oder ganz und gar Draußen.
Ich nutzte die Zeit und hohlte mir ein Buch und die Blätter, doch ich durchsuchte auch dem Goldhaufen und fand schließlich einen recht langen Dolch, den ich unter meinen Kissen versteckte.
Wenn er nochmal versuchen sollte mich zu küssen oder sonst was würde er ihn zu spüren bekommen.
Ich seufzte und drehte mich herum weil es mir mal wieder nicht gelang einzuschlafen als ich plötzlich ein komisches Geräusch hörte.
Ich hatte zwar gehört wie er als Drache angekommen war doch das... das war kein Knurren oder brüllen. Es war fast ein Wimmern.
Zögernd sah ich hinaus und konnte im Mondschein erkennen wie Blut von seinem Körper tropfte.
Ich war ziemlich perplex denn ich konnte mir nicht vorstellen wer ihn verletzten konnte.
Er wurde zum Menschen und ich ging zögernd hinaus.
"Bist du verletzt?" Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
"Ein wenig" Die Antwort war knapp und sein Gesicht ausdruckslos, als würde es ihn gar nicht intessirten. Oder als würde er es gar nicht bemerken. Deshalb sagte ich nun "Du bist verletzt" Er schaute etwas ratlos an sich herunter, so als könnte er die Gestalt in der er sich gerade befand kaum begreifen und schon gar nicht das er verletzt war.
Ich hatte bisher nie darüber nachgedacht doch diese Verwandlung musste wirklich anstrengend sein. Was für eine Kraft musste es ihn jedes mal kosten wenn er seine riesige Gestalt in den kleinen Körper eines Menschen quetschte. Vielleicht war es sogar anstrengend sich nicht wie ein Tier zu benehmen. Ich wusste es nicht.
Das Tropfen von Blut auf den Boden machte mir jedoch klar das wir gerade wichtigere Probleme hatte.
"Hast du Verbandsmaterial?"
Bisher hatte ich jedenfalls keins gesehen.
Er hob den Kopf und schaute mich wieder an. Stumm und müde. Dann sagte er "In dem Studierzimmer gibt es ein Kästchen"
Als ich ihn dahin folgte versuchte ich nicht an all das Blut zu denken. Ein Mensch wäre sicher schon umgekippt. Stattdessen betrachtete ich seinen Rücken. Bei jeder Bewegung zeichnete sich seine Rückenmuskulatur ab. Sein Körper schien sowieso nur aus Muskeln zu bestehen. Sah fast aus wie eine aus Stein gemeißelte Statur auf einem großen Platz oder einem alten Brunnen. Genau so perfekt war seine Haut. Wie es sich wohl anfühlen würde darüber zu streichen? Hart wie Stein oder doch weich?
Im Studierzimmer ließ er sich in den Sessel fallen und schaute zu, wie ich die Regale durchsuchte. Als ich das Holzkästchen zwischen den Büchern gefunden hatte zögerte ich kurz. Eben hatte ich noch darüber nachgedacht in zu berühren doch nun musste ich wieder an den Kuss denken. Außerdem war da ja auch noch all das Blut.
Aber ich ließ mir nichts anmerken und begann seine Brust vom der roten Flüssigkeit zu befreien. Seine Haut war unerklärlich warm an meinen kühlen Fingern und tatsächlich weich, trotz all dieser Muskeln, denn auch am Bauh hatte er nicht gerade wenig davon. Allerdings zog sich ein großer Schritt darüber. Sicher tat die Berührung weh doch er blieb still. Zuckte nicht mal.
"Wer war das?" Wollte ich wissen doch er schnaubte nur "Menschen" und wieder kehrte die Stille zurück.
Er zuckte auch nicht während ich ihn Verband.
Doch als ich aufräumte folgten mir wieder seine Blicke und als ich es bemerkte schlukte ich. "Ich würde sagen wir sollten jetzt schlafen gehen"
"Ich bin nicht müde" log ich und er legte den Kopf schräg. "Ich seh doch deine Augenringe"
Mist.. kein Wunder. Ich hatte in den letzten Tagen wirklich schlecht geschlafen.
Er nahm mich an der Hand und ging mit mir zurück in die Haupthöhle. Eine sanfte Brise wehte von der Öffnung herrein und strich mir über das Gesicht. Er war kalt und so drückte ich mich Automatisch etwas an seinen warmen Körper.
Er warf mir einen Seitenblick zu. Sanft... Keine Spur von der Bestie mit der er gerade selbst noch gekämpft zu haben schien. Ich wusste wirklich nicht, was ich von ihm halten sollte. Weil ich nicht wusste was ich sonst tun sollte fragte ich "Tut es sehr weh?"
Er schüttelte den Kopf obwohl ich mir das wirklich nicht vorstellen konnte. Das musste eine Lüge sein.
Plötzlich seuftze er "Ich sollte mich bedanken"
"Musst du nicht"
Er mussterte mich mal wieder und fragte dann "Woher weißt du wie man das macht? Wunden versorgen?"
"Übung macht den Meister. Ich musste mich ja immer um meine eigenen Wunden kümmern"
Vorsicht sah ich zu ihm auf denn ich wusste dass er mich die ganze Zeit aufmerksam betrachtete. Sein Mund war lediglich schmale Linie als er fragte "Hat sich jemals jemand um dich gekümmen? Oder dir irgendwas beigebracht?"
"Als ich noch ganz klein war lebte ich in einem Weisenhaus der Kirche, doch dann schmiss man mich raus. Und seitdem musste ich mich allein zurecht finden also nicht wirklich."
Ich wollte kein Mitleid doch so war es nunmal und ich hätte es nicht erzählt wenn er nicht direkt danach gefragt hätte.
Er überlegte kurz während wir nun in die kleine Nebrnhöhle liefen. Dann fragte er "Ich schätze dann musstest du auch lernen dich selbst zu verteidigen. Immerhin kannst du Schnittwunden versorgen"
Ich hob die Augenbrauen und fragte mich worauf er hinaus wollte doch ich nickte leicht und er fragte.
"Denkst du du könntest mit dem Messer unter deinem Kopfkissen wirklich etwas gegen mich ausrichten?"
Ich hielt die Luft an und starte ihn an "Woher weißt du das ?"
Er grinste. Da war es wieder. Das Raubtier von eben. "Das ist Gold ich kann es richen"
Ich schlukte denn ich hatte nicht damit gerechnet das seine Sinne so schaf waren. Aber er grinste nur "Wenn du es mit einem Drachen aufnehmen willst wirst du etwas mehr Brauchen als so einen Zahnstocher Tiara"
Ich hatte noch nie gehört wie er meinen Namen aussprach. Es klang föllig normal. Nein mehr noch... Es klang so zärtlich als würde er jede Silbe beim ansprechen streicheln. Nicht als wäre er ein Ungeheuer. So hatte noch nie jemand meinen Namen gesagt. Wenn ihn überhaupt mal jemand aussprach dann war es voller Abscheu.
Ich setzte schon zu einer Antwort an, aber er kam mir zuvor und plötzlich spürte ich wieder seine Lippen auf meinen.
Ich sollte ihn weg stoßen. Ihm das verfluchte Messer in die Brust stechen doch was dann? Wenn ich ihn tötete würde ich hier oben sterben. Das selbe galt auch wenn ich ihn zu wütend machte und auch wenn es mir irgendwie Angst macht war es nicht unangenehm. Nein dieser Kuss fühlte sich gut an. Er wusste was er tat.

A Heart of Gold is Always coldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt