Unerwartete Bündnisse

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„Aber nicht jetzt", flötete Merlin einfach gut gelaunt in die Runde, völlig ignorant gegenüber der Anspannung, die über uns allen lag, obwohl man sie förmlich in Scheiben hätte schneiden können. Dieser Kerl hatte wirklich überhaupt kein Feingefühl. Man hätte meinen sollen, bei Hofe hätte er das gelernt, aber offenbar war da so einiges an ihm vorbeigezogen. Ich ächzte verhalten, da ergriff Mary das Wort, die den weißhaarigen Magier nun selbst etwas skeptisch ansah. „Ich habe natürlich Verständnis dafür, dass ihr so etwas Wichtiges nicht vor einem fremden Master und einem fremden Servant besprechen wollt." Sie lächelte entschuldigend in meine Richtung. Also hatte nicht nur ich meine Vorbehalte gegen diese Knalltüte. Irgendwie beruhigend. Je länger ich Merlin kannte, desto weniger verstand ich, wieso damals irgendjemand auf die hirnrissige Idee gekommen war, auf ihn zu hören. Waren die Leute im Mittelalter einfach alle permanent high oder besoffen gewesen? Auf mich hatte nicht die Hälfte, von dem was er palaberte, nach einer guten Idee geklungen.
„Diese Angelegenheiten, denke ich, gehen dich nichts an, Caster", bemerkte Tristan unfreundlich. Grimmig funkelte ich ihn an. War das sein Ernst? „Nichts an?", fragte ich nach, ohne eine Antwort zu erwarten. „Es betrifft meinen Master. Natürlich geht es mich etwas an." Tristans halb geöffnete Augen lagen auf mir, doch Freundlichkeit suchte ich in seinem Blick vergeblich. Er wurde mir mit jeder Minute unsympathischer. Mary hingegen konnte ich eigentlich ganz gut leiden. „Das sehe ich wie Caster", stellte sie sich sogar auf meine Seite. „Und ich würde mich freuen, wenn wir", meinte die junge Frau bestimmt mit einem mahnenden Seitenblick in Tristans Richtung, „Ein Bündnis schließen würden. Immerhin hast du uns ja bereits geholfen und damit sehr wahrscheinlich unser beider Leben gerettet." Sie lächelte strahlend, ganz im Gegensatz zu ihrem Servant, der dreinsah, als müsse er einen Liter Zitronensaft pur trinken. „Dann lasse ich euch das doch in Ruhe aushandeln", mischte sich Merlin unvermittelt ein. „Betrachtet mich als neutralen Beobachter."
Seufzend wandte ich mich Mary zu, Archer an ihrer Seite einfach ignorierend. Er wollte nichts mit mir zu tun haben? Bitteschön. Ich war auch nicht gerade scharf drauf, mir blöde Bemerkungen als Dank für die Rettung seines Lebens anzuhören. Wäre mir Mary nicht so sympathisch, hätte ich ein Bündnis kategorisch ausgeschlossen. Dazu kam noch, dass Tristan Merlin kannte und vielleicht mehr wusste, als er bisher bereit war, preiszugeben, was die ganze Sache mit Elisabeth anging, auf die ich mir noch immer keinen rechten Reim machen konnte. Allerdings blieb die Frage, ob sich Tristan einem Bündnis überhaupt fügen würde. Misstrauisch warf ich einen Blick in seine Richtung, dann wandte ich mich wieder Mary zu, die erfreut dreinsah.

„Wunderbar. Dann sollten wir die wichtigsten Punkte auf jeden Fall festhalten. Selbstverständlich kämpfen wir nicht gegeneinander solange das Bündnis währt und sollten einander beistehen, wenn es zu einem Kampf kommt", begann sie mit immer ernster werdender Miene. Ich nickte ob dieser Bedingungen, die wohl die Grundlage für jedes Bündnis wären, mir aber doch Bauchschmerzen bereiteten. In einem direkten Kampf wäre ich Tristan keine Hilfe. „Außerdem sollten wir Informationen austauschen", wog Mary nun ab. Eilig schaltete ich mich ein. „Auf jeden Fall. Was wir in Kämpfen oder Gesprächen erfahren, sollten wir teilen", stimmte ich zu und ließ damit doch bewusst etwas außen vor, nämlich das Wissen, dass ich bereits hatte. Diesen Trumpf wollte ich so einfach nicht teilen. Tristans Master jedoch nickte nur sichtlich erleichtert. „Ja, genau. So können wir einander auch besser beschützen und unterstützen!", ereiferte sie sich und warf einen begeisterten Blick in Tristans Richtung, der eher aussah, als hätte man ihn gezwungen, in eine Zitrone zu beißen.
„Nun, ich finde, wir sollten auch unsere Namen alle offen legen", fügte Tristan mit bissiger Miene hinzu. Klar, dass er das fand. Ich kannte seinen Namen ja auch schon. Gönnerisch lächelte ich ihn an. „Aber selbstverständlich." Dass ihn diese Antwort überraschte, zeigte seine Haltung nur kurz, doch ich wusste ja längst, dass ihm mein Name exakt überhaupt nichts sagen würde. Sollte er ihn halt wissen. Back dir ein Eis, Archer.
„Außerdem sollten wir zumindest Telefonnummern austauschen", merkte ich an, Archer wieder ignorierend, der mich ansah, als habe ich ihm gerade vorgeschlagen, Babyrobben niederzuknüppeln. „Oh, stimmt. Wir sollten einander erreichen können", stimmte mir zumindest Mary zu, die ihr Handy aus der Tasche zog, um mir dann auf einen Zettel, den ihr Merlin mit einem Lächeln reichte, ihre Nummer zu kritzeln. Könnten Blicke töten, hätte Tristan jetzt den Magier der Blumen auf dem Gewissen, der wieder seine Beobachterposition einnahm. Mary schien das nicht einmal zu bemerken, sondern fixierte wieder mich. „Dein Noble Phantasm, das, mit dem du Archer und mich gerettet hast..." Sie zögerte, also schüttelte ich den Kopf. „Ich kann es nicht allzu oft einsetzen. Wir sollten keine Strategie darauf aufbauen, wenn wir uns nicht absolut sicher sind, dass es sich lohnt." Nur kurz wirkte sie nachdenklich, dann nickte sie. „So etwas in der Art hatte ich mir gedacht. Was immer du jedoch getan hast, war sehr beeindruckend. Dein Noble Phantasm muss sehr mächtig sein", lächelte sie mich an und war damit wieder alleine, denn ihr Servant hatte die Augen wieder geöffnet und starrte mich voller Misstrauen an.

Fate/Royale (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt