Tenth

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Ungeduldig tippte Allan mit den Fingern auf das Holz der Arbeitsfläche. Die Kaffeemaschine vor ihm brummte tief und dampfender Kaffee prasselte in eine große Tasse. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Mittlerweile war es schon fast 15 Uhr, und er machte sich Sorgen um Cedric. Er wusste genau, dass er auf sich selbst aufpassen konnte –schließlich war er erwachsen und Dorfsheriff– aber dennoch konnte Allan nicht umhin, sich zu fragen, wo er bloß blieb. Er wagte es nicht, ihn anzufunken und war hin- und hergerissen zwischen den Gedanken, nachlässig zu handeln, falls Cedric in Gefahr schwebte, oder sich albern aufzuführen, weil er nicht wollte, dass Cedric ihn auslachte.
Die Kaffeemaschine gab einen schrillen Piepton von sich, als der Kaffee endlich durchgelaufen war. Allan zuckte zusammen.
„Schreckhaft?", ertönte eine nur allzu wohlbekannte Stimme hinter ihm.
„Verdammte Axt!" Entgeistert fuhr Allan herum und starrte Cedric an, der lässig mit verschränkten Armen im Türrahmen lehnte und ihn mit unverschämt belustigten Lächeln anblickte.
„Wie kommst du hierher?", stieß er erschrocken hervor.
Cedric grinste leicht. „Durch die Tür, mein Lieber."
Allan schauderte kaum merklich, als er die letzten beiden Worte hörte. Mein Lieber.
„Dein Kaffee wird kalt." Cedric schmunzelte und deutete mit einem Kopfnicken auf die Maschine hinter ihm.
Belustigt hob Allan eine Augenbraue. Er griff blind hinter sich und nahm seine Tasse. „Nun rate mal, warum."
Cedric lachte auf. „Entschuldige. Ich bin es noch nicht gewöhnt, dass plötzlich wieder jemand in meiner Küche steht und sich Kaffee brüht." Sein Blick fiel auf die Kaffeemaschine. „Zumal es so viele bessere Möglichkeiten gibt, guten Kaffee zu kochen."
Allan lachte leise und fuhr sich mit der freien Hand durch die Haare. Er versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass er Cedrics Blick bemerkte, und trank stattdessen demonstrativ einen Schluck Kaffee. „Ich bin zufrieden, solange das Koffein wirkt."
Cedrics Blick richtete sich auf seine Augen, und er nickte nachdenklich. Allan fragte sich, was wohl durch seinen Kopf ging. Wenn er bedachte, was ihn selbst die ganze Zeit nicht loslassen konnte, wollte er allerdings nicht wissen, wie peinlich es werden könnte, würde er wissen, was Cedric wohl dachte.
Bei der Vorstellung zuckte er kaum merklich zusammen und merkte, wie er rot anlief. Ihre Blicke trafen sich, und Cedrics Lippen formten ein hübsches Schmunzeln, das ihn wahrscheinlich noch röter werden ließ, wenn das überhaupt noch möglich war.
Schnell wandte er den Blick ab.
Nur nicht auffallen. Lass dir bloß nichts anmerken.
„Ich denke, ich gehe mal wieder an die Arbeit", murmelte er. Er schickte sich an, aus der Küche zu gehen, doch als er an Cedric vorbeigehen wollte, hielt jener ihn am Arm zurück.
„Allan." Cedrics tiefe, weiche Stimme ließ eine Gänsehaut über seine Haut jagen. Zögerlich hob er den Kopf und blickte auf zu diesen Augen aus tiefblauen Welten, die ihn einluden, doch näher zu kommen.
Cedrics Augen huschten über sein Gesicht, als gäbe es nichts interessanteres. Allan spürte seinen Atem auf seiner Wange, so nahe standen sie beinander, und sein Herzschlag beschleunigte rasch. Er spürte, wie er noch roter wurde und spannte nervös die Muskeln an.
Ein Lächeln bildete sich auf Cedrics Lippen, das beinahe liebevoller war, als er es sich hätte vorstellen können. Der Blonde öffnete den Mund, zögerte, schien zu überlegen. Doch dann sprach er endlich, und obgleich seine Stimme kaum mehr als ein Windhauch war, vermochte sie den Worten, die er sagte, nicht minder Stärke zu verleihen.
„Es sieht süß aus, wenn du rot wirst."
Allan starrte ihn an, in seinem Hinterkopf tosende Erinnerungen und der blinde Wunsch, dass es wahr war. Sein Herzschlag fuhr Achterbahn in seiner Brust, und in seiner Magengegend kribbelte es wohlig.
„Danke...", wisperte er stockend.
Cedric lachte leise. „Immer doch, Allan Dearing."

Nur du zählst...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt