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Die Wellen zerbrachen schäumend am Bug der Fähre, als Malin vorsichtig nach meiner Hand neben ihrer auf der Reling tastete. Unsere Finger verschränkten sich. Ich spürte ihre warme Haut, die kalten Silberringe und sogar ein bisschen ihren Puls, der ebenso Achterbahn fuhr, wie meiner. „Wie geht's jetzt weiter?", durchbrach sie die Stille. Wir waren die Einzigen, die nach dem Start an Deck geblieben waren. „Du fährst mit deinen Freunden in die Bretagne zum Surfen", ich seufzte, „und ich werde in meine öde Kleinstadt zurückkehren.". Das in der Zukunft kein Wir existierte, war uns beiden klar. Sie hatte einen Freund und ich einen Haufen von Fragen, die noch beantwortet werden mussten.

„Ich hab die Momente mit dir genossen, Danke für ... alles.", flüsterte sie. „Du bist ein toller Mensch, vergiss das bitte niemals.". Ich strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr, bevor ich meine Stirn sanft gegen ihre fallen ließ. Alles um uns herum war unruhig, das Meer, die Wellen und der Wind an unseren Schöpfen. Doch mit ihren Händen an meinen Hüften fühlte ich mich friedlicher als jemals zuvor. Wir hatten den langersehnten inneren Frieden gefunden, die Ruhe der Welt im jeweils anderen. „Ich werde die Nacht am See niemals vergessen, als nur du, ich und der Mond in Sinnlichkeit schwelgten.". Ich zog sie dichter an mich heran, sodass sich dieses Mal wirklich unsere Nasenspitzen berührten. „Ich werde dich niemals vergessen, du hast mir gezeigt, wer ich wirklich bin.".

Zaghaft presste ich meine Lippen auf ihre. Die meisten Liebesgeschichten begannen mit einem Kuss, unsere endete damit.

Der Reisebus rollte ruhig über die wenig befahrenden Landstraßen. Es war früh am Morgen, irgendwo in Dänemark. Lola war mit dem Kopf an meiner Schulter eingeschlafen. Ich kramte das Buch von Julia Engelmann aus meinem Rucksack, schlug es auf und war unbemerkt auf der letzten Seite angekommen. „Es ist doch so: Wir können alles sein, wir haben, was wir brauchen, und wo immer wir sind, da gehören wir auch hin.". Als ich in meine Jackentasche griff um den Zettel herauszuholen, bemerkte ich etwas weiches. Verwirrt zog ich ein selbstgeknüpftes Armband heraus. In Rosa, Orange und Pink. Malin musste es dort hinein geschmuggelt haben, als wir uns geküsst hatten.

Ich betastete die kleinen Verknüpfungen mit meinen Fingerspitzen und ließ meinen Blick aus dem Fenster gleiten. Schon faszinierend, irgendwie. Mit diesen verknoteten Fäden aus Wolle hatte alles begonnen. Und alles geendet. Mein Leben, meine Sommerferien; das alles hatte gerade erst gestartet. Und so ganz nebenbei, bin ich eigentlich schon mal in der Bretagne gewesen?

idas sommarvisaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt