>>Zwei<<

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An die nächsten Stunden, Tage, vielleicht waren es auch Wochen, kann ich mich nur bruchstückhaft erinnern.
Das erste Mal wachte ich durch ein schmerzhaftes Ziehen in meinen Armen auf. Meine Wahrnehmung war eingeschränkt, ich sah alles verschwommen, meine Umgebung konnte ich nicht genau erkennen. Es war dunkel, im Hintergrund lief klassische Musik, ich war nackt und hatte höllische Schmerzen. Ich wollte wissen, woher diese kamen, doch in meinem Kopf drehte sich alles sobald ich mich nur einen Millimeter bewegte. Meine Körperhaltung war ungewöhnlich, ich kniete auf dem Boden, ich war gebückt und meine Arme fühlten sich an, als wären sie eingeschlafen.

Dann hörte ich Schritte, ganz deutlich. Eine Person blieb vor mir stehen und betrachtete mich. Ich murmelte etwas vor mich hin, konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ich strengte mich an, ich wollte die Person erkennen, irgendetwas anderes sehen als die Dunkelheit, doch ich schaffte es nicht. Ich wurde wütend und versuchte aufzustehen, doch die Person drückte mich unsanft zu Boden.

Dann ging alles so schnell, die Person machte eine rasche Handbewegung und meine Arme, die hinter meinem Rücken an einem Seil befestigt waren, wurden ein Stück weit nach oben gerissen. Ich schrie auf, heiße Tränen entflohen meinen Augen, als sich das Seil in mein Fleisch schnitt. Meine Arme waren in einer unmenschlichen Position, und auch mein Oberkörper richtete sich so, dass es schmerzte. Sehr sogar. Der Schmerz zerrte an meinem Verstand. Mein Atem wurde zu einem erschwerten Keuchen, der Schweiß perlte mir von der Stirn. Verzweifelt suchte ich nach einem Ausweg, doch das ließen die Dunkelheit und meine kreisenden Gedanken nicht zu. Ich wagte es, an den Fesseln zu Rütteln, doch die Seile schnitten sich nur noch mehr in mein Handgelenk. Ich spürte, wie heiße Tropfen Blut langsam auf meine Füße fielen. Die Wunden brannten wie verrückt, als hätte jemand Alkohol darüber gegossen.

Ich hörte ein leises Kichern, welches mit jedem Atemzug meinerseits ein wenig lauter wurde. ,,Bitte..", schluchzte ich, ,,Bitte hören Sie auf..." Das Lachen verstärkte sich, und die Person machte wieder diese Handbewegung. Innerhalb von Sekunden schossen meine Arme und mein Oberkörper ein paar Zentimeter in die Höhe, der Schmerz übermannte mich, ich verlor die Kontrolle über meine Blase. Ich vegetierte vor mich hin, unfähig irgendetwas zu tun, fühlte mich erbärmlich, da ich in meiner eigenen Pisse hocken musste. Ich heulte laut auf. Womit habe ich das verdient?, diese Frage drehte sich in meinem Kopf.

Ich verharrte Sekunden, Minuten, Stunden in dieser Position, genau weiß ich es nicht mehr. Dann machte die Person wieder diese Handbewegung, und meine Arme waren nun über meinem Kopf, ich hörte ein grausames Knacken, ich spürte wie jede einzelne Muskelfaser riss, ich spürte wie meine Arme aus den Gelenken gerissen wurden. Ich schrie ununterbrochen, Tränen strömten an meinen Wangen herab, mein Körper bebte vor Schmerz. Die Person trat näher, ich spürte deutlich wie der spitze Gegenstand sich in meinen Oberschenkel gerammt wurde, ich konnte die Flüssigkeit, die mir gespritzt wurde, deutlich fühlen. Mir wurde schwummerig, meine Schreie verstummten allmählich, und auch der Schmerz schien weniger zu werden, bis er hinter mich trat und das Seil, an dem ich hing, durchschnitt. Ich klatschte auf den harten Betonboden, landete mit meinem Gesicht in meinem Urin, meine Arme fühlten sich ausgerissen an und standen nach oben ab. Eine weitere heiße Träne floss mir über die Wange, dann wurde alles schwarz.

Das nächste Mal wurde ich wach, als ich die Schmerzen deutlicher spürte. Ich blinzelte, musste mich an das schwache Licht gewöhnen. Ich sah alles verschwommen, wahrscheinlich lag es an der Spritze, die mir verabreicht wurde. Ich blickte auf meine Schultern, sie waren grün und blau und lila, dann fuhr ich vorsichtig mit meinen Fingern über meine Oberschenkel. Ich zischte bei der Bewegung und konnte kleine Löcher erfühlen. Einstichlöcher. Wahllos über meine Schenkel verteilt. Ich musste mich übergeben bei der Tatsache, wie viel ich schon gespritzt bekommen habe und wie lange ich wohl schon hier war. Waren es Tage? Wochen? Monate? Jahre? Suchte da draußen noch irgendjemand nach mir?

,,Na na...", ertönte eine Stimme hinter mir und wischte mir den Mund mit einem Tuch ab. ,,Wer sind Sie und was wollen Sie von mir?", fragte ich mit krächzender Stimme. ,,Ich bin Daddy und will mit dir spielen, Darcy", flüsterte er mir ins Ohr. Ich war mir nun endgültig sicher, dass es sich bei meinem Entführer um einen Mann handeln musste. 

,,I-Ich bin nicht Darcy, I-Ich bin Abby. Und Sie sind sicher nicht mein Daddy!", brachte ich stotternd hervor und versuchte mich umzudrehen, um die Person anzusehen, doch er richtete meinen Kopf wieder nach vorne.

,,Aber natürlich", hauchte er und schob mir die Nadel in meinen Oberschenkel. ,,Und jetzt ruh dich ein bisschen aus, Darcy. Morgen darfst du endlich dein neues Zuhause erkunden", sagte er, drehte die klassische Musik lauter und verschwand. ,,Warten Sie! Warten.. Sie.. W-Warten..'', brachte ich noch hervor, dann verlor ich das Bewusstsein.

Als ich wieder erwachte, dröhnte mein Kopf, mein Erbrochenes war weggewischt. Auch meine Sicht war etwas klarer, ich konnte die Schmerzen in meinen Armen deutlich spüren. Die Wirkung der Drogen mussten etwas abgeklungen sein. Ich merkte, wie flach und anstrengend mein Atem war, und schaute hinunter auf meine Brust. Ich war in ein viel zu enges Korsett eingeschnürt, dass meine Taille nur wenige Zentimeter größer als meinen Kopf formen sollte. Ich schnappte vergeblich nach Luft und begann an dem Korsett, welches aus festem, dunklem Leder war, zu ziehen und zu kratzen, doch ich war nicht stark genug, um es zu zerstören. Generell merkte ich, dass ich schwächer wurde, ob es an den Spritzen oder der Tatsache, dass ich mich an meine letzte Mahlzeit nicht erinnern konnte, lag, konnte ich nicht beantworten. ,,Du bist ja wach", flüsterte eine Stimme hinter mir. Es war mein Entführer. Angstschweiß befeuchtete meinen Körper, ich konnte mir das Zittern nicht verkneifen. ,,Du brauchst keine Angst haben. Ich bin doch dein Daddy", hauchte er in mein Ohr und begann, meine Haare zu waschen und zu frisieren. Ich war von einer ungesunden Mischung aus Panik und Adrenalin gepackt, und trotzdem.. genoss ich es, wie er in dem Moment mit mir umging. Ich konnte meine Arme nicht mehr spüren, mein Brustkorb schien zu zerspringen, meine Oberschenkel waren voller Löcher, meine Organe fühlten sich an, als würden sie gerade erwürgt werden, aber ich konnte mich ein wenig entspannen. Als er mit meinen Haaren fertig war, trat er vor mich und sah mich an. Ich strengte mich an, ich wollte ihn unbedingt erkennen. Er murmelte irgendetwas, dann zog er die Spritze hervor und verabreichte mir eine niedrige Dosis, und innerhalb von Sekunden war alles schwarz.

Irgendwann, während ich bewusstlos war, verband er mir die Augen und zwang mich als ich wieder wach war dann, aufzustehen. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten, da ich sehr schwach war und ich aufgrund der Spritze heftig zitterte. Ich wollte etwas sagen, doch mein Mund war trocken, zu trocken um meine Stimmbänder zu belasten. Er befahl mir in ein Kleid zu steigen, welches er mir anzog. Schmerz durchzuckte meinen Körper, als er meine Arme hob um mir die Ärmel anzuziehen, und ließ sie mit einem lauten Klatscher auf meine abgemagerten, vernarbten Oberschenkel fallen. Ich wimmerte leise, wollte mir die Schmerzen aber nicht anmerken lassen, vielleicht turnte ihn sowas ja an. Er ging hinter mich und schnürte mein Kleid so fest zu, dass ich mich wie in einer Zwangsjacke fühlte.

Er zog mir die Augenbinde ab und führte mich vor einen großen Spiegel.
,,Perfekt", murmelte er und zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht. Geschockt blickte ich ihn an, dann mein Spiegelbild. Ich war überhaupt nicht wieder zu erkennen. Heiße Tränen liefen meinen Wangen herunter, als ich dieses abgemagerte, blasse Puppenmädchen sehen musste. Verzweiflung breitete sich in mir aus, die ich schnell in Wut umwandelte.

Ich drehte mich um, holte aus und klatschte meinem Entführer eine, sodass er zurückwich. Dann ging ich mit schnellen Schritten auf die Eisentür zu, die glücklicherweise offen war, und schloss sie danach. Ich stürmte durch den von pink getränkten Raum und hielt meine Trauer darüber, dass ich hier gelandet war, so gut es ging zurück. Ich rannte so schnell ich konnte, doch das Gebäude war sehr groß und dadurch, dass ich sowieso nur flach atmen konnte und ich sehr schwach war, war meine Ausdauer gleich null. Nach wenigen Minuten begann ich bereits stark zu schwitzen und zu keuchen, bemerkte gar nicht, dass er hinter mir stand. ,,Du Nutte", zischte er und warf mich zu Boden. Winselnd lag ich auf dem Boden, alle meine Glieder schmerzten, und ich musste über mich ergehen lassen wie er sich keuchend auf mich setzte. ,,Versuch das nicht noch einmal Darcy, oder du wirst teuer bezahlen", raunte er mir ins Ohr und schob mir die allzu bekannte Spritze in den Oberschenkel. Ich stöhnte gedämpft auf und alles wurde schwarz.

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Dieses Mal kam das Kapitel früher weil ich übers Wochenende in Brüssel wegen dem Konzert bin. Ich bin so aufgeregt oh meeeein gott *-*

DOLLHOUSE / h.s/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt