12.

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Ich spürte seine Körperwärme, er war mir noch nie so nah gewesen. Er kniete neben mir und stütze seinen Arm auf das Geländer des Astronomie Turms. Seine Locken vielen ihm ins Gesicht und er schaute mir das erste Mal direkt in die Augen. Ich vergaß was gestern passierte. Auch was er heute Mittag dem Jungen an tat. Jetzt gerade war nur seine Nähe wichtig und diese tiefgründigen ruhigen Augen, welche mir direkt in die Seele zu sehen schienen. 

,,Violet, die Namen der Bastarde?'' er schien wieder wütend zu sein. Es machte mich traurig. Er war immer wütend. Immer. Ich drehte mich von ihm weg und sah wieder in die Sterne. ,,Wieso willst du sie überhaupt wissen?'' fragte ich enttäuscht und lies meinen Kopf wieder hängen. 

,,Sag mir die verdammten Namen'' zischte er und schlug gegen das Geländer, durch seine Ringe war das Geräusch noch deutlich lauter und ich schreckte zusammen. ,,Lion und Alex'' flüsterte ich. Er stand sofort auf und ich hörte wie seine Schritte sich der Tür näherten. Als seine Körperwärme verschwand wurde mir sofort kälter und ich bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut. ,,Wirst du ihnen jetzt auch weh tun?'' murmelte ich und die Schritte stoppten. ,,So wie dem unschuldigem Jungen heute..'' fuhr ich leise fort. 

,,Er war nicht unschuldig, genauso wenig wie die zwei Hurensöhne'' rechtfertigte er sich und klang noch immer wütend. Er wollte weiter gehen, aber ich hielt ihn erneut auf. ,,Wie viel hast du gehört, Mattheo?'' fragte ich mit gesenktem Kopf. Er hatte ein sehr privates Gespräch gehört, dennoch hatte ich Hoffnung, er wäre noch nicht lange da. ,,Alles'' sagte er kalt und ich hörte die Tür hinter ihm zufallen. Er würde es den anderen sagen. Er hielt mich mit Sicherheit jetzt für verrückt. Welcher Mensch der wohl bei Verstand war, würde denn mit einer Toten sprechen? Aber was ich mich wirklich fragte. Wieso interessierte er sich so für die beiden Typen? Sie brachten mich in Gefahr. Nicht ihn. Warum kümmerte es ihn so sehr? Ich verstand ihn nicht. Jedes Mal wenn er mich sah, war er wütend, aber jetzt reagierte er so, wenn andere Menschen mich in Gefahr brachten? Ein Paradoxon. Er war in meinen Augen ein Paradoxon.

Aber was ich mich noch viel mehr fragte war, wieso er überhaupt dort war. Wieso war er auf dem Turm? Ich denke nicht, weil er früher zum Unterricht kommen wollte. Ich verstehe diesen Jungen einfach nicht.

Zeitsprung

Der Astronomie Unterricht war vorbei und ich wusste um ehrlich zu sein nicht was ich jetzt tun sollte. Der Unterricht war eigentlich nichts besonderes. Da ich mich sehr für Astronomie interessierte und meine Lieblingsbeschäftigung war Sternenbilder zu zeichnen, wusste ich schon viel von dem was unsere Lehrerin uns erzählte. Auch bei diesem Unterricht war Mattheo nicht und ich hatte keine Ahnung wo ich jetzt hin sollte. Es war 1:30Uhr nachts und ich musste mich entweder im Gemeinschaftsraum oder in meinem Zimmer befinden, anderweitig würde ich bestraft werden. Ich ging also langsam, sehr langsam, in Richtung des Gemeinschaftsraumes. Ein schwacher Trost war, dass ich den Weg jetzt zumindest kannte. Ich wurde mit jedem Schritt in Richtung des Gemeinschaftsraumes nervöser. Als ich vor dem Gemälde stand, wäre ich beinahe umgekippt. Was wäre, würden die beiden Jungen schon dahinter warten? Was wäre, würden sie ihre Drohung wahr machen?

Ich flüsterte das Passwort und die Tür öffnete sich. Ich trat schleichend ein. Ich sah mich langsam um, konnte aber Gott sei Dank keinen erkennen, es schliefen wahrscheinlich schon alle und ich hoffte, die beiden Fremden auch. Ich setzte mich wieder auf das Sofa vor dem Feuer. Ich würde noch eine Weile hier bleiben, immerhin wusste ich ich könnte nicht schlafen und ich traute mich doch noch nicht zu meinem Zimmer. Sie sagten sie würden dort auf mich warten. Vielleicht taten sie genau das. 

Ich nahm meine Beine auf das Sofa und umarmte meine Knie so fest ist konnte. Ich versteckte mich einfach hinter ihnen. So würde ich doch sicherer sein oder nicht. Ich starrte einfach weiter in das grüne Feuer und würde darauf warten, dass die Nacht um gehen würde. 

,,Was machst du wieder hier?'' ich hörte gar nicht, dass die Tür aufgegangen war, aber das brachte Mattheos Stimme heraus, als er den Gemeinschaftsraum betrat und mich zusammen gekauert auf dem Sofa sah. Ich antwortete nicht und sah ihn auch nicht an. Dennoch hörte ich wie er näher kam und spürte anschließend die Erschütterung als er sich neben mich auf das Sofa fallen ließ. Sofort stieg mir der Geruch seines Parfüms in die Nase, gemischt mit dem Geruch von Zigaretten und auch ein wenig Alkohol. Dieser Geruch kam mir bekannt vor, Vater roch auch immer so, nur ohne das Parfüm. Das roch gut.

,,Du kannst in dein Zimmer, ich hab mich um die Arschlöcher gekümmert'' erklärte er. Er klang müde. Der einzige Weg zu erkennen, dass er betrunken war, war durch seinen Geruch und durch den Fakt, dass er deutlich ruhiger und offener war als sonst. Er sprach ganz normal mit mir. Er war nicht wütend. Bei dem was er sagt sah ich kurz zu ihm herüber. Als ich ihn näher betrachtete wurden meine Augen groß. ,,Geht es dir gut, oh mein Gott'' sagte ich aufgewühlt und ging auf meine Knie um die unzähligen Wunden in seinem Gesicht näher betrachten zu können. Auf seiner Nase war eine Art Schnitt, er blutete und seine Lippe war aufgeplatzt. Ich legte langsam meine Finger auf sein Gesicht, um zu sehen wie tief die Wunden waren. 

,,Was hast du gemacht? Du bist verletzt! Bist du noch irgendwo verletzt? Omg deine Hände, deine Knöchel bluten. Was ist passiert? Müssen wir in den Krankenflügel? Ja ich glaube du musst in den Krankenflügel, da flicken die dich wieder zusammen.'' ratterte ich aufgeregt und total geschockt runter. Unterbrochen wurde ich durch sein Lachen. Das erste Mal dass er lächelte. Es war wunderschön. Er sah so niedlich aus. Er hatte eine Andeutung von Grübchen, das hatte ich vorher noch nie bemerkt. Es war so unfassbar toll. Seine Haare vielen ihm beim Lachen fast in die Augen und seine Augen funkelten quasi.

Ich war so überwältigt, dass ich mit dem Arm auf dem ich mich stütze wegknickte und auf ihn drauf viel. Sein Lachen verstummte. Ich lag doch nicht wirklich gerade mit knallroten Wangen auf dem Schoß von Mattheo Riddle? Oder? ODER?



But what if ..? (Mattheo riddle FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt