Kapitel 13 - Der Beginn der zwölften Stunde

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Gellerts Wut und Verzweiflung hatten zugenommen. Sein Plan würde so nicht mehr aufgehen. Bis ans Ende hatte er sich eine Zukunft mit Albus erhofft, doch nun schien diese Hoffnung mit einem Schlag zerstört worden zu sein. Übermüdet und leicht angetrunken blickte er die unendlich scheinende Berglandschaft der Alpen an.

Er hatte schon immer schwächen gegenüber dem Alkohol gezeigt. Er beruhigte ihn, ließ den Schmerz zumindest kurz betäuben, doch zu welchem Preis? Zu dem Preis von Übelkeit, Erschöpfung und Reizbarkeit? Manchmal, nur manchmal, wenn man der Droge einmal verfallen war, so entscheidet sich der Geist, diesen Preis zu zahlen. Die Sucht war wie das Rauchen, einmal angefangen ist es schwer wieder aufzuhören – beides traf auf Grindelwald zu.

Sein Gedankenspiel wurde von einem Klopfen an der Tür durchbrochen. „Störe ich?", erkundigte sich eine Frauenstimme mit leicht französischem Akzent. „Keineswegs".

„Ich frage mich, wie es nun weitergeht? Was ist dein nächster Schritt Gellert?"

„Mach dir darüber keine Gedanken, Vinda. Ich habe den Entschluss gefasst nun weiterzugehen. Was die Menschen bis jetzt von uns gesehen haben, war nur ein kleiner Vorgeschmack. Wir müssen unsere Feinde bezwingen. Am besten so bald wie möglich. Die Welt wird unsere Stimme hören, sie wird ohrenbetäubend sein und sie werden verstehen, dass unser Ziel, das Ziel aller sein wird. Ich werde nicht nochmal scheitern – nicht mehr"

Vinda war mit dieser Antwort zu Frieden, doch sie hackte noch einmal etwas nach. „Was ist mit Albus Dumbledore?". Bei diesen Worten schloss Grindelwald kurz die Augen. „Albus wird unsere Stimme auch hören. Sie wird das Letzte sein, was er je hören wird". Vinda war über diese Aussage sehr überrascht. Sie wusste, dass Gellert stehst eine Konfrontation mit ihm vermieden hatte.

„Ich werde Sie dann nicht weiter stören. Sie wissen, wo Sie mich finden, falls sie einen neuen Zug umsetzten wollen". Damit verabschiedete sie sich von Grindelwald, der ihr ein kühles Nicken zuwarf.

Er drehte sich wieder zurück zum Fenster und eine kalte Träne lief seine Wangen hinunter. „Oh Albus, was machst du nur mit mir?".


„Ich habe es ihm gesagt, Aberforth. Ich habe mit Gellert geredet. Er hat sich entschieden und so habe ich mich auch". Aberforth blickte seinen Bruder ernst an. Selbst er merkte wie viel Überwindung Albus dieser Schritt gekostet hatte. Er schätze diesen Akt seines älteren Bruders. „Das hast du ausnahmsweise mal gut gemacht. Weiß Newt schon davon?", erkundigte er sich. „Noch nicht, aber ich treffe ihn heute noch und werde ich, berichten. Ich denke, dass dieser Plan funktionieren wird – da bin ich mir sicher". Aberforth nickte. Die Selbstsicherheit seines Bruders hatte er zugegebener Maßen schon immer bewundert. Wenn Albus sagte es würde funktionieren, dann würde es das auch.

Albus machte sich weiter auf seinen Weg. Er musste Newt finden und das tat er auch, zusammen mit Theseus. Kurz und bündig berichtete er den beiden von seinem Vorgehen. „Gut gemacht", sagte Theseus und drückte ihm die Hand auf die Schulter. „Zusammen werden wir ihn besiegen, das schaffen wir". Newt stimmte den Worten des älteren zu und gemeinsam verbrachten sie die restliche Zeit. Albus war bewusst, dass solche Momente in Zukunft eine Seltenheit werden würden. Und damit sollte er auch recht behalten, denn nach der Ruhe folgt der Sturm.


Hunderte, wenn nicht sogar tausende Zauberer versammelten sich in London. Sie waren hier, um einer Rede Gehör zu schenken. Eine Rede, die die Welt verändern würde. Für manche war diese Rede der Beginn des Schreckens, andere erwarteten die langersehnte Erlösung.

„Meine Brüder, meine Schwester. Der Zeitpunkt ist gekommen. Lange musstet ihr warten! Lange musstet ihr hoffen! Doch das Vertrauen, das ihr in mich gesetzt habt, hat sich nun endlich ausgezeichnet! Unsere Stunde ist gekommen, die Stunde, die die Welt für immer verändern wird!", lautes Jubelgebrüll durchbrach die Rede des Zauberers.

„Dieser Tag wird für immer in die Geschichtsbücher eingehen. Dieser Tag, wird ein Tag sein, an den sich die Menschheit erinnern wird. Und ihr meine Freunde, werdet ein Teil dieser Geschichte werden!", erneut durchbrachen laute Jubelrufe die Rede. Gellert Grindelwald trat von seinem Podium herab und blickte in die Menge. „Ich werde euch bei jeder eurer Entscheidungen unterstützen, doch sogleich möchte ich euch sagen, dass ihr mich nicht als Herrscher sehen solltet, sondern als Freund. Dies ist mir besonders wichtig. Ich bin euer Freund, kein Feind!"

Die Menschen wurden mehr, sie waren überzeugt von dem, was sie hörten. Sie hatten der Welt von Grindelwald erzählt und die Welt antwortete mit Begeisterung. Sie hatten seine Botschaft nach draußen getragen und die Antworten waren in Windeseile gekommen. Seine Anhänger würden alles für ihn tun – Grindelwalds Macht war vollkommen.

Von nun an sollte Chaos herrschen. Es hatte ein Krieg begonnen, ein Krieg, der über das Überleben von zahlreichen Menschen entscheiden würde. Ein Krieg, der von zwei Seiten geführt wird und bei dem es immer Verlierer geben würde. Eine gewisse Dunkelheit hatte sich über die Städte der Welt gelegt. Eine gewisse Kälte, die nur schwer in Worte gefasst werden kann. Sie war bedrückend, die Sicht auf die Welt war in einem dicken Nebel gehüllt.

Nicht nur Muggel starben, auch Zauberer und Hexen mussten ihr Leben in dieser Schlacht geben. Es gab kein gut und kein Böse mehr. Jeder konnte der Feind sein, jeder der Freund. Unter Familien wurde gestritten, sie wurden zertrennt, zerrissen.

Albus Dumbledore fiel es immer schwerer zu Atmen. Sein Plan hatte Gellert gebrochen, dass hatte er bemerkt, doch zu welchem Preis mussten sie nun gegen ihn vorgehen? Wie lange mussten Menschen für ihren Sieg leiden? Diese Bilder werden sich für immer in Albus Gedächtnis wiederfinden. Diese Zeit zeigte Albus, wie wenig es brauchte, um eine einst geeinte Welt in den Abgrund zu treiben. Ein einziger Mensch konnte ausreichen und war er noch so klein. 


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