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Der Rest meines Schultages verlief unauffällig. Mattheo fehlte heute den ganzen Tag in der Schule und mit ihm ging seltsamer Weise auch das Gefühl angestarrt zu werden. Ich übersprang heute das Mittagessen, wirklich hungrig war ich nicht. Danach hatte ich zwei Stunden Verwandlung, darauf folgten zwei Stunden Verteidigung gegen die dunklen Künste und nun das Mittagessen. Auch das übersprang ich heute. Seit der Sache heute morgen und dem was gestern zwischen Mattheo und mir passierte, war mir jeglicher Appetit vergangen. Ich konzentrierte mich kaum auf den Unterricht, permanent liefen die Bilder von gestern vor meinen Augen ab. Dennoch fragte ich mich, und war wahrscheinlich auch etwas besorgt, wieso Mattheo heute nicht zum Unterricht erschien. Wahrscheinlich folgte er dem Beispiel aus Muggel-Filmen ,,Zu cool für die Schule'' oder etwas ähnlichem. Zumindest passte er sehr gut in dieses Schema rein. 

Aber auch die Jungen Lio und Alex ließen mich heute nicht in Ruhe. Ich sah sie Gott sei Dank den Schultag über nicht, dennoch waren sie permanent in meinen Gedanken. Würden sie mir wirklich weh tun? Kamen sie heute Abend wirklich zu mir? Und wäre es so, was sollte ich dann machen? Ich habe hier keine Vertrauensperson oder etwas Ähnliches. 

All diese Gedanken machte ich mir, während ich die steinigen Gänge Hogwarts entlang lief. Mein jetziges Ziel war der Schulhof. Dort wollte ich zeichnen und mich etwas entspannen. Ich war nicht so oft an der frischen Luft in letzter Zeit und ich denke, es würde mir mal wieder ziemlich gut tun. 

So weiter ist ging, so lauter wurde es. Ich hörte eine Masse von Menschen, welche grölten und schrien. Als ich näher kam konnte ich sie auch sehen. Einen Haufen Menschen die um irgendetwas herum standen. Nun machte mich das auch neugierig, also hielt ich meine Stofftasche näher an meinen Körper und quetschte mich an einem Haufen Schüler vorbei, bis ich letzten endlich weit vorne stand. Ich sah einen Jungen auf dem Boden liegen, ich erkannte ihn nicht, denn auf ihm saß ein weiterer Junge, welcher mir aber weggedreht war und schlug auf dem am Boden liegenden ein. Ich schnappte nach Luft und schlug die Hand vor den Mund. Der Junge blutete und niemand hier half ihm. Ich konnte es aber schon irgendwie verstehen. Der Zuschlagende schlug hemmungslos auf ihn ein und ich hätte mich niemals getraut dazwischen zu gehen. Der Verletzte tat mir unfassbar leid und ich und ich wusste nicht was ich machen sollte.

Gott sei Dank wurde mir diese Frage genommen. Denn es stürmten Draco und Blaise an allen anderen Schülern vorbei und zogen ihn von dem armen Jungen runter. Als ich erkannte wer gerade versuchte sich von Blaise und Dracos Griffen loszureißen und wer gerade wie ein kaltes Monster diesen Jungen schlug, überkam mich ein Gefühl, welches sich anfühlte als würde mein Herz brechen. Mattheo. Nach gestern wusste ich, dass er aggressive war, aber dass er das wirklich tun könnte, einen Wehrlosen einfach so brutal zusammen zu schlagen konnte ich nicht glauben. Er war rasend vor Wut und hätte fast auch Blaise geschlagen, weil er die Person am Boden weiter schlagen wollte. ,,Alter jetzt beruhig dich, sonst bist du auch nicht so, komm runter'' redete Blaise auf ihn ein, oder versuchte es zumindest. 

Den Junge welcher auf dem Boden lag kannte ich nicht. So genau wusste ich das aber um ehrlich zu sein gar nicht, da ich aufgrund des Blutes aus dem Mund, der Nase und den Schürfwunden auf dem Gesicht nicht wirklich viel von einem Menschen erkennen konnte. Das hatte Mattheo angerichtet. Als ich in seine Augen sah, sah ich rein gar nichts. Sie waren leer. Kein Gefühl, nur Kälte. Ansonsten sah ich in ihnen noch eine Art Ruhe, sowie etwas was ich bisher noch nicht entziffern konnte. Aber nun. Nun erinnerte er mich an das was ich von ihm gehört hatte. An das, was ich nicht glauben konnte. Ich konnte nicht glauben, dass Mattheo gefährlich war. Aber jetzt war er hier und bewies mir genau das. Er bewies mir, was er anrichten konnte. 

Draco und Blaise zogen ihn weiter weg von dem Jungen, auf die andere Seite des Innenhofes. Andere Schüler wiederum kümmerten sich darum, dass der verletzte Fremde in den Krankenflügel kam. Der Krankenflügel, so erklärte mir Dumbledore, war eine Art Krankenhaus in Hogwarts, in den ich gehen konnte, würde es mir nicht gut gehen. 

Ich war nach wie vor geschockt, als ich sah, wie Mattheo sich von Blaise und seinem Cousin losriss und wütend davon lief. 

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Es war jetzt Abends, ich hatte in einer halben Stunde Astronomie, also von 0Uhr bis 1:30Uhr. Ich entschied mich aber dazu schon einmal zu dem Astronomie-Turm zu gehen. Immerhin stellte ich mir die Aussicht wunderschön vor und ich konnte nicht zu meinem Zimmer oder dem Gemeinschaftsraum gehen. Ich hatte noch zu viel Angst die Typen von heute morgen würden tatsächlich kommen, oder auch schon an meinem Zimmer auf mich warten. 

Seit heute morgen war ich nicht mehr in der Nähe des Gemeinschaftsraums. Stattdessen zeichnete ich am See, las mein Buch auf einer Bank und überredete Rosie dazu, mir einen Apfel vom Abendessen zu bringen, denn dort war ich heute auch nicht, aus Angst die beiden Typen wären dort. Glücklicherweise hatte ich aber keinen Unterricht mit ihnen, beide sah ich seit dem Morgen nicht mehr. 

Ich dachte aber auch permanent an Mattheo. An das was er getan hatte. Was er dem Jungen angetan hatte. Und was er mir fast angetan hätte. Gestern. 

Ich lief die vielen Treppen des Astronomie-Turms nach oben und fand mich nach kurzem Verschnaufen, da ich keinerlei Ausdauer besaß, auf einer Plattform wieder. Von dessen Aussicht sahst du ganz Hogwarts, wie es unter den wunderbaren Sternen noch magischer schien, als es sowieso schon war. Ich ging weiter auf das Geländer zu und steckte meine Beine durch das Gitter, als ich mich auf den Boden setzte. Ich hatte zwar schreckliche Höhenangst, aber diese Sterne, dieser Mond, das war es mir wert. Ich spürte eine Art Präsenz. Die Präsenz meiner Mutter. Hier bei den Sternen fühlte ich mich ihr nahe. So nah war ich dem tatsächlichem Himmel noch nie und ich dachte sogar, sie würde mich besser hören können, wenn ich so weit oben war, also redete ich mit ihr.

,,Hey Mama, kannst du mich hören? Mit Sicherheit kannst du das. Weißt du, ich vermisse dich hier. Wärst du noch da, könnte ich dir alles von Hogwarts erzählen, ich würde dir jeden Tag einen schrecklich langen Brief über meinen Tag schreiben. Dir jede Kleinigkeit berichten, denn wir beide wussten wie gerne ich redete'' ich unterbrach mich selber mit einem Lachen, denn wir hatten uns immer darüber lustig gemacht, dass ich sie zu labberte. ,,Du fehlst mir. Ich komme nicht mehr lange ohne dich zu Recht, weißt du. Rosie bekommt das hin, sie hat deine Stärke geerbt, aber ich packe das nicht mehr lange. Ich will hier nicht bleiben. Alles macht mir Angst, alle wollen mir weh tun und ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Alle sind gegen mich. Die Menschen verurteilen mich, bevor ich den Mund öffne. Sie schreien, sie gehen aufeinander los, die drohen mir. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich bin verzweifelt. Ich dachte ich könnte mich wenigstens in meinem Zimmer wohlfühlen, jetzt aber habe ich Angst auch nur in die Nähe dieses Zimmers zu gehen. Zwei Jungs sagten sie würden dort auf mich warten. Du hattest mich schon immer davor gewarnt, dass sowas eines Tages passieren könnte. Du machtest mir klar, dass die Welt grausam ist, aber trotzdem kommt das alles so überraschend, ich dachte du übertreibest nur, aber du hattest bis zu deinem Tod Recht und nun bist du nicht da um mir zu helfen. Was mache ich denn jetzt?'' ich fing an zu schluchzten und mir rannen Tränen das Kinn hinunter. Ich fühlte mich einfach so hilflos.

,,Gib mir ihre Namen'' raute mir eine tiefe Stimme in mein Ohr. Ich erschreckte mich zu Tode und drehte mich geschockt um, als ich im braune Augen sah. 


But what if ..? (Mattheo riddle FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt