Thirtysixth

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Allan verbrachte die Mittagspause auf einem Klappstuhl im Garten. Cedric hatte einen wichtigen Termin und war seit eineinhalb Stunden weg. Da Allan sich nicht ans Kochen wagte, hatte er beschlossen, die übrig gebliebenen Pancakes vom Frühstück zu essen und sich eine Limonade genehmigt. Er genoss die warmen Sonnenstrahlen auf seiner Haut und die erfrischende Brise, die seine dunklen Haare zerzauste. Aus der Küche drang noch leise Musik vom Radio. Einen so idyllischen Vormittag hatte er schon lange nicht mehr erlebt.
Hoffentlich änderte sich dies nur nicht so schnell.
Dennoch... es fehlte immer noch etwas. Und er wusste genau, was – oder eher wer – es war.

Allan seufzte leise und trank noch einen Schluck Limonade. Dann stand er auf, um die leere Flasche in die Küche zu bringen und in die Spüle zu stellen. Er stellte das Wasser an, ließ es in die Flasche laufen. Plötzlich durchdrang ein penetrantes Klingeln die Stille, und er schnappte erschrocken nach Luft. Hektisch trocknete er sich die Hände ab und tastete seine Taschen ab, bis er endlich sein Telefon fand.
Ilia.
Allan schmunzelte leicht. Sein Lieblingspatenkind.
Er bestätigte den Anruf und hielt sich das Telefon ans Ohr. „Hallöchen, meine Liebe."
„Hallo Al!", rief Ilia fröhlich. „Wie geht's dir?"
„Mir geht's prächtig", lächelte Allan, stolz, dass es tatsächlich so war. Er schlenderte zurück in den Garten an seinen Platz in der Sonne. „Und wie geht es euch, Kleine?"
„Es ist lustig, Dad ist daheim und wir haben ganz viel Fastfood und Süßis gegessen, weil Mom mit Freundinnen shoppen ist", kicherte Ilia.
„Ach, und du bist nicht mit ihr gegangen?", grinste Allan.
„Nein! Du darfst niemals mit Mom shoppen gehen, sie kauft alle Läden leer und tratscht den ganzen Tag langweiliges Zeug!"
Allan lachte auf. „Vielleicht hättest du mit deinem Vater ins Einkaufszentrum gehen sollen."
„Oh nein, Daddy hasst auch shoppen, so wie ich", kicherte Ilia. Dann wurde sie ganz aufgeregt. „Al, ich glaube, Mommy kauft Geschenke für mich. Mein Geburtstag ist ja schon in zehn Tagen!"
„Ganz bestimmt. Sie kauft sicher ganz große Geschenke für dich ein", lächelte Allan. Er musste ebenfalls noch eines holen.
„Weißt du, was das beste Geschenk wäre?", fragte Ilia mit gedämpfter Stimme. „Aber sag das bloß nicht Mom oder Dad!"
„Versprochen."
„Wenn Ethan mich auch so gern hat."
Oh Gott. Allan grinste. Zucker! Sein Patenkind war so drollig.
„Er mag dich mit Sicherheit", lächelte er dann aufmunternd. „Und wenn nicht, dann regeln Ronnie und ich das."
„Allan!", kicherte Ilia vorwurfsvoll.
Allan lachte herzlich auf. „Keine Sorge, Süße. Es passiert ja keinem etwas."
„Und wie ist es mit dir und Cedric?", fragte Ilia neugierig. Sie kicherte.
Augenblicklich lief Allan rot an. „Ach, ähm..."
In dem Moment schob sich ein Schatten über ihn. Eine Gänsehaut kitzelte über seine Arme, und er zuckte heftig zusammen, als sich eine Hand in seinen Nacken schob.

~

Cedric bereute schon, sich angeschlichen zu haben, als er sah, wie Allan bei seiner Berührung zusammenschrak.
„Herr im Himmel!", rief Allan erschrocken und drehte sich zu ihm um. „Ich hatte beinahe einen Herzinfarkt!"
„Ich find's auch schön, dich zu sehen", lachte Cedric. Er konnte sich das Grinsen einfach nicht verkneifen. Er beugte sich vor und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
Allan grummelte beleidigt, doch seine Wangen wurden noch röter.
Lächelnd hockte Cedric sich neben ihm hin und legte vorsichtig die Arme auf Allans Bein ab. Allan zuckte kaum merklich zusammen, lächelte ihn aber schüchtern an.
„Allaaan!", drang dann eine kleine helle Stimme aus Allans Telefon. Allan starrte das Gerät so erschrocken an, als käme daraus ein Geist. „Ja, ich bin noch da, Ilia", sagte er schnell.
Cedric hob unmerklich eine Braue. Ilia. Ein kleines Mädchen? Damals hatte er noch gedacht, Ilia sein ein Jungenname, doch Ilia klang definitiv nicht wie ein Typ.

„Allan?", kam es aufgeregt aus dem Telefon. „Ist er da? Hallo!"
Allan wurde rot wie eine Tomate, wenn nicht sogar noch röter. „Was? Nein, nein..."
„Al! Sag schon! Ist da dieser Cedric?"
Cedric horchte verwirrt auf, grinste dann aber, als er sah, wie Allan peinlich berührt sein Gesicht mit einer Hand verdeckte.
„Du bist genau wie deine Mutter", seufzte er gequält schmunzelnd.
Ilia kicherte. „Also?"
Allan warf ihm einen Blick zu. Cedric lächelte leicht. „Ich kann auch wieder verschwinden", bot er grinsend an.
„Schon in Ordnung", seufzte Allan und lächelte müde. Dann wandte er sich wieder dem Telefon zu. „Ja, Cedric ist hier, Süße."
Cedric legte lächelnd den Kopf auf seine Arme, was Allan dazu veranlasste, ihm schüchtern übers Haar zu streichen. Cedric genoss seine Berührungen. Währenddessen drang ein hohes, aufgedrehtes Kreischen aus dem Telefon.
„Ja! Darf ich ihn kennenlernen, Al? Bitte! Wie sieht er aus? Ist er nett? Seid ihr schon ein Pärchen?"
„Ach, Ilia", murmelte Allan eingeschüchtert. Er schielte zu Cedric hinüber. Ihre Blicke trafen sich, und Cedric hätte es viel lieber gehabt, wenn er weiter diese glitzernden dunklen Augen hätte bewundern können.
Dann hörte Cedric eine männliche Stimme. „Ilia, ruhig mit den jungen Pferden. Entschuldige, Al. Die Kleine kommt nicht mehr los von all dem Kitsch."
„Schon gut", erwiderte Allan grinsend. „Du warst doch auch nicht anders, als du Lisa kennengelernt hast."
Cedric lachte kaum hörbar. Diese Situation kannte er ebenfalls nur zu gut.
„Du, Ronnie", sagte Allan dann und fuhr sich verlegen mit der Hand durch die Haare. „Ich muss auflegen. Wir reden die Tage wieder, in Ordnung?"
„Geht klar. Grüß deinen Crush von mir!"
„Ronnie!", rief Allan vorwurfsvoll ins Telefon, doch es piepte bereits. Er schielte peinlich berührt zu Cedric hinüber.
„Wer war das denn?", fragte Cedric sanft und grinste.
Allan wandte den Blick ab und steckte sein Telefon ein. „Ronnie war ein Kollege von mir. Ilia ist seine Tochter und mein Patenkind."
Cedric schmunzelte. Warum hatte er kein Patenkind? „Wie ich gehört habe, hast du mal von mir erzählt?"
„Vielleicht", nuschelte Allan verlegen und fuhr sich durch die Haare.
„Süß", sagte Cedric leise. Er richtete sich auf und drückte Allan einen Kuss auf die Wange. „Kommst du mit in die Küche? Ich brauche was zu trinken."
Schüchtern blickte Allan zu ihm auf und stand ebenfalls auf. „Du bist nicht sauer, dass ich von dir erzählt habe?", fragte er heiser.
„Oh Gott, nein! Niemals", stieß Cedric entsetzt hervor. Er packte Allan an der Taille und zog ihn zu sich. „Warum sollte ich sauer sein? Die Kleine hat sich doch offensichtlich gefreut und ihr Vater hat gegrüßt. Das ist doch überhaupt nicht schlimm, Süßer."
Allan zuckte die Schultern. „Dennoch..."
„Nichts da", erwiderte Cedric. Kurzerhand beugte er sich vor und küsste Allan zärtlich. Als er sich von ihm löste, blickte er ihm in die Augen. „Wo wir schon einmal dabei sind... wir haben es noch nicht offiziell gemacht."
Allan starrte ihn erstaunt an. „Du meinst... diesen ganzen Pärchenkram?"
Cedric grinste. „Genau den. Also..." Er legte eine Kunstpause ein, blickte grinsend hinauf in den Himmel. Dann schaute er wieder zu seinem Geliebten hinunter. „Willst du mit mir zusammen sein?"
Allan lief puterrot an. Er nickte eifrig.
Cedrics Grinsen wurde breiter. „Perfekt. Das ist perfekt. Du bist perfekt. Ich liebe dich, Allan."
Allan grinste nun ebenfalls und schlang die Arme um seinen Hals. „Ich liebe dich auch, Cedric." Dann küsste er ihn zaghaft. Cedric erwiderte den Kuss sanft und spürte sein Herz vor Freude und Liebe zerspringen.
Ich liebe dich, Allan.
Ich liebe dich auch, Cedric...
Cedric lächelte in ihren Kuss hinein. Er hätte an diesem Tag wirklich nicht glücklicher sein können.

Nur du zählst...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt