Neben all meinen anderen Hobbys gibt es zwei Dinge, die ich besonders gerne mache: Lernen und kochen, beziehungsweise backen. Ersteres ist praktisch zu meinem Lebensinhalt geworden, seit ich mich in die aufwändigen Vorbereitungen für den Mathewettbewerb gestürzt habe. Mein Kopf raucht und ist bis zum Platzen gefüllt mit unendlich vielen Zahlen und Formeln.
Mir kommt es mittlerweile so vor, als hätte ich schon ewig nichts anderes mehr gemacht, außer über meinen Büchern zu brüten und zu lernen. Ich glaube, ich weiß jetzt, wie sich Hermine gefühlt haben muss, als sie sich im fünften und sechsten Band auf ihre magischen Prüfungen vorbereitet und unermüdlich durch die Bibliothek von Hogwarts gelesen hat.
Genau wie sie habe auch ich nervige Menschen um mich herum, die mich bei jeder Gelegenheit davon ablenken. Der einzige Unterschied ist nur, dass meine Störenfriede Scarlett und Lily heißen statt Harry und Ron. Sie sind beide der Meinung, ich würde zu wenig Zeit mit ihnen verbringen und überreden mich deshalb zu einem Mädels-Nachmittag, inklusive gemeinsamen Kochen und jede Menge Klatsch und Tratsch.
Um ehrlich zu sein, bin ich ihnen sehr dankbar für die Ablenkung. Ausnahmsweise. Ich liebe die Mathematik, aber offen gestanden hängt sie mir inzwischen zum Hals raus. Meine Augen können keine Zahlen mehr sehen, ich muss dringend auf andere Gedanken kommen. Deshalb freue ich mich total darauf, den Nachmittag mit meiner Schwester und meiner besten Freundin zu verbringen.
Wir kochen öfter zusammen, meistens jedoch ohne besonderen Erfolg. Anstatt etwas Leckeres zu zaubern, kreieren wir in neun von zehn Fällen nur ein riesengroßes Chaos, das es hinterher zu beseitigen gilt. Außer uns ist oft keiner dazu bereit, unsere kulinarischen Meisterwerke zu probieren, aber interessanterweise schmeckt es uns selbst immer richtig gut. Diesen Mythos werde ich wohl nie verstehen. Scarlett und Lily übrigens auch nicht.
Heute haben wir uns einen Klassiker der indischen Küche vorgenommen: Chicken Tikka Masala, ein Gericht, das wir alle gerne essen, aber noch nie selber zubereitet haben. Für uns als Köchinnen ist es demnach eine waschechte Premiere. Mal sehen, ob am Ende tatsächlich etwas Essbares dabei rauskommt. Ich habe da so meine Zweifel. Wie eigentlich immer, wenn ich mit den beiden Mädels in der Küche zugange bin.
Unsere vorherigen Koch-Sessions haben mittlerweile dazu geführt, dass wir eine Art eigene Routine entwickelt haben. Wir beginnen nämlich jedes Mal damit, um die Wette Zwiebeln und Knoblauch zu schnippeln. „Wer als Letzte fertig ist, muss 'ne Ingwerknolle essen", verkündet Scarlett, woraufhin wir alle anfangen, das Gemüse zu zerkleinern, als ginge es um unser Leben.
Ich will auf gar keinen Fall Diejenige sein, die sich zur Strafe die Ingwerknolle reinpfeifen muss, weswegen ich mich umso mehr ins Zeug lege. Verbissen hacke ich die Knoblauchzehen klein, während Scarlett und Lily eher halbherzig bei der Sache sind und lieber fleißig den neusten Tratsch austauschen. Wie so oft geht es dabei in erster Linie um die Herren der Schöpfung. Manchmal frage ich mich, ob die beiden überhaupt ein anderes Thema kennen.
Tatsächlich bin ich derartig konzentriert, dass ich nur die Hälfte mitbekomme, aber das ist nicht weiter schlimm, denn sobald der Name „Sam" fällt, weiß ich ohnehin Bescheid. Sam ist Lilys Freund, mit dem sie seit ungefähr sechs Monaten eine Beziehung führt, die ihrer Ansicht nach durchaus besser laufen könnte. Das liegt hauptsächlich an Sam, der ihr scheinbar zu wenig Aufmerksamkeit schenkt. Ein großer Fehler, denn Lily ist eine Person, die davon jede Menge braucht.
Ich habe ihr bestimmt schon hundertmal erklärt, dass sie dieses Problem lieber mit ihrem Freund besprechen sollte statt mit uns, doch wie man sieht, hat das nicht sonderlich viel gebracht. Im Gegensatz zu mir ist Scarlett eifrig bemüht, ihr Tipps zu geben, allerdings glaube ich kaum, dass meine kleine Schwester in Sachen Beziehungen die ideale Ratgeberin ist. Ihre bisherigen Liebschaften haben schließlich nie länger als ein paar Monate gehalten.
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3 sind 2 zu viel
Teen FictionGrace ist ehrgeizig, diszipliniert und eine Musterschülerin. Ihr Ziel? Jahrgangsbeste zu werden und den Landeswettbewerb für Mathematik zu gewinnen. Alles, was sie in irgendeiner Form davon ablenkt, ist tabu. Dementsprechend ist sie nicht begeistert...