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Vielleicht waren es die kuscheligen Norwegerpullis, vielleicht die gewitterhimmelblauen Augen und die leicht rauchige Stimme. Vielleicht aber auch ihre Textsicherheit bei alten Popsong, ihre Fürsorglichkeit und wie sie lachte. Ich wusste nicht, was es war, was sie für mich so unwiderstehlich machte. Wahrscheinlich einfach das Gesamtpaket, welches sich Malin nannte.

An dem Abend war nichts passiert. Wir hatten nur so dagesessen, die Spiegelung des Lagerfeuers auf dem Wasser beobachtet und uns in angenehmes Schweigen gehüllt. Nicht weil schon alles gesagt war, sondern weil wir beide nicht wussten, wie wir es aussprechen sollten. Das. Dieses komische Ding, diese Anziehungskraft, die Verbundenheit, das Gefühl von Heimweh nacheinander. Bisher hatte ich immer nur Fernweh gehabt, war immer von Ort zu Ort gezogen, selbst wenn es nur vom Bett auf die Couch und andersherum gewesen war. Ich hatte nie still sitzen können, war immer auf dem Sprung gewesen und hatte mich von Idee zu Idee gehangelt. Doch neben Malin, mit rosigen Wangen vom Feuer und dem Gesicht in ihrem weichen Wollpullover vergraben, war es okay gewesen. Es war okay gewesen, so da zu sitzen, den Moment auszukosten. Ich war zum ersten Mal angekommen.

Lola hatte ihr neues Traumpärchen in uns gefunden. „Es ist einfach perfekt.", sagte sie und drehte sich auf ihrem Handtuch um, um ihren Rücken zu bräunen. Wir entspannten lieber im Gras, während die anderen den See mit den Kanus unsicher machten. Heute war unser vorletzter Tag in Schweden, der Sonnenschein war eigentlich völlig fehl am Platz. Es müsste wieder aus Eimern gießen, so sehr würde ich das Ganze hier vermissen. „Naja,", ich wechselte ebenfalls die Seite, „daran ist eigentlich gar nichts perfekt. Suboptimal würde eher passen.".

„Liebe ist nie einfach."

„Wer hat denn was von Liebe gesagt?"

„Komm schon Ida, stell dich nicht so doof!"

„An dem Abend ist nichts passiert!"

„Wäre es aber, wenn ihr beide nicht so steif wärt!"

Darauf fiel mir auch keine Konter mehr ein. Vielleicht hatte Lola ja Recht, vielleicht wäre in einer anderen Dimension, in einem anderen Universum etwas zwischen uns passiert. Aber ganz bestimmt nicht in diesem. Malin war hetero und hatte ihren Freund und ich wusste nicht mal, wer ich überhaupt war und was ich wollte. Alles ziemlich suboptimal.

idas sommarvisaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt