Kapitel 14 - Reue und Erkenntnis

67 9 1
                                    

Grindelwalds Art hatte sich in den letzten Monaten stark verändert. Er hatte sich mehr und mehr von seinen Gefühlen abgeschottet, so war sein Körper nur noch eine kalte Hülle, mitten in der unendlich scheinenden Welt. Nun stand er da und zündete sich erneut eine Zigarette an. Sein langer schwarzer Mantel reichte beinahe bis zum Boden. Durch den frühzeitigen Kälteeinbruch hatte sich der Aufenthalt im Freien erschwert. Es war kalt, doch von Schnee herrschte noch keine Spur.

Grindelwald war reizbarer geworden, jede Kleinigkeit brachte das Fass beinahe zum überlaufen. Seine Anhänger waren stark und der Krieg im vollen Gange. Doch selbst, wenn sein Plan nun vollständig aufgehen würde, so könnte er seinen Sieg nicht mehr genießen. Er war niedergeschlagen, irgendetwas in ihm hatte ihn zerbrochen, doch er konnte dieses Gefühl nicht deuten.

Von seinem Anhänger wurde er gefeiert. Er wurde als der Retter bezeichnet. „Vermisst du etwas?", fragte Vinda, die hinter ihm auftauchte. „Der Krieg schreitet voran, wir müssen weiterdenken", gab er ihr als Antwort. „Das beantwortet nicht meine Frage". Grindelwalds blickte die nun neben ihm stehende Frau an. Sie war ihm all die Jahre treu ergeben gewesen, hatte nie seine Einwände angezweifelt und war nach Albus die erste Person gewesen, der er zumindest halbwegs vertrauen konnte. „Wir alle haben unsere Geheimnisse Vinda, einige sind größer, andere kleiner. Ich denke, du kennst die Antwort auf deine Frage schon eine ganze Weile".

Vinda schwieg und blickte ihn tief in die Augen. Sie wagte die folgenden Worte kaum auszusprechen: „Albus Dumbledore", war das Einzige, was sie sagte. Sie kannte die Antwort und schloss die Augen. „Unser größter Feind, war einst unser größter Verbündeter", sagte Grindelwald emotionslos. „Er war dein Freund", stellte Vinda fest. Grindelwald tätigte einen weiteren Zug an seiner Zigarette. „Deswegen hast du dich immer gesträubt ihm selbst gegenüber zu stehen". Gellert schwieg und blickte Vinda aus dem Augenwinkel an. „Niemand und ich wiederhole niemand, darf je davon erfahren".

Beide Schwiegen nun und blickten in die Landschaft. „Einer von euch wird fallen und jemand muss es tun. Einer von euch macht den ersten Zug".

„Wir beide werden den ersten Zug machen, so wie es einmal angefangen hat wird es auch enden Vinda. Ich hätte mich schon so viel länger von all dem Trennen sollen, doch nun stehe ich hier und muss mir die Zukunft weiße zurechtlegen".

„Wann wird es so weit sein?"

„Bald, sehr bald. Das spüre ich".


Albus Dumbledore stand vor den letzten Überresten des Ministeriums. Sein Blick hatte sich verfestigt. Soeben war er in einem wichtigen Gespräch verwickelt gewesen und ihm wurde zum ersten Mal bewusst, dass die Stunde immer näher rücken würde und vermutlich unausweichlich war. Er spürte, tief in ihm, dass Gellert dies auch wusste. Er hatte es bemerkt, er hatte bemerkt, dass Grindelwald endlich gebrochen war und bereit dazu allem ein Ende zu setzen. Fast, als würde der Himmel mitspielen war das Wetter in den letzten Wochen kalt geworden. Es schien fast so, als würde sich die Welt vorbereiten, vorbereiten auf den letzten großen Akt zwischen Himmel und Hölle. Es gab kein zurück mehr, das gab es nie.


Grindelwald saß auf seinem Schreibtisch, die Hände in seinen Haaren vergraben, mit schnellem Herzschlag und zitternden Beinen. Am liebsten hätte er laut geschrien. Das hier musste enden. Sein Phönix bemerkte die Anspannung, die vor ihm lag. Das prachtvolle Tier wusste, was Grindelwald erwarten würde. Es blickte ihn aufmerksam an und Grindelwald blickte Fawkes an. In dessen Augen sah er sein eigenes selbst, so klar waren die Pupillen des Tieres.

Sein Bild veränderte sich und zeigte ihm die Schlachtfelder, die toten Leichen der Zauberer und Hexen, der Kinder. Das verronnene Blut, das anhand eines Baches durch das Land getragen wurde. Er sah wieder sich selbst. Das Bild vor ihm zeigte zwar sich selbst, doch nur mehr eine eiserne Hülle, in der sich keine richtige Seele mehr befand. Was hatte er getan? War das der Weg, den er gehen wollte?

Gellert ergriff ein Stück Pergament und setze den Federkiel an. Seine Hand zitterte stark. Er wusste, dass dies der letzte Tropfen Tinte sein würde, der in Freiheit vergossen werden würde.

Albus,

beenden wir, was wir angefangen haben. Es ist an der Zeit den endgültigen Schlussstrich zu ziehen. Heute Godric's Hollow. Beenden wir es gemeinsam – für immer.

Gellert.

Darauf hin blickte er Fawkes an und reichte ihm das Stück Pergament. „Bring es ihm, bitte". Das prachtvolle Tier breitete seine Flügel aus, die in hellen Flammen erleuchtet waren und nahm den Zettel in seinen Schnabel. Grindelwald blickte dem Tier hinterher und machte sich auf den Weg. Ein letztes Mal blickte er noch aus dem Fenster und genoss die Sicht. Ein letztes Mal atmete er die kalte Bergluft ein und ging ein kleines Stückchen spazieren. Ein letztes Mal setzte er sich auf den Stein, auf dem er so oft gesessen hatte und nachdachte. Er hatte Angst, so unendlich viel Angst.

Godric's Hollow

Grindelwald klopfte an der Haustür seiner Tante. Sie öffnete sich und das altbekannte Gesicht sah ihm entgegen. Sie war alt geworden. Ohne Worte ließ sich der Zauberer gegen sie fallen. „Es ist okay", flüsterte ihm Bathilda ins Ohr. „Es tut mir leid. Es tut mir so unendlich leid", weinte er in ihre Armbeuge. Sie sagte nichts, sondern hielt ihn nur fest in den Armen. „Lebwohl Bathilda, danke, dass du da warst", flüsterte er. Ein letztes Mal blickte sie ihn an, nickte ihm zu und Gellert wandte sich von ihr ab.

Er betrat das alte Haus der Dumbledores und schloss die Tür hinter sich, blickte nach vorne und sah Albus vor sich. „Tut mir leid, dass ich zu spät bin, ich musste noch ein paar Dinge klären". 


Ich hoffe, dass euch Grindelwalds umdenken nicht zu schnell entgegen kommt, aber ich dachte mir, dass es keinen Sinn hat, länger um den heißen Brei zu schreiben. Ich hatte sonst schon das Gefühl, dass sich manche Momente viel zu lange gezogen haben. Wie ihr merkt, nähert sich unsere Geschichte so langsam dem Ende zu. Ein paar weitere Kapitel werden euch noch erwarten sie werden schon bald folgen. Man liest sich und bis bald 

BlutsbrüderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt