,,Kann ich so gehen?", fragte ich, griff mir durch meine kurzen Haare und drehte mich zu meinen besten Freundinnen um. ,,Du siehst heiß aus, Abby", gab Jenna zurück und griff sich meinen Lipgloss vom Schminktisch. ,,Total! Wenn du spätestens heute nicht mit Harry rummachst, dann ist doch irgendwas falsch mit dem", kicherte Chloe und tuschte sich nochmal ihre Wimpern.
Wir befanden uns in meinem Zimmer, im Hintergrund lief Musik irgendeiner Boyband, und wir verpassten uns noch den letzten Schliff, bevor wir zu der ultimativen Party des Jahres gehen würden. Die Sommerferien hatten gerade begonnen, und einer der heißesten Jungs unserer Schule hatte Sturmfrei.
Jenna stand auf, griff nach ihrer Louis Vuitton Handtasche und fischte eine Flasche Vodka heraus.
Chloe und ich warfen uns einen vielsagenden Blick zu, dann begannen wir alle zu quietschen. Das wird definitiv beste Jahr unseres Lebens!,,Abigail? Alles in Ordnung bei euch?", rief eine Stimme von unten.
,,Ja Mom!", antwortete ich und verdrehte die Augen, widmete mich dann aber wieder meinen Freundinnen.
Wir ließen den billigen Alkohol durch die Runde geben, meine Zunge fühlte sich bereits ein wenig taub an, doch das würde ich den Rest des Abends ignorieren. Ich strich mir den Stoff meines schwarzen Dior Kleides glatt, welches einen tiefen Ausschnitt am Rücken hatte, und begutachtete danach die Kleider der beiden Mädchen. Jenna trug ein ausgefallenes Kleid von Chanel, was ihr rötliches Haar zur Geltung brachte, und Chloe trug ihr rotes Kleid von Prada, welches ihre langen Beine betonte. Wir sahen alle drei fantastisch aus, wir waren bereit, uns abfüllen und flachlegen zu lassen.
***
Arm in Arm stolzierten wir in unseren High Heels durch die Häuserblocks von London, und hörten auch schon die Musik aus hunderten Metern Entfernung. Wir kicherten immer wieder und malten uns die perversesten Geschehnisse mit unseren heimlichen Schwärmen aus.
Bei der Party angekommen wurden unsere leeren Hände erstmal mit Drinks ausgestattet, die wir dankend annahmen. Wir bahnten uns einen Weg durch die zahlreichen schwitzenden Partygäste, die bereits da waren, zu der Couch. Dort begrüßten wir einige Freunde, doch unser Hauptziel waren unsere zukünftigen Ehemänner.
Deswegen schmiss sich Jenna direkt an Niall ran, einen süßen, blonden Iren, und auch Chloe zögerte nicht lange, dann war sie schon mit Liam, einem muskelbepackten Halbgott, auf die Toilette verschwunden. Meine Augen hielten Ausschau nach Harry, einem wahnsinnig gut aussehenden Typen, der mich mit seinem verschmitzten Lächeln jedes Mal zum Schmelzen brachte. Ich schaute noch einmal kurz zu Jenna, die mir zuzwinkerte und dann von Niall die Zunge in den Hals geschoben bekam. Die beiden hatten ihr Tagesziel schon erreicht, dachte ich und ging lächelnd auf Harry zu, der in einer Ecke stand und an seinem Bier nippte. ,,Hey", grüßte er mich und blickte mich amüsiert durch seine olivgrünen Augen an.
Das machte mich verlegen, weshalb aus mir nur ein krächzendes ,,Hi" zurückkam. Beschämt nahm ich einen Schluck meines Drinks, um mir meine Schüchternheit weg zu trinken. Und das funktionierte auch - Im Laufe des Abends tranken wir beide so viel, dass wir kaum aufrecht stehen konnten, trotzdem schafften wir es irgendwie uns gegenseitig abzustützen und unsere Lippen aufeinander zu legen. Der Bass dröhnte mir in den Ohren, seine braunen, langen Locken kitzelten meinen Hals, mit jedem Schluck Alkohol wurde ich hemmungsloser, meine Hände lagen auf seinem muskelbepackten Oberkörper - dennoch haben wir uns leider nur geküsst. ,,Ich muss leider los, ich muss morgen arbeiten. Wir sehen uns sicher bald. Danke für den heißen Abend'', sagte er zwinkernd und machte sich auf den Weg durch die Menge.
Es war inzwischen 5 Uhr morgens, als ich die Mädels aufsuchte und wir uns gemeinsam und sturzbetrunken auf den Weg zu mir nach Hause machten. Chloe erzählte viel zu laut pikante Details über ihre gemeinsamen Stunden mit Liam, und auch Jenna schwatze darüber, wie gut Niall küssen konnte. Ich kicherte die ganze Zeit, denn es war wirklich lustig den beiden zuzuhören - vor allem wenn sie betrunken sind. Plötzlich blieb Jenna stehen und hielt sich beide Hände vor den Mund, im nächsten Moment kotzte sie schon in einen Garten, der, wie sich herausstellte, unserem Mathelehrer gehörte, da wir ihn durchs Fenster beim Frühsport in Leggins beobachtet hatten. Chloe und ich lachten also ununterbrochen, während Jenna auf dem Boden kauerte und kläglich versuchte mit dem Erbrechen aufzuhören. Niemand von uns merkte, dass wir beobachtet wurden. Niemand von uns wusste, dass sich mein Leben in einigen Minuten schlagartig ändern würde.
,,Jenna? Wie geht's dir?", lallte Chloe und bückte sich zu ihr hinunter. Ich stand einige Meter von ihnen entfernt, mein Blick wechselte ständig zwischen Mr. Olsen, der Kniebeugen machte, und den Mädchen. Hätte ich in eine andere Richtung geguckt oder Chloe neben mir stehengeblieben oder Jenna nicht kotzen müssen oder hätten wir einen anderen Weg genommen, dann... dann wäre es nicht passiert.
Zuerst hatte ich es gar nicht bemerkt, dass sich jemand angeschlichen hat. Ich hatte es auch nicht gemerkt, dass mir eine Spritze in den Oberschenkel gerammt wurde, was wahrscheinlich an meinem Alkoholpegel oder meiner Unempfindlichkeit lag. Mir wurde erst bewusst, dass irgendwas nicht stimmt, als ich in mich hineinsackte, und im nächsten Moment über die Schulter geworfen wurde. Meine Wahrnehmung war eingeschränkt, das Zeug setzte mir ganz schön zu. Chloe's schrille Schreie habe ich aber gehört, und auch Jenna's Wimmern. Chloe soll die Polizei rufen, hatte Jenna geschrien, aber es war zu spät: Ich wurde unsanft in das Hinterteil eines schwarzen Vans gelegt, und dann fuhr der Wagen los. Ich blinzelte oft, um bei Sinnen zu bleiben, doch ich schaffte es nicht. Nach einigen Sekunden verschlechterte sich meine Wahrnehmung, schließlich wurde alles schwarz.
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DOLLHOUSE / h.s/
FanfictionJeder liebt Puppen, nicht wahr? Doch Harry hat seine Darcy besonders gern. Das Leben von Abigail Preston änderte sich schlagartig, als sie von einer Party nach Hause ging und dort von einem Unbekannten entführt, und später gefoltert und gezwungen wi...