Schwer atmend löste sich Allan von Cedric und presste eine Hand auf sein Herz. Es raste wie verrückt vor Aufregung. Cedric musterte ihn besorgt, zog ihn noch dichter zu sich, um ihn zu stützen. „Alles in Ordnung?"
Allan nickte langsam. „Es ist bloß wieder mein Herz."
Cedric lachte leise. Sein Atem lag warm auf Allans Wange. „War das jetzt ich?", fragte er halb scherzend, halb sorgenvoll.
„Theoretisch gesehen, ja", erwiderte Allan neckisch und grinste schief.
Cedric lächelte zaghaft. Seine Finger streichelten sanft über Allans Nacken. „Entschuldige."
„Nein, wofür denn?", sagte Allan schnell. Er wollte keineswegs, dass Cedric sich verantwortlich für seine Herzprobleme fühlte.
Cedric seufzte auf. „Für... alles, denke ich." Er hob den Blick, schaute direkt in seine Augen. Allan schluckte leicht. Er wusste genau, was er meinte.
Cedric löste sich von ihm und fasste zaghaft nach seiner Hand. „Wir sollten reden", flüsterte er.
Allan holte tief Luft. „Ja..."
Cedric lächelte leicht und drückte seine Hand. Dann zog er ihn weiter über den Weg. Ein paar Minuten lang lief Allan schweigend neben ihm her und schaute immer wieder zu ihm auf. Auch Cedric blickte ihn an, die Lippe nervös zwischen den Zähnen eingeklemmt und in seinen Augen Wehmut. Allan zerriss es das Herz. Er wollte ihn nicht so sehen, nicht so zerbrochen, wie er es doch war. Cedric hatte es doch nicht verdient.Er folgte ihm an den Rand eines kleinen Waldstücks und ein paar Meter über einen Pfad. Es war nicht allzu dunkel, doch das dichte Blätterwerk warf ihre langen Schatten auf sie, als Cedric auf eine Bank am Wegesrand zusteuerte und sich darauf niederließ. Allan zögerte eine Sekunde lang, doch dann nahm er langsam neben ihm Platz. Er hielt ohnehin noch seine Hand, also war er gezwungen, sich zu setzen.
Cedric wandte sich zu ihm um und löste dabei die Hand aus der seinen. Stumm versenkte Allan die Hände in der Tasche seines Hoodies und blickte zu Boden.
„Allan." Cedric legte einen Arm hinter ihm auf die Banklehne und streifte seine Schulter mit den Fingern. Allan zuckte kaum merklich zusammen.
„Tut mir leid", murmelte Cedric besorgt.
Allan verkrampfte sich und schüttelte den Kopf, ohne ihn anzusehen. „Entschuldige dich nicht dafür", murmelte er leise.
Cedric atmete tief ein und aus. „In Ordnung", sagte er schließlich. „Aber ich will dir einfach keine Angst machen oder dich verletzen."
Allan biss sich auf die Lippe und nickte langsam. Schüchtern hob er den Blick. Cedric wartete. Wartete, dass Allan den ersten Schritt machte, sich seine Komfortzone selbst baute.
Allan sammelte all seinen Mut und lehnte sich zu Cedric vor, drückte zaghaft einen Kuss auf dessen Lippen. Cedric seufzte wohlig. Unbeholfen legte Allan die Arme um seinen Hals, ließ es zu, dass Cedric ihn dichter an sich zog, sodass ihr Kuss etwas inniger wurde. Ein warmes Gefühl breitete sich in Allan aus, altbekannt und doch so fremd, dass er sich konfus von Cedric löste.
Cedric lächelte aufmunternd. Er hob vorsichtig die Hand und streichelte über Allans Haar. Allan atmete zitternd ein und aus und schloss die Augen. Er wollte diese Berührung genießen, nicht fürchten. Er hatte sich so sehr danach gesehnt, doch nun nagten die Zweifel unerbittlich an ihm, und er konnte nichts dagegen tun. Er wusste, dass es nicht an Cedric lag. Er wusste, dass es nicht Cedric war, der dieses Unwohlsein in ihm auslöste. Und doch hatte er solche Angst.
Cedric ließ behutsam die Hand in Allans Nacken gleiten und verharrte dort. Vorsichtig blickte Allan zu ihm auf.
„Erinnerst du dich noch, Allan?", fragte Cedric zaghaft, „An damals...?"
„Wie hätte ich das vergessen können?", konterte Allan, bevor er sich verbesserte: „Dich?"
Cedric lachte leise, doch es war kein besonders freudiges Lachen. „Hätte ja sein können..."
„Niemals." Allan küsste ihn abermals, nur kurz, doch es reichte aus, um Cedric zum Lächeln zu bringen.
„Um ehrlich zu sein, dachte ich dasselbe", seufzte Allan dann wahrheitsgemäß und blickte zu Boden. „Ich meine, so wie du auf mich zukamst und mich nach meinem Namen fragtest, als ich vor deiner Tür stand..."
Cedric verzog zerknirscht das Gesicht. „Das tat ich nur, weil ich dachte, du würdest dich nicht mehr an mich erinnern."
Allan lachte auf. „Wow. Wir sind solche Idioten."
„Ja, manchmal schon", murmelte Cedric. Er fasste sanft nach Allans Kinn und drehte es zu sich, küsste ihn sanft. „Tut mir leid, Al..."
„Bitte lass all diese Entschuldigungen", bat Allan verzweifelt. „Ich ertrage das einfach nicht."
Cedric musterte ihn besorgt. Hinter seiner Stirn schien es fleißig zu arbeiten, und Allan erkannte in seinem Blick, dass er wusste, worauf er anspielte. Dinge, die er lieber vergessen als weiter besprechen wollte.
„Ein anderes Mal", murmelte er daher flehend. Cedric nickte. „Wann immer du dazu bereit bist."
Er zog Allan an sich, schlang die Arme fest um ihn. Dieser erwiderte seine Umarmung und legte die Arme um seinen Hals. Müde vergrub er das Gesicht an Cedrics Schulter und verfolgte seine Hand, die über seinen Rücken strich. Cedric drückte einen Kuss auf sein Haar. „Du, Al?"
„Hm?", machte Allan leise.
„Du siehst unglaublich niedlich aus in diesem viel zu großen Pulli."
Allan lachte leise. „Aber auch albern."
„Sag das nicht." Cedric hauchte einen Kuss auf seinen Nacken, was ihn zum Schaudern brachte. „Du bist perfekt so wie du bist."
Langsam hob Allan den Kopf, schaute ihn von der Seite an. Cedric wandte den Kopf zu ihm, und ihre Wege trafen sich mit einem Kuss in der Mitte.
„Das hab ich vermisst", murmelte Cedric schließlich und blickte Allan direkt an. Er strich ihm zärtlich eine Haarsträhne aus der Stirn. „Dich, um genau zu sein."
Allan spürte, wie er rot anlief, und lächelte schüchtern. „Ich habe dich auch vermisst."
Cedric drückte ihm einen weiteren Kuss auf die Lippen. „Wäre auch schade gewesen, wenn nicht."
Allan lächelte flüchtig. Dann wandte er den Blick ab und ließ ihm über ihre Umgebung schweifen. „Erinnerst du dich an dieses alte Pärchen, das wir damals gesehen haben?", fragte er leise.
„Was meinst du denn, warum wir hier sind?", lachte Cedric.
Erstaunt blickte Allan ihn an. „Das war Absicht?"
Cedric rieb sich verlegen den Nacken. „Erst, als ich dich geküsst habe. Nachdem mir eingefallen ist, dass die Bank hier steht. Ursprünglich wollte ich wirklich nur ein wenig spazieren gehen." Er grinste Allan belustigt an. „Wie hätte ich auch erwarten können, dass sich ein gewisser jemand traut, nach einem Date zu fragen?"
Prompt lief Allan puterrot an. „Das hatte ich, um ehrlich zu sein, auch nicht erwartet", murmelte er zaghaft.
Cedric lächelte ihn liebevoll an und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich find's schön." Dann überlegte er. „Dich find ich schön. Deine Augen, dein Gesicht, und..." Er musterte Allan aufgeregt.
Allan blickte schüchtern zu ihm hoch, doch er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Was denn?"
„Alles. Alles an dir. Du bist perfekt." Cedric küsste ihn sanft, und Allan musste so sehr grinsen, dass er seinen Kuss nicht erwidern konnte. Cedric lachte leise und griff nach seiner Hand. Allan schmiegte sich an ihn, sog seinen Duft ein, genoss seine Wärme und ließ Cedric für eine Weile lang all seine Sorgen vertreiben, so wie er es schon immer zu tun vermocht hatte. Allan hoffte, dass er nicht auch noch einschlafen würde, doch in Cedrics Armen war es einfach zu gemütlich.

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Nur du zählst...
RomanceNachdem der Ex-Polizist Allan Dearing bei einem Einsatz schwer verletzt wird, verdammt ihn das Schicksal ins Büro. Und so wird er als Hilfssheriff in das kleine Dorf Josephina Hill versetzt. Doch dort wird ihm klar, dass sein Job ganz anders als ruh...