»Ladies und Gentlemen, wir fahren nun in den Hafen von Valletta ein. Wir wünschen Ihnen einen schönen Aufenthalt in der Stadt.«
Louis hörte die Ansage über Lautsprecher, während er neben Harry auf einer Sonnenliege lag und sie den dritten Cocktail schlürften. Die Touristen sammelten sich an der Rehling und sahen dabei zu, wie die Hafenkante immer näher kam. Louis, der sich darüber bewusst war, dass er dieses Manöver in den kommenden sechs Monaten noch mehrmals miterleben würde, legte noch nicht viel Wert darauf, das zu sehen. Stattdessen angelte er sich die Ananasscheibe aus dem Glas und biss hinein.
»So Mr Styles, was haben wir denn heute geplant?«, fragte er und warf Harry über den Rahmen seiner Sonnenbrille hinweg einen Blick zu.
»Tja, Mr Tomlinson, da muss ich Sie leider enttäuschen. Ich muss im Theater noch einiges erledigen. Aber ich könnte mich für ein Eis sicherlich an den Hafen begeben. Was halten Sie davon?« Er streckte den Arm aus und weil sie direkt nebeneinander auf einer Doppelliege lagen, erreichte er seine Hand schnell. Mit dem kleinen Finger streichelte er über Louis' Hand.
»Damit wäre ich einverstanden. Wann würdest du es denn schaffen, aus dem Theater zu kommen?«
»Gegen 16 Uhr, denke ich.«
***
Valletta, Hauptstadt von Malta war ursprünglich eine Festungsanlage Großbritanniens, das hatte Louis zwar vorher schon irgendwo gelesen, und auch, dass die Stadt als Festung angelegt war, und auch, dass sie als Drehort für »Königsmund« in »Game of Thrones« hergehalten hatte, doch Louis hatte sie sich nicht so unfassbar beeindruckend vorgestellt. Die Häuser waren alle aus demselben hellen Stein gebaut und verloren sich in der Ferne in immer enger werdende Gassen, sodass Louis das Gefühl bekam, sich in ein Labyrinth zu begeben. Um zu verhindern, dass er sich verirrte, hielt Louis nach einer Touristengruppe Ausschau, die mit einem Reiseführer unterwegs war und schloss sich ihnen unauffällig an.
Da die Tour auf Englisch stattfand, konnte er alles verstehen und verbrachte den Vormittag damit, sich Paläste, Kirchen, schmale Gassen und die eindrucksvollen Häuser mit bunten Holzbalkonen anzusehen. Nach der Tour löste sich die Gruppe wieder auf und Louis schlenderte allein durch die Gassen, in denen es weniger schwül war als auf den großen Plätzen. Er fand ein kleines Restaurant, das Tintenfisch und Couscous anbot und setzte sich auf einen der Holzstühle, von wo aus er einen kleinen Ausschnitt des Hafens sehen konnte. Er hatte seinen Rucksack auf den Boden gestellt und zog nun den Notenblock daraus hervor. Sicherlich würde sein Essen noch ein wenig auf sich warten lassen und er konnte die Zeit nutzen, um ein bisschen Inspiration der Stadt niederzuschreiben. Da das Schiff jede Woche dieselbe Route fuhr, würde er in sieben Tagen wieder hier sein können und Louis war gespannt darauf, wie sich seine Wahrnehmung der Stadt ändern würde, wenn er sich öfter hier aufhielt. Sicherlich würden ihm mit der Zeit viel mehr Details auffallen, die er bisher vor lauter Überreizung vollkommen übersehen hatte.
Ähnlich wie bei Harry. Bei ihm war ihm anfangs nämlich auch nur die verdammt angenehme Stimme aufgefallen, doch mittlerweile hatte er auch das Grübchen in der linken Wange bemerkt, das sich immer bildete, wenn Harry schmunzelte. Oder die dritte Brustwarze auf der rechten Seite, die, ein wenig kleiner und flacher, auch mit einem Leberfleck hätt verwechselt werden können. Gedankenverloren drehte Louis den Stift in den Fingern, sah dann auf seine Unterlagen und stellte fest, dass er nur Merkmale von Harry aufgeschrieben hatte!
»Was ist denn bei dir los?«, murmelte er, halb irritiert, halb amüsiert zu sich selbst, riss das Blatt aus dem Block und faltete es zusammen, um es wieder in die Tasche zu stecken. Er atmete tief durch, konzentrierte sich und fuhr dann fort, Valletta in Stichworten festzuhalten, bis die Bedienung ihm eine große Schale Couscous mit herrlich duftenden Tintenfischen servierte.
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Klavier und Federn
FanfictionAls Pianist auf einem Kreuzfahrtschiff. Etwas, das Louis schon immer machen wollte. In Genua geht er an Bord und trifft schon am ersten Tag einen Mann, der in ihm ein Verlangen entfacht, das er nicht unterdrücken kann. Harry arbeitet im Theater des...