Tee, Kekse und ein Geheimnis

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Ich wischte gerade den Tisch ab, als Elisabeth aus dem Schlafzimmer geschlurft kam. Sie wirkte noch ein wenig neben sich, so wie sie sich die Augen rieb. "Master", grüßte ich sie mit einem Lächeln. "Hast du ausschlafen können?" Ob sie wohl ahnte, was mit ihr geschehen war? Vermutlich nicht und wenn ich ehrlich war, wollte ich es ihr auch nicht direkt auf die Nase binden. Damit würde ich ihr nur Angst machen. Es genügte, wenn ich Angst hatte. "Nicht so richtig. Und du, Caster?", murmelte sie noch etwas schlaftrunken zurück. Sie klang wieder völlig wie sie selbst. Kein dunkler Unterton, kein Gefühl von Kälte in ihrer Ausstrahlung. Eli war wieder die süße Teenagerin, die mich in diese Welt beschworen hatte. Mir fiel ein Stein vom Herzen. "Als Servant brauche ich keinen Schlaf", erlaubte ich mir, sie mit einem Lachen zu erinnern, während ihr Blick durch den Raum wanderte, fast als ahne sie, dass jemand hier gewesen war.

Skeptisch folgte ich ihrem Blick, der schließlich an einem Teller Keksen hängen blieb. "Du hast ja schon ohne mich gebacken!" Beleidigt verschränkte Eli die Arme und blickte zu mir auf. "Ich dachte, wir machen das zusammen." "Entschuldige Master", beeilte ich mich zu sagen. "Ich wollte dich nicht wecken. Darum habe ich mich alleine darum gekümmert." Elisabeth blies die Wangen auf. Sie wirkte alles andere als beschwichtigt, griff aber nach einem Keks und schob sich diesen in den Mund. "Wie wäre es, wenn du dafür den Tee vorbereitest?", schlug ich ihr vor. Das schien sie aufzumuntern, denn sofort verwandelte sich ihre missmutige Miene in ein strahlendes Lächeln. "Au ja, das mache ich! Bestimmt kommen die beiden Ruler auch bald." Ich nickte ihr noch nach, als sie in die Küche flitzte, wo ich sie rumoren hören konnte. Nachdem ich den Tisch ordentlich abgewischt hatte, folgte ich ihr. Sie hatte bereits den Wasserkocher befüllt und sortierte gerade eine Auswahl an Teebeuteln. "Welche Sorte soll ich machen?", wandte sich Eli an mich, nur kurz über die Schulter blickend, als ich eintrat. "Welche Sorte magst du denn?", gab ich die Frage zurück und erntete ein Grinsen seitens meines Masters. Elisabeth zögerte nicht mehr und griff nach einer Pappbox mit der Aufschrift "Rote Früchte". Keine große Überraschung, wenn man mich fragte. Die meisten Kinder mochten nur süßen Tee und wenn ich ehrlich war, hatte sich das bei mir auch nicht verändert. Zwischen Sorten wie Kirsche, Applepie Caramel und Blueberry Muffin brauchte man mir sicher nicht mit einer Sorte wie Ingwer oder Brennnessel kommen. Blieb abzuwarten, ob die beiden Ruler Elisabeths und meine Neigung zu Süßem teilten.

Lange mussten wir auf die beiden Servants nicht warten, die in diesem ungewöhnlichen Gralskrieg für Ordnung sorgen sollten. Zwar fragte ich mich noch immer, wer der dritte Ruler sein mochte, dass er nicht mit Holmes und Charles zusammenarbeiten wollte, doch im Grunde machte ich mir diesbezüglich wenig Sorgen. Zumindest solange sich nicht ausgerechnet herausstellte, dass es Shirou Amakusa war, der hier quer schoss. Wohin das führte, hatte man ja in Apocrypha bereits gesehen. Ich schob den Gedanken beiseite, als ich hörte, wie Elisabeth die zwei Ruler aufgeregt plappernd herein bat. Sie war sofort zur Tür gestürzt, als die Türklingel erschollen war, während ich die Zuckerwürfel suchte, von denen ich absolut sicher war, sie gestern noch hier irgendwo gesehen zu haben. Anscheinend ein Irrtum, denn ich fand sie partout nicht. Also steuerte ich auch die Haustür an, um unsere Gäste zu begrüßen. "Ich hole schnell Caster!", konnte ich Elisabeth hören, da kam sie mir auch schon entgegen geflitzt, die Augen geweitet vor Aufregung und ein strahlendes Lächeln auf den Zügen. "Sie sind da!", quietsche sie mir aufgeregt entgegen, ehe sie sich wieder zu den beiden Rulern umdrehte, die ich mit einem Nicken und erhobener Hand begrüßte, während Elisabeth die Zwei schon wieder mit Fragen bestürmte. Woher sie denn wüsste, wo welcher Master wohnte und ob sie auch andere Master besuchten? Wie fühlte es sich an, keinen Master zu haben? Waren sie deshalb manchmal traurig? Durften sie über ihre Noble Phantasms sprechen? Nur schwer konnte ich mir ein Schmunzeln verkneifen. Charles schien ein wenig überfordert mit Elisabeths Enthusiasmus und dem Umstand, dass sie nie mehr als den Bruchteil einer Sekunde Zeit gab, um ihre Fragen zu beantworten. Holmes hingegen blieb absolut gelassen, während sein Kollege mit jeder Sekunde unsicherer wirkte. Elisabeth schien das nicht zu bemerken. Sie redete ohne Punkt und Komma weiter. Dass sie die beiden Ruler zur Begrüßung nicht umarmt hatte, war auch alles. Das hatte sie doch nicht, oder? Prüfend musterte ich die Ruler, doch zerknautscht sahen die eigentlich nicht aus.

Fate/Royale (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt