Kapitel 3 - Versammlung

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Die Tage vergingen und es wurde ruhig rund um den dunklen Zauberer Gellert Grindelwald. Keine Aufstände, keine Versammlungen, keine Anzeichen, dass der doch so gefürchtete Zauberer still sein Unwesen trieb. Doch dieser Frieden sollte nicht lange währen, schon bald würde er brechen und Welt der Zauberer erneut in Aufruhe versetzten. Nebel bedeckte den Himmel der Städte Englands, sämtliche Lichter gingen aus und schwarze Seidenartige Banner begannen die Häuser Londons zu umhüllen. Albus Dumbledore beobachtete mit einer gewissen Faszination das Geschehen. Es war genau wie damals, Grindelwald benutze diese Banner, um seine Anhänger zu sich zu rufen. „Theseus, ich habe eine Bitte an Sie", sprach Dumbledore ruhig. „Ich werde Grindelwalds Versammlung besuchen und seiner Rede Gehör schenken. Schicken Sie Ihre Auroren nicht zu Grindelwald". Ungläubig musterte Theseus den Mann vor sich und wollte schon etwas dagegen einwenden, als ihn Dumbledores ernster Blick davon abhielt.

Das unterirdische Amphitheater hatte eine bedrohliche Ausstrahlung, die die Stimmung der Besucher erheblich beeinflusste. Wie damals in Paris herrschte eine aufgeladene, gefährliche Atmosphäre, welche zu Unberechenbaren im Stande war. Dumbledore wurde von dem Strom der Menge mitgerissen, sein Hut lag tief in seinem Gesicht. Der Zauberer war entsetzt darüber, wie viele Grindelwald zujubelten und seine Absichten teilten. Kurz nach seinem Eintreffen betrat Gellert Grindelwald die Bühne und ließ sich von seinen Gefolgsleuten feiern. Dumbledore schlug das Herz dabei bis zum Hals.

„Meine Freunde, es schmeichelt mir, dass so viele dieser Versammlung beigetreten sind. Das zeugt zu was wir Zauberer fähig sind, dieser Beifall, den ihr mir schenkt, zeigt, dass wir etwas gegen die Muggel unternehmen müssen!". Jubelrufe der Menge tobten durch den Saal, Dumbledore blickte starr weiter auf Grindelwald. „Unsere Wut, unser Wunsch nach Rache ist ganz natürlich, doch wenn wir uns gestatten, uns von genau dieser Wut verzehren zu lassen, so leiden wir bloß selbst darunter". Grindelwalds Stimme hatte einen ruhigen, aber dennoch schneidenden Tonfall angenommen. „Ihr wisst, tief in eurem reinen Herzen, dass euer Platz hier ist, an meiner Seite". Dumbledore sah sich immer wieder unruhig um, dabei beobachtete er besonders die , welche ihre Blicke aufmerksam durch die Menge schweifen ließen. „Unsere Stunde rückt näher, meine Brüder und Schwestern. Die Zeiten des Versteckens sind vorbei! Die Welt wird unsere Stimme erhören und sie wird ohrenbetäubend sein!". Schallende Beifallsrufe füllten den Saal.

Bevor sich Grindelwald abwandte, ließ er noch seinen suchenden Blick durch die Reihen wandern. Er spürte es, tief in ihm spürte er die Präsenz seines alten Freundes. Albus Dumbledore bemerkte den stechenden Blick und urplötzlich trafen sich die Augen der beiden Zauberer. Für ein paar Sekunden starrten sie sich durchdringend an, bis Grindelwald seine Augen von ihm abließ und von der Bühne schritt. Dumbledore blieb noch einige Zeit regungslos stehen, als auch er von dem Strom der Menge nach draußen gedrängt wurde.

Dort verharrte er als er die Präsenz von Grindelwald dicht hinter sich wahrnahm. Vorsichtig und möglichst unauffällig drehte er sich um und blickte in das Gesicht eines Zauberers, dessen schwarze Haare ihm tief ins Gesicht fielen. „Was suchst du hier", flüsterte der Mann leise in Dumbledores Ohr. Dieser Verstand, ohne lange darüber nachdenken zu müssen, dass die Person, die so dicht hinter ihm stand, niemand anderes als Gellert Grindelwald war. „Ziemlich gewagt und einfach von dir dich so unter die Leute zu schmuggeln", flüsterte Albus zurück. „Niemand von denen wird es merken, niemand und selbst wenn, so stellt das für mich nur ein bedingtes Risiko dar. Meine Akolythen befinden sich über all unter diesen Menschenmassen". Dumbledore schluckte, er wusste, dass die kleinste falsche Bewegung zu viel Aufmerksamkeit erregen würde. „Ich gebe dir einen guten Rat, Liebling. Schleich mir nicht hinterher, wenn du reden willst sprich mich in meinem Schloss direkt an. Die Türen werden immer für dich geöffnet sein". Sanft drückte der Schwarzmagier einen Kuss auf Dumbledores Nacken, dessen Fäuste sich unter der sanften Berührung zusammenballten. Kurz darauf ließ Gellert von ihm ab und disapparierte vor den Augen des völlig verwirrten Albus Dumbledores.

Dieser beschloss zurück nach Hogsmeade zu kehren, um sich mit seinen Freunden zu beraten. Aberforth erwartete ihn schon an der Tür des Eberkopfs, als er eintrat flüsterte sein Bruder ihn gehässig ins Ohr: „Ich habe dich gewarnt, diese bescheuerte Rede nicht anzuhören, sie nur wie du jetzt wieder dreinblickst. Am Ende kommst du noch auf die dich ihm anzuschließen". Albus erstarrte bei diesen Worten und blickte seinem Bruder entgeistert in die Augen. Newt kam gerade rechtzeitig um die Ecke, sonst hätte die spitzige Bemerkung Aberforths wohl zu einem Streit ausarten können. „Schön dich zu sehe, Albus", lächelnd umarmte der Zoologe den Zauberer, der es ihm gleichtat. „Wie ich annehme hat dir mein Bruder schon von meinen Machenschaften erzählt?", erkundigte sich Albus vorsichtig. „Allerdings, und wenn ich ehrlich bin, und ich möchte dich nicht kritisieren, so finde ich es ziemlich gewagt, einer Versammlung wie dieser beizutreten. Ich möchte nicht darüber nachdenken, was passiert wäre, hätte dich Grindelwald entdeckt". Albus schluckte und ihm wurde bewusst, dass es besser war zu schweigen.

„Grindelwalds Einfluss wächst und es gibt nichts, was wir wirklich gegen ihn unternehmen können", meinte Dumbledore, als er sich gegenüber von seinem Bruder, Newt und Theseus setzte. „Wenn wir gegen ihn vorgehen, sterben auch Unschuldige und genau das ist es, was er will. Mit dieser Strategie will er seine Anhänger überzeugen, dass nicht er derjenige ist, der Gewalt anwendet". „Er positioniert sich sozusagen in eine gewisse Opferrolle", unterbrach Newt vorsichtig. Albus nickte leicht. Nun ergriff Theseus das Wort: „Es muss doch einen Grund geben, warum sonst sollte er so gegen die Muggel vorgehen. Vielleicht hilft es uns, den Grund zu kennen und ihn damit aufzuhalten?". Aberforth lachte nur herablassend. „Dann schieß mal los, Bruderherz". Erwartungsvoll blickte er seinem Bruder in die Augen.

„Die Hexen und Zauberer wurden nie gut von den Muggeln behandelt. Gellert hat in jungen Jahren etwas extrem Grausames von Seiten der Menschen erleben müssen. Sein Hass wuchs dadurch immer mehr und jeder Tag, jede Stunde, die vergeht, bestätigt ihn in seiner Überzeugung, dass die Muggel nichts Gutes an sich haben". Albus blickte müde auf den Holztisch und bemerkte, dass die Blicke seines Umfeldes auf ihm lagen. „Sein Hass geht weit tiefer, als es so manch einer zu glauben vermag".

Ihr Schweigen wurde durch ein Knarren der Holztreppe durchbrochen. „Credence, du solltest dich doch ausruhen!", sagte Aberforth in einem ruhigen, aber dennoch strengen Tonfall. Albus Blick schweifte zu dem Jungen, der zerbrechlich vor ihm stand. Von Tag zu Tag wurde er schwächer, es erinnerte ihn zu sehr an Ariana, weshalb er den Blick nicht lange hielt. Aberforth brachte seinen Sohn zurück in sein Zimmer und ließ die drei Gäste zurück. „Ihre Schwester war auch ein Obscurus?", stellte Theseus fest. „Ja, das war sie. Gellert und ich waren der Auffassung wir währen mächtig genug, um sie zu heilen, doch wir haben viel mehr Unheil angerichtet, als letztendlich behoben".

„Es wird wohl Zeit langsam zu gehen", setzte Theseus vorsichtig an, der bemerkte, dass Dumbledore zu nachdenklich wirkte, um ihn in ein weiteres Gespräch zu verwickeln. „Komm Newt, wir verabschieden uns noch von Aberforth". Damit erhoben sie sich und ließen Albus gedankenverloren zurück. Sein Entschluss stand fest, auch wenn sein Verstand sich gegen ihn wendete: er musste noch einmal mit Grindelwald sprechen. Noch ein letztes Mal. 


Das war das dritte Kapitel. Ich bin ehrlich - recht zufrieden mit ihm bin ich nicht, aber die nächsten werden wieder besser - hoffe ich. Ob es eine gute Entscheidung für Albus ist, Grindelwald einen Besuch abzustatten? Ich weiß es nicht. Aber lassen wir uns einfach überraschen. Bis zum nächsten Mal und danke fürs Lesen. :) 

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