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Ich sah langsam nach oben, da er deutlich größer war als ich, musste ich meinen Kopf in den Nacken legen. Seine Augen waren auf mein Handgelenk fokussiert, es sah erschrocken, aber auch unfassbar wütend aus. Sein Kiefer war angespannt, ich folgte seinem Blick, seine Hand umschloss noch immer mein Handgelenk, nur lockerte er den Griff. Ich erkannte wieso er sich darauf fixierte. Mein Handgelenk war dünn. Nicht normal dünn, es war gerade zu dürr. Seine Hand konnte mein Handgelenk vollkommen umschließen und es erschreckte ihn offensichtlich. Sieht man mich so, erkennt man nicht wie dünn ich war. Ich trug einen großen Strickpullover und eine weite Hose, selbstverständlich mit Absicht, sonst wären alle so erschreckt wie er jetzt gerade.

Er ließ ruckartig von meinem Arm ab, was mich wieder erschrecken ließ. Er drehte sich von mir weg, nahm die Zigarette aus dem Mund und zerdrückte sie an der Steinwand neben ihm. Was würde er jetzt dazu sagen? Würde er es anderen erzählen? Erzählen wie hässlich ich war.. Ich starrte sein Seitenprofil angespannt an, wartete auf eine Reaktion, einen Gesichtsausdruck, aber es passierte nichts. Er schloss kurz die Augen und steckte die Hände in die Hosentaschen. ,,Komm mit, wir gehen'' brachte er trocken hervor und lief los. War das alles? Lachte er mich nicht aus? Schrie er mich nicht an? 

Ich richtete die Jacke auf meinen Schultern wieder zurecht und lief ihm langsam hinterher. Ich hatte Mühe mit ihm Schritt zu halten, aber er lief schon langsamer als er es anscheinend sonst tat. Zumindest wirkte es so auf mich, als hielte er sich zurück. Ich lief still hinter ihm her, das Einzige was ich hörte waren unsere Schritte auf dem rauen Steinboden.

Nach einer Zeit, ungefähr 10/15 Minuten waren wir an einem Gemälde angekommen. Er murmelte etwas, was ich nicht verstand und die Tür öffnete sich auf magische Art und Weise. Wir gingen hindurch. Zum Vorschein kam der Slytherin Gemeinschaftsraum. Zwei sich gegenüberliegende Ledersofa vor einem Kamin, welcher den Raum mit grünem Licht erstrahlte. Außerdem stand hinten im Raum ein riesiger alter Tisch, an welchem man scheinbar seine Hausaufgaben machen konnte. Die Wände waren aus üblichen Steinziegeln und durch die Fenster sah man leichte Eindrücke des Sees, welcher sich vor Hogwarts befand. 

Der Junge, dessen Name mir noch immer nicht bekannt war, war scheinbar gerade dabei zu den Jungsschlafsälen zu gehen, als ich ihn aufhielt. ,,W-Warte'' stotterte ich unsicher und er hielt an. Er drehte sich nicht um, sondern schaute nur leicht mit dem Kopf zur Seite. ,,D-Danke dass d-du mir geholfen hast'' brachte ich hervor und das war wohl der erste vollständige Satz den ich zu ihm sagte.

Er ließ es unkommentiert und setzte seinen Gang fort, bis er verschwand. Jetzt war ich dran mein Zimmer zu finden, es schliefen wahrscheinlich schon alle, denn es schien schon sehr spät zu sein. Ich wusste von Dumbledore, dass ich ein Einzelzimmer bekam. Zum einen, weil er wohl merkte, dass ich mich mit anderen Menschen in meiner Umgebung absolut nicht wohl fühlte und zum anderen, weil die meisten Zimmer schon voll waren, da ich in einem der Abschlussjahre dazu kam und eigentlich niemand im 6. Schuljahr erst eingeschult worden war. Ich kramte einen kleinen Zettel mit meiner Zimmernummer aus meiner Tasche, was mir relativ schwer viel, da meine Hände nach wie vor zitterten. C311. Mein neues Zuhause.

Nach einer Weile fand ich mein Zimmer, ich schloss die Tür mit dem Schlüssel auf, der mir gegeben worden war, als ich im Büro Dumbledors in ein Haus eingeteilt wurde. Das Zimmer war schlicht gehalten. Ein grüner Teppich. Ein schwarzes Bett mit schwarz/grüner Bettwäsche, gegenüber dem Bett, auf der linken Seite, stand ein kleiner Schreibtisch mit einer Lampe und einem Stuhl. Hinten an der Wand war ein leeres Bücherregal, rechtes neben der Tür ein massiver Kleiderschrank, ebenfalls schwarz. Vor meinem Bett stand noch eine Holztruhe mit vielen schnörkelartigen Details und neben ihm ein kleiner Nachttisch, ebenfalls mit einer altertümlichen Lampe. Ich schloss die Tür schnell hinter mir und lief auf das Bett zu. Ich warf mich mit dem Rücken auf das Bett und atmete tief durch, während ich an die graue Steindecke starrte. Noch war das Zimmer mir zu düster und ich würde noch eine Menge dekorieren und verändern, aber im Moment war ich einfach nur froh endlich in meinem Zimmer zu sein. Alleine. In Sicherheit. Auch wenn ich sagen musste, dass die Anwesenheit des namenlosen Jungens nicht das schlimmste an meinem Tag war. Aus irgendeinem mir fernen Grund hoffte ich ihn wiederzusehen, zumindest seine Stimme zuhören, oder auch in seine Augen sehen zu können, nur kurz. Ich fand sie unglaublich interessant. Ich fand ihn unglaublich interessant. Das waren meine letzten Gedanken, bevor ich friedlich einschlief.

But what if ..? (Mattheo riddle FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt