Sixtytwo

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Gespenstische Stille umgab die drei Beamten, als sie das Josephina Hill Police Departement betraten.
Cedric, welcher mit erhobenem Haupt als erster die Empfangshalle betrat, spannte die Muskeln an. Es war keiner da. Nicht einmal ein Beamter im Anmeldehäuschen.
„Wo sind die denn alle?", brummte Sperling gedämpft, doch man hörte die Nervosität aus seiner Stimme heraus.
„Das ist nicht normal." Langsam durchquerte Cedric die Halle, vorbei an den Sitzplätzen im Wartebereich, dann stieß er gegen die erste gläserne Brandschutztür, welche sich nicht öffnen ließ. Mit fragendem Blick drehte er sich zu Wheatley um.
„Das sollte so auch nicht sein", murmelte dieser und zückte einen Schlüsselbund, an dem er erstmal herumsuchte, fand dann jedoch einen Schlüssel, der passte.
„Warum haben Sie einen Schlüssel für diese Tür und ich nicht?", beschwerte sich Sperling leise.
Wheatley warf ihm einen kurzen Blick über die Schulter zu und packte seine Krücken fester. „Das wollen Sie nicht wissen."
„Na wenn Sie meinen."
Auch der Rest des Gebäudes schien verlassen zu sein. Als die drei in Richtung des Großraumbüros gingen, in welchem sie das Gespräch zwischen Cedric und Green mitbekommen hatten, war es auch dort stockdunkel. Sperling ging vor, trat hinein und drehte sich einmal um die Achse. Nichts.
„Wo ist private Büro von Green?", wollte Cedric wissen.
„Folgen Sie mir." Sperling kam wieder auf sie zu und deutete auf die nächste Abzweigung rechts, bevor er vorausging.
Wheatley währenddessen war still, sehr still, und humpelte ihnen schwerfällig auf den Krücken hinterher. Immer wieder ließ er seinen Blick wachsam in alle Richtungen schweifen, als wolle er kein Detail auslassen.
„Sie sagen ja gar nichts", sprach Cedric schließlich seine Gedanken aus.
„Ich nutze mein absolutes Gehör."
Das war das einzige, was der junge Mann dazu sagte, also nickte Cedric einfach nur.
Es war nicht weit, trotzdem befanden sie sich hier im Herzen des Departements. Auf dem Schild vor der Türe stand groß Green, doch auch hinter dem kleinen Fenster in der Türe schien kein Licht.
Sperling rüttelte grummelnd an der Tür. „Ich bezweifle, dass Sie hierfür einen Schlüssel haben, Wheatley?"
Der angesprochene brummte, drehte sich aber einmal wacklig herum und ließ die Augen weiter hoch herumflitzen. Cedric folgte seinen Blicken und merkte dann, wonach er suchte.
„Das ist eine Falle."
„Was?", fragte Sperling.
Cedric knurrte und starrte nach oben in die nächste Ecke. „Die Kameras sind tot."
Es brannte kein kleines Lämpchen unter der Linse, und dies war nicht die einzige. Er wanderte ein paar Schritte im Flur herum, fand aber auch die anderen Kameras ausgeschaltet vor. „Dieser blöde Wichser!"
Nervös zupfte der Kommissar an den Säumen seiner Uniform herum. „Aber das heißt doch, wenn Green hier irgendwo ist, kann er mit uns machen was er will!"
„Blitzmerker", kommentierte Wheatley und kämpfte sich zähneknirschend mit seinen Krücken voran.
„Wo wollen Sie hin?" Cedric und Sperling eilten ihm hinterher, was wahrlich nicht schwer war.
„Wir gehen diese verdammten Verbrecher suchen und überführen."
Cedric war überrascht von der Entschlossenheit des eigentlich eher zurückhaltenden Beamten, doch er hieß sie mit offenen Armen willkommen.
Die drei huschten durch alle Flure die das recht große Departement zu bieten hatte, schauten überall nach den Kameras und spähten in jeden Raum. Irgendwann fiel Cedric siedend heiß ein, dass er an seiner Weste auch eine kleine Kamera mit sich tragen konnte. Sperling offenbarte bei entsprechender Frage die seine, nachdem er in seinen Taschen gekramt hatte, da Cedric in der Regel nicht mit Weste rausging.
So waren sie zumindest auf der sicheren Seite, wenn sie überrumpelt werden sollten.
„Wir haben jetzt eigentlich alle Flure abgegrast und nichts und niemanden gefunden", meinte Sperling schließlich, als sie wieder auf den Hauptflur gelangten. Er wischte sich mit einem Tuch über die schweißnasse Stirn.
Cedric hob eine Braue. „Eigentlich?"
Wheatley lachte leise auf. „Die Zellen im Keller sind noch übrig."
Darauf wollte Green also hinaus. Cedric kreiste die Schultern und ließ die Knöchel knacksen. „Na, dann auf in die Schlacht, würde ich sagen!"
„Ich kann Ihnen aber nicht die Treppen hinunter folgen", murmelte Wheatley mit einem Blick auf seine Krücken.
„Schön, das Hirn aus der Gruppe verlässt uns. Ich hoffe, Sie können wenigstens Muskeln bieten, Sheriff, ich nämlich weder noch." Sperling sah aus, als sehne er sich mehr nach seinem Bett, als irgendwelche Verbrecher zu fangen.
„Dann rollen Sie die drei eben platt oder zaubern, aber Sie kommen mit", blaffte Cedric gereizt. Vielleicht hätte er doch lieber Tony mitnehmen sollen statt des dicklichen Kommissars.
„Passen Sie auf", wisperte Wheatley eindringlich, und störte damit den kleinen Zoff der zweien. Cedric räusperte sich, drückte kurz dessen Arm, und wandte sich dann zu Sperling. „Alles klar Kollege, wo geht's lang?"

Cedric konnte nur inständig hoffen, dass die zwei Beamten tatsächlich auf seiner Seite standen, denn wenn auch sie ihn an der Nase herumführten, war er wirklich geliefert. Aber er hatte gerade wohl keine andere Wahl, als ihnen blind zu vertrauen.
Kommissar Sperling führte ihn am Ende des Hauptflurs zu einer dicken Eisentür, die er mit einem Code entsperren musste. Warum zum Teufel hatten sie eigentlich solche Zellen als kleine Dorfzentrale? Cedric wusste es nicht, aber als Sperling die Notbeleuchtung betätigte, stellten sich ihm noch ganz andere Fragen.
Hinter ihnen fiel die Tür sanft ins Schloss und sie stiegen eine eiserne Treppe hinunter.
„Der Code lautet 346908", murmelte Sperling wie beiläufig vor sich hin, gerade laut genug, dass Cedric die Ziffern heraushörte. „Das bringt mir 'ne Menge Ärger ein, wenn die das Videomaterial ansehen müssen."
Mucksmäuschenstill bewegten die zwei sich weiter und erlangten den Zellentrakt im Untergeschoss. Da das Police Departement so alt war, hatten die Beamten die alten Zellen wohl weitestgehend erhalten wollen, weswegen diese noch aus altem gegossenem Eisen bestanden. Hier unten sank die Temperatur abrupt ins einstellige, sodass die zwei schauderten.
„Sind Sie sicher, dass hier jemand ist?", murmelte Cedric sorgenvoll. Er hatte ein sehr ungutes Gefühl.
„Wer weiß, das werden wir nun sehen."
Sperling schlich ein Stückchen hinter ihm her und sah sich immer wieder zu allen Seiten um.
Cedric ging langsam voran, seine Waffe hielt er im Anschlag, nur für den Fall. Plötzlich stellten sich die kleinen Härchen in seinem Nacken auf, er spürte zwei kräftige Hände in seinem Rücken, und dann ein Stoß, der ihn mit dem Gesicht voran zur Wand schleuderte.






Sorry für das kurze Kapitel! Es geht bald weiter, versprochen!✌️

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