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„Eigentlich heißt es ja, wer's gefunden hat darfs auch behalten, aber unfertig ist auch nur halb so schön.", ich streckte Malin das halbfertige Armband entgegen. Sie war gerade dabei die Paddel von den SUPs ordnungsgemäß im Schuppen zu verstauen. Ein verschmitztes Lächeln zierte ihr Gesicht. „Da hast du Recht.". Unsere Finger berührten sich für einen Moment, als sie mir das Kunstwerk aus der Hand nahm. „Weil du so ein ehrlicher Finder bist, werde ich es für dich zu Ende knüpfen.". Ich reichte ihr weitere Paddel, die die anderen Teilnehmer nur achtlos in die Ecke gepfeffert hatten. „Aber nur, wenn du es nicht wieder verlierst.". Ein paar Staubflocken tanzten im Licht, das durch die Lücken zwischen den Holzbrettern fiel. „Das kann ich nicht versprechen", sie drehte sich wieder zu mir um, „aber dann könntest du es ja einfach zum zweiten Mal finden.". Dann hätte ich wenigstens einen Grund, sie anzusprechen.

Am Abend fand ein Volleyballturnier statt. Da es keinen Sport gab, den ich mehr verabscheute, feuerte ich mein Team vom Spielfeldrand aus an. Und es sah gar nicht so schlecht aus, für uns. Malin stand, natürlich rein zufällig, genau gegenüber von mir auf der anderen Seite und zählte die Punkte. Konzentriert versuchte sie dem Spielverlauf zu folgen, doch es schien ebenfalls nicht ihre Lieblingsbeschäftigung zu sein. Stattdessen sang sie die Hintergrundmusik mit, machte ein paar unauffällige Tanzschritte. Sie war alles andere als unscheinbar, dennoch schenkte ihr kaum jemand Beachtung. Schon mehrmals war sie beinahe von Spielern angerempelt worden, die sie übersehen hatten. Aber ich sah sie, ganz deutlich.

Wir waren beide nicht ganz weg und nicht ganz da. Irgendwo in einer Zwischenwelt, einer Grauzone. Ich wollte mich nicht schon wieder in jemandem verlieren, der am Ende nicht mal wusste, dass ich Apfelpfannkuchen besser fand als normale und Regenwetter das schönsten war. Dass heiße Schokolade am besten mit Sahne schmeckte und ich mir jedes Jahr zum Geburtstag eine Topfpflanze wünschte, die mittlerweile mein ganzes Zimmer bevölkerten. Und ich fragte mich, ob das jemals ein Mensch bemerken würde.

Aber vielleicht konnte man das auch gar nicht wissen, schließlich war ich für gewöhnlich keine große Erzählerin und vielleicht waren meine Ansprüche auch einfach zu hoch. Vielleicht sollte ich mich damit zufrieden geben, wenn jemand meinen Namen behalten hatte. Vielleicht, vielleicht. Ohne so viel vielleicht wäre vieles in meinem Leben viel leichter.

idas sommarvisaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt