27. STORYTELLER

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Würde er...?
Würde er ein Brief schreiben?
Aber an wen auch?
Grace? Nein sie würde es nur noch mehr verletzten, nicht dass sie dann nachkommen würde.

Seine Schul-"freunde"? Nein sie hatten immer nur gedacht er wäre der fuckboy der Schule dem es super ging und der eben ab und zu Drogen nahm und ab und zu ein Mädel abschleppte.

An Becca verlor er noch nicht mal einen großen Gedanken. Sie war eh nur mit ihm zusammen wegen der Beliebtheit der Leute auf ihrer Schule.

Also lief er in seine Wohnung, auch die hatte er sich ganz alleine erarbeitet wie eigentlich alles in seinem Leben.
Er lief zu seinem Drogenschrank und spülte alles die Toilette runter außer eine Dose.
Es tat ihm sehr weh aber wenn er eh sterben würde, würden sie niemandem helfen.

Er schaute sich noch ein letztes mal in seiner Wohnung um, er lief an die großen Fenster, unter ihm erstreckte sich die Stadt, die in der Dunkelheit lag. Die einzelnen Lichter der Stadt verschwammen langsam in Isaacs Augen, denn Tränen kamen auf.
Über 8 Jahre hatte er sich durch dieses Elend gekämpft, durch diesen Drang einfach zu sterben.
Ganz alleine.

Er fühlte sich wie ein Stück Scheiße.
Ihm war egal was die Leute über ihn denken würden. Er hoffte niemand dachte an ihn und alle würden ihn vergessen, er wollte nicht noch mehr im Weg stehen, noch mehr Probleme bereiten.

Er sah den Motorradunfall als ein Zeichen dass es endlich an der Zeit war zu gehen.
Grace war sein kleines Licht in der Dunkelheit gewesen, es ging ihm besser ja, aber als dann dieser Vorfall vorkam kam alles wieder hoch.
Am liebsten hätte er diese Bastarde umgebracht aber Ace hatte ihn aufgehalten.
Eine noch größere Last legte sich über ihn.
Das Gefühl von Liebe, Aufmerksamkeit und Zuneigung von Grace was er davor nie bekommen hatte.
Das Gefühl wenn sein Herz schneller pochte, sein Atem stärker wurde, er wusste nicht was er mit seinen Händen anstellen sollte, war hin- und hergerissen, durcheinander: Nervosität.
Er hatte so etwas wie Liebe noch nie zuvor gespürt und das machte ihn fertig.

Schon mit 10 Jahren hatte er viel zu viel gesehen und durchgemacht für sein Alter.
Er dachte er würde schon alles kennen, er hätte nie gedacht er würde jemals so etwas fühlen. Er war viel zu kalt dafür, dachte er.
Es hatte ihn überrumpelt.

Er hatte nur an sie gedacht und nach dem Vorfall hatte er sich schreckliche Sorgen um sie gemacht.
„Scheiße" flüsterte er und Tränen flossen über sein Gesicht.
Er rannte ans Telefon und wählte die Nummer der Polizei, er musste die beiden w*chser anzeigen. Anonym gab er den Fall bekannt und beschrieb die Männer. Nachdem die Polizei sich bedankt hatte schlug Isaac mit zitternden Händen das Handy auf den Tisch, mit voller Wucht, so oft bis es vollkommen kaputt war.

-
Grace lag immer noch im Krankenbett und versuchte vergeblich zum 6. Mal Isaac anzurufen.
Ace und Scarlett liefen in das Zimmer und brachten ihr etwas zu essen, eine Kürbissuppe mit Brot.
„Er geht immer noch nicht ran".
„Grace lass ihn, er hat dich nicht verdient" sagte Ace und hielt ihre Hand.
Scarlett strich ihr über die Haare „Du musst trotzdem essen. Du musst wieder zu Kräften kommen."
Eine Pflegerin kam dazu „Sie müssen essen, sonst müssen sie Zwangsernährt werden und das wollen sie bestimmt nicht."
„Ich kann nicht..." flüsterte Grace.
„Ich will auch nicht!" Schrie sie und schlug auf das Essen bis der Teller zersprang und sich die Suppe über ihrem Bett ausgebreitet hatte.
„Grace" alle schrieen aufgebracht ihren Namen und die Pflegerin hielt ihre verwundeten Hände fest.
Grace drehte sich wild umher sodass ihre dünnen Haare in das Gesicht der Pflegerin klatschten.

Sie sah die entsetzten Blicke von Ace und Scarlett. Sie hatte schon wieder jemanden enttäuscht. Sie spürte einen Stich in ihrem Arm und alles wurde schwarz.

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„Hey mein Schatz, du bist wach" sie blinzelte und blickte in das Gesicht ihrer Mutter. Sie hatte geweint und rang sich ein Lächeln ab.
Was war passiert?
Sie erinnerte sich wieder und alle Bilder strömten auf sie ein.
Isaac nach dem Motorradunfall, die Männer, ihr knochiger Körper, das Krankenhaus und der Gedanke zu essen.
Sie blickte sich um, Scarlett war verschwunden. Die Pflegerin unterhielt sich leise mit einer anderen, großen Frau.

„Sie haben es mir erzählt und..." sie stockte und kämpfte mit den Tränen. Sie drückte Grace dünne Hand „Was stellst du denn an".

Erneut eine enttäuschte Person.

„Papa ist auf dem Weg, er wurde auch informiert".

Scheiße.

„Wie geht es dir, willst du mit mir reden?"
„Seid wann interessiert es dich denn wie es mir geht?" Sagte Grace kalt.
Ihre Mutter verstummte für einen Moment „Was?" Sie lachte etwas nervös
„Schon immer".
„Nein, wenn es wirklich so gewesen wäre hättest du und dad etwas bemerkt."
„Wir waren beschäftigt und das tut uns schrecklich leid, wir werden mehr für dich da sein" sagte ihr Vater, der ohne dass Grace es bemerkt hatte jetzt auch dazu gekommen war.
„So beschäftigt dass ihr noch nicht mal wusstet dass ich Klassenbeste war, einem Jungen Nachhilfe gegeben habe, mich in ihn verliebt habe, sexuell missbraucht wurde
und-"
Sie atmete auf.

Scheiße was erzählte ich da?

„Und aufgehört zu essen habe. Sogar ein fast fremder Junge hat sich mehr um mich gekümmert als ihr. Aber vielleicht ist das gut so denn ich habe wirklich schon genug Menschen verletzt und wenn ich euch eh nicht wichtig bin dann könnt ihr gar nicht verletzt sein und-"

„Schatz, das...das stimmt doch alles gar nicht. Wir lieben dich." Unterbrach sie ihre Mutter.
„Ja du hast ein völlig falsches Bild von uns" ergänzte Grace Vater.
„Achja?" Tränen strömten über Grace fahles Gesicht.
„Ja, wir machen uns Sorgen um dich und wir werden alles versuchen dass es dir besser geht. Bitte glaub uns" ihre Mutter umarmte sie weinend.
„Ich oder wir sind uns sicher dass du niemanden verletzt hast. Deine Freunde machen sich bestimmt auch Sorgen um dich" ihr Vater begann auch zu weinen.
„Wir sind so stolz auf dich und du hättest uns einfach alles erzählen können und auch von dem Jungen, wir würden uns freuen ihn kennenzulernen"
„Ja und diese Vergewaltiger, ich verstehe wenn du darüber nicht reden willst aber es ist sehr wichtig das diese Typen hinter Gitter kommen", ihr Vater zitterte.

„Ihr wart ja nie Zuhause" schrie Grace.
„Ich weiß ich weiß" beruhigend strich ihr Vater ihr über den Rücken.
„Aber wir haben uns frei genommen und werden uns um dich kümmern"
Es war still und nur noch Geschluchze war zu hören. Ace kam dazu und umarmte sie auch.
„Du schaffst das" flüsterte er.

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his girl...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt