Kapitel 7

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Jemand rüttelte das Mädchen. Sie lag auf hartem staubigen Betonboden. Und ihr Kopf schmerzte extrem.

Connie öffnete langsam ihre Augen und sofort wusste sie wieder, wo sie war, und was passiert war. Der Fremde, der sie niedergeschlagen hatte. Ein anderer Mann, der sie von irgendwo her in das Sanatorium gebracht hatte. Mike, der sie gefunden hatte und ihre anderen Freunde, die immer noch in Gefahr waren. Mike? Wo war er? Geht es ihm gut? Connie hatte kurz Angst, dass ihrem besten Freund etwas passiert war, doch als sie sich aufrichtete, sah sie in seine braunen Augen. Sie konnte die Angst in ihnen erkennen. Stürmisch umarmte sie ihn und er zog sie noch etwas fester zu sich.

"Hör bitte auf, mir solche Sorgen zu bereiten." flüsterte er in ihre Schulter.

Er entfernte sich ein Stück von seiner besten Freundin, nur um ihr Gesicht in seine Hände zu nehmen und sie anzusehen. Con bemerkte die Spannung zwischen ihnen. "Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen würde." flüsterte Con.

Mikes Gesicht näherte sich dem ihren und er presste seine Lippen auf ihre. Es war ein stürmischer Kuss kein Leidenschaftlicher. Doch er war voller Emotionen. Angst, Trauer, Verlangen aber auch Verzweiflung.

Nach nur ein paar Sekunden, löste sich Connie von Mike. Sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Sie hatte den Kuss erwidert. Sie hatte ihn gewollt und wenn sie nicht in dieser scheiß Situation gewesen wären, hätte sie mehr gewollt. Doch die beiden Jugendlichen waren nicht klar bei Verstand. Mikes Freundin und ihre beste Freundin Jessica war tot. Sie wurde erst vor wenigen Stunden umgebracht von einem Psychopathen, der jetzt hinter ihren Freunden her war.

"Wir sollten weiter." sagte das Mädchen einfach nur und stand auf.

Mike tat es ihr gleich, doch hielt sie dann am Arm fest.

"Connie warte. Der Kuss... Ich..."

"Es ist okay Mikey. Reden wir nicht darüber. Wir sind nicht bei klarem Verstand. Es hatte nichts zu bedeuten." Sie seufzte und konnte ihn jetzt nicht mehr in die Augen schauen.

"Ja, das wollte ich gerade auch sagen. Komm, lass uns endlich zu den anderen." Mike ging an ihr vorbei und sie folgte ihm schweigsam.

Nach kurzer Zeit unterbrach Mike das Schweigen. "Ich glaube wir sind auf dem richtigen Weg. Das Sanatorium und die Lodge scheinen durch diese Gänge irgendwie miteinander verbunden zu sein."

"Hoffentlich sind wir noch nicht zu spät." war das Einzige, was Connie darauf sagen konnte.

Die beiden gingen weiter, "Hier ist eine Tür." rief Mike und versuchte diese aufzubekommen, doch sie schien von außen abgeschlossen zu sein.

"Wir sind wieder in der Lodge. Zumindest in dessen Keller." stellte Con etwas erleichtert fest.

Sie versuchte Mike zu helfen, die Tür aufzubekommen, doch auch zu zweit bekamen sie diese nicht auf.

"Hier ist ein vergittertes Fenster, vielleicht kann ich was erkennen." Mike sah durch die Gitterstäbe. In dem Moment liefen zwei nackte Beine daran vorbei. Schnell griff er danach. Ein Schreckensschrei ertönte und jemand beugte sich zu den beiden herunter. Der Schein einer Taschenlampe blendete Mike und Con.

"Das ist Sam." kam es glücklich von der Rothaarigen, die sich jetzt neben Mike stellte.

"Mike, Connie, was macht ihr da unten? Oh, Gott sei Dank seid ihr hier."

"Geht's dir gut?" erkundigte sich Mike.

"Ja. Mir geht's gut. Aber was ist mit euch? Was ist passiert?"

"Hier läuft ein verdammter Irrer rum." antwortet Con ihr zuerst.

"Er will uns alle kalt machen." kam es dann von Mike.

"Hört zu, dieser Typ, von dem ihr da sprecht, er hat mich angegriffen. Er hat mir auch Videos gezeigt. In einem davon wurde Josh ermordet. Er wurde zerfetzt von diesem riesigen scheiß Sägeblatt."

Als Con das hörte, musste sie sich zusammenreißen, nicht in Panik auszubrechen und zu kotzen. Josh konnte nicht auch tot sein. Das durfte nicht wahr sein. Das hier alles war einfach nur ein beschissener Albtraum, nichts weiter. Versuchte sich die junge Frau zum hundertsten Mal einzureden. Tränen liefen über ihr verdrecktes und blutverschmiertes Gesicht. Dann spürte sie, wie eine Hand ihre berührte. Es war Mike, der ihre Hand nahm. Con war dankbar dafür und wollte Mikes Hand ab jetzt am liebsten nie wieder loslassen.

"Ich glaube, dieser Kerl lebt hier unten. Und wer auch immer es ist, er ist besessen von Hannah und Beth."

"Mein Gott, was für ein kranker scheiß Film ist das denn hier?" rief Mike verzweifelt.

"Sam, hier ist eine Tür. Sie geht nicht auf, kannst du sie von außen aufmachen?"

Sam nickte und entfernte sich dann von dem Gitterfenster.

Mike drehte sich zu Connie um. "Wir werden hier lebend wieder rauskommen. Ich beschütze dich, versprochen."

Die Worte von ihrem besten Freund beruhigten das Mädchen etwas. Normalerweise kam Connie mit gruseligen Situationen klar. Sie hatte keine Angst vor Monster oder Psychopathen, doch dieses Mal ging es um ihre Freunde und zwei von ihnen waren bereits tot.

Die Tür ging auf und Sam stand vor den beiden. Schnell lief sie auf ihre Freundin zu und umarmte sie fest.
"Gott seht ihr schlimm aus."

Connie musste kurz lachen. "Danke, aber du siehst auch nicht viel besser aus. Warum läufst du nur im Handtuch rum?"

Auch Mike musste schmunzeln. "Es ist auch schön dich zu sehen." kam es von ihm.

"Frag nicht. Dieser Kerl hat mir meine Klamotten geklaut und sie einer Puppe angezogen. Zum Glück hatte er auch den Rucksack dabei. Jetzt kann ich mir endlich mal wieder etwas vernünftiges Anziehen. Mike würdest du dich bitte umdrehen?"

Verlegen drehte sich der Angesprochene um.

Er zog Con mit sich, denn er hatte ihre Hand immer noch nicht losgelassen.

Er strich ihr mit dem Daumen über den Handrücken und sah sie an. Connie wusste nicht damit umzugehen und wurde verlegen. Was tat Mike da und wieso lächelte er dabei leicht? Vielleicht musste er sich selbst nur etwas beruhigen.

Sam hatte sich schnell umgezogen und kam auf die beiden zu.

"Bringen wir es hinter uns." sagte sie und wollte vorausgehen.

Da hörte Con plötzlich ein Geräusch. Es klang wie ein Flehen und Wimmern. "Habt ihr das gehört?"

"Ja, was war das?" kam es von Sam.

"Ist das ein Weinen?" fragte Mike irritiert.

Schnell liefen die drei in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Eine Tür versperrte ihnen den Weg, doch zu dritt konnten sie diese aufstemmen.

Das Schauspiel was sich ihnen bot war grausam. Ashley und Chris waren an zwei Stühlen gefesselt. Sie saßen sich an einem Tisch gegenüber. Über ihnen kreischte ein Sägeblatt, was anscheinend jede Sekunde hinab sausen könnte. Ein Mann mit Clowns Maske kam auf die beiden zu. Chris, der eine Waffe in der Hand hielt, schoss auf den Mann, doch nichts passierte. Der Kerl lief einfach weiter auf die beiden zu. Ashley weinte verzweifelt. An ihrer Kleidung und im Gesicht klebte überall Blut.

"Oh Chris. Chris, Chris, Chris..." sagte der Psycho mit verzerrter Stimme. Chris konnte sich nicht erklären, wieso die Kugeln dem Mann nichts ausmachten.

"Du weißt, was Platzpatronen sind?" fragte der Mann ihn und kam noch etwas näher.

Dann nahm er seine Maske ab und Con blieb das Herz stehen. Das konnte nicht wahr sein. Unter der Maske kam Joshs Gesicht zum Vorschein. Er grinste. Wieso grinste er? Und wieso lebte er noch? Sam hatte gesagt, dass Josh tot sei.

In Connies Kopf drehtesich alles. Nur langsam konnte sie sich die Situation, die sich ihr hier bot,fassen und auch verstehen. Aber eines wusste sie sofort. Josh war definitivnicht tot.

Nacht in AngstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt