Kapitel 4 - Unerwarteter Besuch

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Die sanften Sonnenstrahlen schienen durch die Fenster des Schlosses. Grindelwald ging nachdenklich in seinem Büro auf und ab. War es töricht gewesen Albus einfach so anzusprechen? Andererseits hatte er dies schon viel länger tun wollen. „Ich kann nicht mehr lange warten. Credence muss sterben. Am besten sofort". Fawkes starrte ihn mit zwei großen, klugen Augen an. Bereit den nächsten Schritt seines Planes zu vollenden, verließ er den Raum und machte sich auf den Weg, das Schloss zu verlassen. Vor dem großen Tor hielt er inne, er bemerkte, wie sich eine Gestallt hinter ihr bewegte und zaghaft versuchte die Tür zu öffnen, dabei scheiterte sie vergeblich. Genervt blickte er auf eine Wanduhr, er war nicht in der Stimmung, gleich ein Gespräch mit irgendeinen seiner Anhänger zu führen, doch dann hörte er, wie der Mann leise fluchte. Grindelwalds Herz machte einen Satz. Er kannte die Stimme und somit auch den ungebetenen Gast.

Gerade als dieser wieder an die Tür klopfen wollte öffnete sie sich. „Schön dich zu sehen, ich habe dich nicht erwartet", flüsterte Grindelwald. Zu seiner Überraschung hatte seine Stimme in diesem Moment an härte und kälte verloren. Dumbledore schenkte ihm ein freundliches Lächeln. „Darf ich?", fragte er vorsichtig. Grindelwald machte Platz und ließ den Zauberer eintreten. Fasziniert starrte dieser die Wandtäfelungen, welche die Decken verzierten, an. Er erinnerte sich an die Zeit, in der Grindelwald von diesem Ort erzählt hatte, damals in diesem Sommer, wo sie über so vieles gesprochen hatten. „Gefällts dir?", fragte Grindelwald vorsichtig und legte eine Hand um die Hüfte des älteren, der sich, zu Grindelwalds erstaunen nicht dagegen wehrte.

Verhalten führte Grindelwald den Zauberer in einen anderen Raum und nahm gegenüber von ihm Platz. „Was verschlägt dich zu mir, Albus?". „Was du tust ist Wahnsinn", murmelte Albus. Grindelwald seufzte, er hatte schon ahnen können, dass das Gespräch auf diesen Punkt hinauslaufen würde, dennoch wünschte er sich sehnlichst, dass Albus nicht die Absicht hatte ihn zu bekehren, wie er es so gern nannte. „Das hast du mir schon einmal gesagt und meine Ansichten haben sich nicht im Geringsten geändert", gab Grindelwald ihm etwas schroff zur Antwort. „Ich verstehe deinen Hass auf die Muggel, doch das wird dich nicht weiterbringen", setzte Dumbledore erneut an, doch Grindelwald fuhr ihm ins Wort. „Gerade dass du dich für diese Tiere einsetzt, entsetzt mich am meisten. Waren es nicht die Muggel, die deiner Familie all das Leid zugefügt haben? Ohne sie hätte es nie..." Grindelwald verstummte, er bemerkte, dass er einen empfindlichen Punkt in Albus getroffen hatte. Schuldbewusst stand er auf und wollte ihn in seine Arme nehmen, so wie er es damals immer getan hatte, doch Albus wich warnend vor ihm zurück. Sofort erstarrte Grindelwald in seiner Handlung und setzte sich langsam, mit dem Blick immer auf seinem Gegenüber gerichtet, hin.

„Verzeihung", murmelte er. Dumbledore nickte ihm annehmend zu. „Ich verstehe dich Gellert, aber du musst lernen loszulassen", versuchte es Dumbledore erneut. „Weil das so einfach wäre", antwortete er spöttisch. „Meine ganze Familie ist wegen diesen Tieren tot und du willst mir erzählen ich sollte ihnen verzeihen?". Dumbledore starrte seinem Gegenüber mit schmerzerfülltem Blick in die Augen. „Ich habe ihnen auch verziehen und es war die richtige Entscheidung". Grindelwald antwortete darauf nicht.

Ihr Schweigen wurde durch das vergnügte Kreischen des Phönix unterbrochen, der mit guter Laune durch das Fenster flog. Albus konnte seinen Blick nicht von dem Tier lösen, begeistert blickte er zu Grindelwald. „Der Phönix ist immer noch an deiner Seite". Das prachtvolle Tier ließ sich direkt neben Albus nieder und blickte ihm freundlich in die Augen. Grindelwald beobachtete das Geschehen und musste schmunzeln, schon damals hatte sich Albus stehts für seinen Phönix interessiert, zusammen mit Ariana hatten sie Stundenlang mit ihm gespielt. Er wusste, wie überrascht er gewesen war, wie ruhig der Phönix in dieser Zeit geblieben war. Sonst war er nicht das Tier, das sich gerne streicheln ließ, doch bei Ariana und Albus hatte es immer eine Ausnahme gemacht.

„Tee?", fragte Grindelwald völlig aus den Wolken gegriffen in den Raum. „Wie bitte... ja gerne", antwortete Dumbledore überrascht. Nach kurzer Zeit kam er mit dem frischen Tee zurück und reichte Albus eine Tasse. Sich selbst hatte er ein Glas Rotwein eingeschenkt. Albus musste bei diesem Anblick schmunzeln. Gellert hatte immer schon eine Schwäche gegen Alkohol gehabt und das schien sich nach all den Jahren kaum verändert zu haben. „Es fällt mir schwer das nun zu sagen, Gellert, aber wenn du dich weiter gegen das Gesetzt stellst bleibt mir kein anderer Weg übrig, als dich aufzuhalten". Grindelwald blickte ihn sarkastisch an: „Du hast wirklich ein Talent die schönen Momente zu Fall zu bringen". Dumbledore lief leicht rot an, denn er wusste, dass Grindelwald mit seiner Anspielung Recht behielt.

Grindelwald erhob sich und bot Albus seine Hand an. „Ich muss dich leider enttäuschen, meine Absichten sehen anders aus". Dumbledore ergriff die Hand, er hatte mit einer Antwort wie dieser schon fast rechnen können und trotzdem hatte er tief in sich gehofft, dass Grindelwald sich ändern könnte. Vorsichtig führte ihn der jüngerer zurück zum Ausgang. Keiner von beiden hatte nach diesem Gespräch das Bedürfnis einen Streit anzuzetteln. Sie wollten dieses eine friedliche Gespräch so stehen lassen, denn die Zukunft würde ihnen noch genug Probleme bescheren. An der Tür blieben sie stehen und Grindelwald nahm das Kinn seines Gegenübers in die Hand. Sanft drückte er ihm einen Kuss auf die Lippen und löste sich vorsichtig von ihm. Dieser Moment war einer der schönsten, den Grindelwald in den letzten Jahren erleben konnte. Für diese eine Sekunde fühlte sich alles wieder normal an. Kaum waren sie voneinander getrennt schlug ihm die bittere Realität ins Gesicht. Ein weiteres Treffen wie dieses würde es wohl nicht mehr so schnell geben.

„Es wäre besser, wenn niemand von dem hier erfahren würde", sprach Dumbledore mit kratziger Stimme. Grindelwald bestätigte die Aussage mit einem knappen Nicken. Es war besser so. „Wie ich schon sagte, die Tür wird dir immer offen stehen, Albus", mit diesen Worten disapparierte Dumbledore vor ihm und ließ einen, von seinen Gefühlen verwirrten Grindelwald zurück.


Ich hoffe, dieses Kapitel war euch nicht zu spontan. Ich habe einfach mal einen kurzen Grindeldore - Moment gebraucht. Wie heißt es so schön? Die Ruhe vor dem Sturm. Und jaaaa ich weiß ich habe gesagt, es kommt jeden Donnerstag und Sonntag ein Kapitel, aber nachdem mir das vorherige einfach nicht gefallen hat, haben meine letzten Gehirnzellen des Tages einfach noch ein weiteres geschrieben. Naja, es wird wohl nicht schaden. Wir sehen uns dann am Sonntag wieder. Ciao 😊

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