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Ich wollte den letzten Abend um jeden Preis mit Malin verbringen, ein letztes Mal von ihr gehalten werden. Wir hatten uns in den vergangenen Tagen ein paar mal gesehen, kurze Gespräche in der Schlange vor der Essensausgabe geführt, aber so richtig Zweisamkeit hatten wir nicht gehabt. Dabei herrschte keine komische Stimmung zwischen uns, wir waren uns nur einfach nicht über den Weg gelaufen. Vielleicht waren wir beide auch unbewusst auf ein bisschen Abstand gegangen. Aus Angst? Aus Angst wovor?

Während auf der großen Veranda die Abschlussfeier in vollem Gange war, hatte ich mich kurz auf die Toilette verkrümelt. Ich hatte nichts gegen Partys, aber manchmal prasselten so viele Eindrücke auf mich ein, dass ich eine kurze Verschnaufpause von der Welt brauchte. Gerade als ich die unreine Haut auf meiner Stirn im Spiegel beäugte, öffnete sich leise eine der Kabinentüren.

„Du klaust mir mein Versteckt.", sprach Malin und schaute in den anderen Spiegel. Sie machte sich die gleiche Frisur, wie immer; der kleine, unordentliche Knoten am Hinterkopf, der nur aus den vorderen Haarpartien bestand. „Vielleicht klaust du auch gerade meins.", ich lehnte mich lässig gegen das Waschbecken. „Schon lustig, wie das Schicksal manchmal spielt.". Schicksal? Ich hatte keinen Plan, was das Universum mir hier gerade mitteilen wollte. „Über Schicksal wird erst nach drei Bier geredet.", erwiderte ich. Malin musste schmunzeln, sie schmunzelte wegen mir.

„Hast du heute Abend schon was vor?"

„Nur dasselbe wie du."

„Wollen wir uns davon schleichen?"

„Wir?"

„Du und ich."

Kaum dass ich genickt hatte, zog sie mich an der Hand durch den Hintereingang nach draußen zum Fahrradschuppen. Sie fischte zwei klapprige Damenräder heraus, weil es die einzigen waren, die nicht angeschlossen waren. „Ich will dir was zeigen, vertrau mir.". Ich vertraute ihr sogar ein kleines bisschen mehr als mir selbst. Wir schwangen uns auf die Sättel und fuhren über den holprigen Weg, immer weiter in den tiefgrünen Wald hinein. Alleine hätte ich mich bestimmt nicht getraut, aber mit Malin an meiner Seite brauchte ich keine Angst zu haben. Nicht heute, nicht hier, nicht bei ihr.

Unser Haare wehten im Fahrtwind, die Bäume rauschten vorbei und es duftete nach Sommer. Ich fühlte mich frei. Frei und Zuhause.

idas sommarvisaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt