Kapitel 6 - Böse Vorahnung

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Ein weit entfernter Knall ließ Grindelwald aufschrecken. Sofort begab er sich zum Fenster und blickte zu dem Tor hinunter. Ein Mann war vor ihm zu Boden gesackt und schien schwer zu atmen. Grindelwald wurde bewusst, um wen es sich handelte. Er nahm seine Beine in die Hand und stürmte nach draußen. Vorsichtig hockte er sich neben den zusammengekauerten Mann und stütze ihn vorsichtig. Mit der Situation komplett überfordert, hievte er den Zauberer in die Wärme. Sanft setzte er ihn auf das Sofa, auf dem er vor wenigen Minuten noch selbst gesessen hatte. „Hey, es ist alles gut, Albus, du musst dich beruhigen". Dumbledore machte jedoch nicht den Anschein sich zu beruhigen. „Okay, atme mit mir. Ein und aus. Ganz ruhig. Du bist in Sicherheit". Nach einiger Zeit gelang es ihm Albus zu beruhigen, der jedoch in die süße Bewusstlosigkeit abdriftete.

Ein ungutes Gefühl überkam ihn, er hatte die leise Ahnung, was Albus zu ihm verschlagen hatte. Doch er hatte sauber gearbeitet, nichts konnte darauf hindeuten, dass er Credence umgebracht hatte. Grindelwald betrachtete stumm den Zauberer vor ihm. Albus war der einzige gewesen, der ihn nicht als das Monster gesehen hatte, das er war. War er ein Monster? Er tat dies alles für das größere Wohl? Und dennoch ließ ihn das Gefühl, dass ihn das Monster tief in ihm beherrschte, nicht los. Schnell verwarf er den Gedanken wieder, als er bemerkte, wie Albus langsam wieder zu Sinnen kam.

„Gellert", hauchte er. Vorsichtig richtete sich der Zauberer auf und betrachtete den Raum, in dem er sich befand. „Credence ist tot, Gellert, der Junge ist tot!" platzte es aus Albus heraus. Gespielt überrascht blickte Grindelwald in Albus Augen. „Stand es wirklich so schlecht um ihn? Ich dachte er könnte es schaffen?". Albus blickte Gellert tief in die Augen: „Wir alle dachten dies. Aber wie es scheint, wurde er mit jedem Tag, mit jeder Stunde immer schwächer, bis ihn der Obscurus...". „Von innen auffraß", beendete Grindelwald den Satz. „Aberforth ist außer sich vor Wut", murmelte Albus. „Er gibt dir die Schuld für Credence tot. Er hat es nicht so ausgesprochen, aber ich habe es genau gespürt. Er macht dich verantwortlich und... mir gibt er auch die Schuld".

Grindelwald stockte der Atem. Er macht dich verantwortlich. Wie in alles in der Welt sollte der Wirt etwas ahnen? Gellert blickte Albus aufmunternd an: „Es ist nicht deine Schuld und das weißt du selbst". Albus musterte Gellert vorsichtig. „Ist alles in Ordnung, Gellert? Du wirkst so...". Gellert fluchte innerlich, er hätte sich schon zum zweiten Mal an diesem Tag am liebsten eine Verpasst, er musste die folgenden Worte weiße wählen. „Es ist alles gut, mach dir um mich keine Sorgen. Der plötzliche Tod von Credence war selbst für mich etwas viel", gab er knapp als Antwort. Er spürte, dass diese Antwort Dumbledore noch nicht genug war, doch er beließ es dabei.

„Albus, der Tod holt jeden ein. Er ist eine unaufhaltsam tickende Zeitbombe, die nie, und damit meine ich wirklich nie, aufgehalten werden kann. Es ist besser für ihn, so konnte er ohne Schmerzen gehen, im Schlaf". Albus Kopf schoss in die Höhe: „Was hast du gesagt?", hackte er sofort nach. „Das es besser für ihn ist", gab Grindelwald ernst zurück. „Und das mein ich auch so. Er musste nicht leiden, er musste keine Qualen durchleben. Wir beide...". „Nein, das habe ich nicht gemeint. Du hast im Schlaf gesagt, Gellert...", er sprang prompt auf. Das Adrenalin schoss durch seine Körper, ließ sein Gehirn vor entsetzten Rasen. „Ich habe nie erwähnt, dass er im Schlaf gestorben ist!". Grindelwalds Augen verfinsterten sich.

Scheise

„Albus, du bist unter Schock, setzt dich wieder hin", mahnte er vorsichtig. „Gellert, bitte sag mir, dass das nicht wahr ist!", sprach Albus fassungslos. „Und das ist es auch nicht, wie ich schon sagte, du stehst unter Schock", die Stimme hatte einen undeutbaren Ton zwischen Wut und Hektik angenommen. „Ich erkenne es, wenn du lügst, Grindelwald!". Die Lage war aussichtslos, selbst die besten Worte hätten dies nicht ändern können und das wusste Grindelwald selbst. „Warum, warum hast du das getan. Warum hast du einen unschuldigen, wehrlosen Menschen umgebracht. Bereitet dir das etwa Freude? Gefällt es dir, wenn Menschen sterben? Ich habe immer an dich geglaubt, ich habe geglaubt, dass der Zwischenfall mit Ariana ein Unfall gewesen ist. Ich dachte, dass du, nein wir unsere Lektion daraus gelernt haben, aber wie es scheint, habe ich mich in dir getäuscht Grindelwald. Du bist wirklich das Monster, so wie dich die Welt sieht. Ich habe mich in dir getäuscht Gellert, ich habe mich in dir getäuscht...", am Ende war Dumbledores Stimme immer leiser, immer enttäuschter und verletzter geworden, bis sie schließlich komplett verstummte.

Die Worte hatten in Grindelwald eine enorme, unkontrollierbare Wut ausgelöst. Mit purem Hass zückte er seinen Zauberstab und richtete ihn auf Dumbledore. Dieser wich dem Fluch in letzter Sekunde aus. Durch die Wucht des Fluches zersprang eine Fensterscheibe in tausend Scherben. Das laute Klirren riss Grindelwald aus seiner Trance und er realisierte, was er gerade getan hatte. Doch es war zu spät, Albus disapparierte vor den Augen des Schwarzmagiers. Das letzte, was dieser zu Gesicht bekam, waren Dumbledores Augen, in denen ein Blick der Enttäuschung und des Eckels lag. „Albus! Albus!", schrie er ihm aufgebracht hinterher. Doch es war zu spät. Er war weg, weiter weg, als er es jemals für Gellert war.

Kraftlos fiel ihm der Zauberstab aus der Hand und er fiel auf die Knie. Sein Haupt war gesenkt und die Augen geschlossen. Er war wieder allein, allein so wie er es all die Jahre schon gewesen war. Doch dieses Mal fühlte sich allein sein noch schrecklicher an. So leer, so unendlich weit, so unglaublich kalt. „Was habe ich getan", flüsterte er zu sich selbst. „Was habe ich nur getan". Fawkes streckte seine, in Flammen stehenden Flügel aus. Sie erwärmten den ganzen Raum und ließen die Scherben auf dem Boden wie Kristalle leuchten. Grindelwald blickte mit glänzenden Augen zu ihm auf. Das Tier hatte sich vor ihm aufgerichtet und flog in den kalten Himmel hinaus. Der Raum wurde wieder kalt und dunkel und so sollte er es auch für einige Zeit bleiben. Kalt und dunkel, wie der Schatten, welchen die tiefen, mystischen Wälder auf den Boden warfen. 


Tja Gellert, selbst schuld würd ich sagen. Wie Elue101 im vorherigen Kapitel schon erwähnt hat, hätte dein Gewissen etwas lauter schreien sollen. Das hast du jetzt davon. 

Wie dem auch sei, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und danke für all die lieben Kommentare. Wir sehen uns dann am Sonntag wieder 😊

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