Kapitel 7

393 104 7
                                    

Amy fand nach einer Stunde freundliche und schmeichelnde Worte, um ihn zu verabschieden. Er verneigte sich vor dem Publikum und verließ die Bar dann durch eine Seitentür.

Da das Schiff natürlich nicht nur über eine einzige Bar verfügte, hatte Louis den nächsten Dienst etwa dreißig Minuten später auf der anderen Seite des Schiffes. Dort gab es eine Cocktailbar und auch dort spielte er etwa eine Stunde – dann hatte er Feierabend und ging zurück ins Theater, um sich wieder umzuziehen.

Im Flur wurde er von den Tänzern beinahe über den Haufen gerannt, die von der Bühne kamen und die Kostüme ablegen wollten. In einem Gewirr aus Federn und Tüll, presste Louis sich an die Wand, um die wilde Meute vorbeizulassen, und huschte dann nach ihnen in die Garderobe.

»Darling, du kannst jetzt aber nicht auf noch hier rein, sonst haben wir gar keinen Platz mehr«, sagte der Tänzer, der Harry heute angebaggert hatte, als er Louis in der Tür stehen sah.

»Aber, ich muss mich auch umziehen.«

»Das mag sein, aber gerade, sind wir wichtiger, wir müssen nämlich gleich wieder auf die Bühne, also warte bitte draußen.« Das klang schlüssig und Louis zog sich wieder auf den Flur zurück.

Erst, als die Tänzer wieder auf die Bühne verschwunden waren, wagte er sich wieder in die Garderobe, die nun nach Schweiß, Haarspray und Lederschuhen roch. Er zog sich um und hängte alles zurück in den Spind. Das Hemd würde er morgen noch mal tragen können.

»Harry?« Louis klopfte leise an die Tür und wurde hereingebeten. »Störe ich dich?«, fragte er, doch Harry machte nicht den Eindruck, als hätte er besonders viel Stress. Er stand vor einer Kleiderstange und sprühte die dünnen Netzkostüme mit Alkohol ein. Der ganze Raum roch nach Wodka und Louis war sicher, beschwipst zu sein, wenn er sich zu lange hier drin aufhalten würde.

»Man kann sie nicht waschen, die würden kaputtgehen, deswegen reinige ich sie auf diese Weise. Leider gibt es hier kein Fenster, daher kann es sein, dass wir ein wenig beschwipst sind, wenn wir hier raus gehen.«

Louis grinste, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen Harrys Arbeitstisch.

»Apropos Alkohol. Wann wollen wir uns denn später treffen und vor allem; wo?« Harry hob den Kopf und sah ihn kurz an, fast so, als hätte er ihren Plan, den heutigen Abend zu genießen, vergessen. Doch dann sagte er: »Auf der Rückseite des Schiffes gibt es die Sunset-Bar. Dort dürfen wir auch als Mitarbeiter rein. Zumindest nach 23 Uhr. Wir können uns dort treffen, was meinst du?« Louis nickte und versprach, pünktlich zu sein, dann verabschiedete er sich und ließ Harry in dem von Alkohol benebelten Zimmer allein.

Wie nach allem auf diesem Schiff musste Louis nach der Bar eine Weile suchen und so war Harry schon da, als er dort ankam. Und er hatte sich den besten Platz gesichert, den die Bar zu bieten hatte. Eine Doppelliege mit Blick aufs Meer. Auch ein Drink stand schon bereit.

»Wow, ich werde hier ja richtig verwöhnt.«

»Wir müssen die Zeit nutzen, findest du nicht?« Harry hob sein Glas und sie stießen miteinander an. »Auf schöne sieben Tage, mein Lieber.«

Die Drinks waren gut, aber sehr stark und Louis fragte sich bereits nach zwei Schlucken, ob Harry den Barkeeper bestochen haben könnte, den Alkoholanteil ein wenig höher anzusetzen. Auch wenn sich diese Frage nicht klären ließ, weil Harry mit der Sprache nicht rausrückte, waren sie beide nach zwei Gläsern ziemlich angetrunken. Wie gut, dass sie die Doppelliege hatten. Louis ließ sich nach hinten in die Kissen sinken und sah hinauf in den Nachthimmel.

Gäbe es um sie her keine Lichterketten, würde man sicherlich die Sterne sehen können, dachte er, als sich Harrys Gesicht in sein Blickfeld schob.

»Wieso bist du so nachdenklich?«, fragte er, stellte sein Glas ab und seine Hand fand den Weg in Louis' Nacken. Sofort jagte ihm eine Gänsehaut über den Körper.

»Ich bin nicht nachdenklich«, gab er verwundert zurück, konnte aber nicht mehr fragen, wie Harry darauf kam, denn er küsste ihn.

Und wie!

Gierig und dabei vollkommen ignorierend, dass sich andere Gäste an der obszönen Art und Weise stören könnten, öffneten sie die Lippen.

Wann hatte er das letzte Mal so geknutscht? Mit 16 vielleicht und fast hatte er vergessen, wie anregend es war, wenn der Kuss einem direkt in den Unterleib schoss.

Harry schob sich über ihn, ließ es zu, dass er seinen Körper mit den Händen erkundete, die Finger in den Stoff seines Shirts krallte und sich gegen ihn presste. Es war wundervoll.

»Wir sollten vielleicht ...«

»... woanders hingehen ... ich muss meinen Job noch eine Weile behalten«, keuchte Louis und löste sich aus dem nassen Kuss. Harrys Atem ging schwer, als er ihn ansah und lächelte.

»Gehen wir in deine Kabine? Ich habe leider keine für mich allein«, brachte er hervor und Louis nickte.

Sie ließen die Drinks stehen und gingen zügig, aber gesittet durch das Schiff. Immer weiter hinunter ins Innere des Kolosses, bis sie bei den Kajüten der Angestellten ankamen. »Wo ist dein Zimmer? Dauert es noch lange?« Harry ging dicht neben ihm her und schob ungeduldig seine Hand in Louis' hintere Hosentasche.

Wie direkt er war. Louis liebte es.


Klavier und FedernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt