.tretton.

129 13 5
                                    

Ich war nur schweren Herzens in den Reisebus gestiegen. Zurück nach Hause, zurück in den Alltag, der eigentlich gar keiner mehr war. Schon in ein paar Wochen würde ich achtzehn werden, damit stand mir die Welt offen. Vielleicht war es genau deshalb so beängstigend. Sollte ich mich für ein Studium einschreiben oder doch lieber erstmal ein Freiwilligenjahr absolvieren? Eine Berufsausbildung? Es war schwer etwas zu finden, während ich mich selbst noch suchte.

Lola wusste von meiner Schwermütigkeit, ich hatte es ihr gar nicht sagen müssen. In den zwei Wochen war sie mir die beste Freundin geworden, die ich je gehabt hatte. Bereits am dritten Tag hatte ich ihr versprechen müssen, sie in Berlin zu besuchen. Nun standen wir auf dem Deck der Fähre, die jede Minute aus Helsingborg losfahren würde. Der Wind zerrte an unseren Haaren und die untergehende Sonne tauchte alles in ein milchiges, goldgelbes Licht. Sie reichte mir ein zusammengefaltetes Stück Papier, das sie wohl aus ihrem Collegeblock gerissen hatte. Es war zerknickt, von Wassertropfen gewellt. „Das ist für dich, aber erst Zuhause rein schauen.". Ich ließ den Zettel in meiner Jeansjacke verschwinden, nachdem ich sie umarmt hatte.

„Welchen Titel hat es denn?", fragte ich dann. Lola schaute mich mit großen Augen an, bevor wir in Gelächter ausbrachen. Natürlich hatte ich mitbekommen, dass sie die ganze Zeit im Camp an einem Song geschrieben hatte. „Idas Sommarvisa.". Ich musste schmunzeln und hatte schon eine Idee, wovon der Text handeln könnte.

„Wirst du ihn veröffentlichen?"

„Wenn meine Band ihn gut findet, wovon ich ausgehe, ja."

„Danke."

„Danke dir."

Wir fielen uns erneut in die Arme. „Ich glaube, da möchte dich noch jemand drücken.", flüsterte Lola plötzlich und deutete mit dem Kopf in meine Richtung. Ich drehte mich um und erblickte Malin, die uns wohl schon eine Weile beobachtet hatte. „Tu, was du tun musst.", sagte sie noch, bevor sie verschwand. Ich war noch nie so nervös gewesen, jede Zelle meines Körbers kribbelte.

Malin stellte sich neben mich und wir schauten schweigend aufs Wasser hinaus. Gemeinsam einsam sein konnten wir immer noch am besten.



PS: Photo taken by me

idas sommarvisaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt