Kapitel 12 - Er liebt dich immer noch

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Albus hatte das Haus verlassen. Was war dies nur für ein schrecklicher Ort. Hinter sich hörte er das Schluchzen seines alten Freundes. Wie gerne hätte er ihn in den Arm genommen, so wie es Gellert immer bei ihm getan hatte. War er zu weit gegangen? Nein, es musste so sein. Man muss sich entscheiden zwischen dem einfachen und dem der richtig ist.

Albus rann eine kleine durchsichtige Träne über die Wange. Er machte sich nicht die Mühe sie wegzuwischen. Warum auch, wenn wenige Sekunden später die nächste folgen würde? Albus ließ seinen Kopf gegen einen Baumstamm fallen, als ihn eine allseits bekannte Stimme aus den Gedanken riss. „Schön dich wieder zu sehen". Er drehte sich um und bekam das Gesicht von Bathilda zu sehen. Ohne jegliche Worte viel er ihr um den Hals. Er war ihr so manch eine Erklärung schuldig.

„Tee?", fragte sie ihn und schenkte, ohne eine Antwort abzuwarten einen ein. „Was treibt dich in die Gegend Junge?". Albus schwieg. Bathilda durfte nicht erfahren, dass Gellert auch hier war, das könnte den ganzen Plan gefährden. Sie würde, selbst, da sie wusste, wer Grindelwald war, ihm halt schenken, sich um ihn kümmern. So kalt es auch klingen mag, es durfte nicht zudem kommen. „Ich wollte mich noch einmal umsehen. Dinge verarbeiten und damit abschließen". „Schreckliche Dinge sind hier passiert. Ich verurteile dich nicht dafür, Albus, das weißt du. Ich hätte damals selbst etwas merken sollen. Oh Albus, vielleicht hätten wir das alles verhindern können".

Albus griff nach ihrer Hand. „Bathilda, es ist nicht deine Schuld. Wenn schon, dann ist es meine. Wir waren Jung, entschlossen. Ich hätte ihn nie auf solche Gedanken bringen dürfen. Uns nun die Schuld zu geben, wird die Vergangenheit nicht mehr ändern", es war ein Satz, den er in letzter Zeit zu oft verwendet hatte. Doch durch die ständigen Wiederholungen begann er ihm allmählich Glauben zu schenken. „Albus, ich möchte dich nur eine Sache fragen, die mich seit eurem ersten Treffen beschäftig. Ihr liebt euch, nicht wahr? Der eine kann nicht ohne den anderen, doch zusammen geht auch nicht?"

Albus schwieg und blickte Bathilda tief in die Augen. Natürlich wusste sie es. Wie hätte Albus es auch anders erwarten können. Es bedarf auf manche Fragen keine Antwort. Manchmal genügt ein Blick in die Augen eines Menschen und sie werden so viel mehr zeigen als tausend Worte. Doch Albus hatte das Bedürfnis Bathilda davon zu erzählen. Er konnte ihr vertrauen. Sie stand auf keiner Seite, es handelte sich um eine Frau, die beide Seiten akzeptieren würde, sie nahm das Schicksal an, so wie es war.

„Ja Bathilda, ich habe ihn geliebt. Ich habe Gellert geliebt und genau diese Liebe hat meine Sicht verblendet".

„Tust du es nicht mehr?"

Albus nickte: „Ich kann ihn nicht mehr lieben, ich darf es einfach nicht"

„Du tust es aber immer noch, Albus. Du liebst ihn und nicht seine Taten. Du liebst Gellert Grindelwald und er liebt dich. Du warst in jenem Sommer ganz vernarrt in ihn und ich müsste lügen, wenn er es nicht auch gewesen wäre. Du hast dich in ihn verliebt, verstehst du? Nicht in das was er jetzt ist, aber tief in ihm steckt immer noch derselbe Junge von jenem Sommer. Deswegen kannst du nicht aufhören ihn zu lieben, da er immer noch hier drinnen ist", sanft legte sie ihre Hand auf Dumbledores Brust, wo sein Herz lag. 

Albus schwieg, er wusste, dass dies die bittere Wahrheit wahr, doch er konnte nicht glauben, dass tief in dieser eisernen Hülle noch der Junge steckte, den er einst kennengelernt hatte. Der Gellert, der immer ehrlich war, sich um seine Schwester gekümmert hatte, als sei es seine eigene. Albus wusste, was all diese Visionen zum Fall gebracht hatten, jetzt wusste er es. Es war diese eine Nacht gewesen. Diese Nacht hatte beiden Jungen die Augen geöffnet.

„Ich denke du hast recht", gab Dumbledore zu und blickte Bathilda tief an.

„Es muss ihn brechen Albus. Es wird ihn brechen. Manchmal ist der schwerste Weg, der einzige, der einen am Ende ans Ziel führen wird. Ich stehe hinter dir, damals wie auch heute", aufmuntern blickte sie ihn an. Albus verstand, dass er Bathilda nicht einfach so hinters Licht führen konnte. Natürlich wusste sie, was vor wenigen Stunden geschehen war. Sie wusste es einfach. Bathilda besaß ein gewisses Gespür für sowas.

Albus war froh, dass sie hier war. Sie stand wirklich hinter ihm. Sie würde ihn unterstützen, bei allem, was auch noch kommen würde. Das gab ihm Mut und genau diesen Mut würde er auch noch brauchen.

Irgendwann merkte Albus, dass es an der Zeit war zu gehen. Er erhob sich und bedankte sich bei Bathilda. Kurz bevor er das Haus verlassen wollte, drehte er sich noch einmal um und zog sie in eine freundliche Umarmung. „Pass auf dich auf Albus", flüsterte sie ihm ins Ohr. „Und vergiss eines nicht: Gellert liebt dich immer noch", damit trat sie zurück und Albus verließ das Haus.

Die kalte Nachtluft tat ihm gut. Das Gespräch hatte ihm gezeigt, dass er das Richtige tat. Er blickte noch einmal zu dem verlassenen Haus seiner Kindheit. Die Tür stand offen, doch von Gellert herrschte keine Spur mehr. Mit einem Nicken disapparierte er, weit weg von diesem schrecklichen Ort. 


Sehr gut, Albus hat neuen Mut geschnappt. Ich weiß, ich halte mich lange bei den einzelnen Emotionen der Charaktere auf, aber ich hoffe, dass euch das nicht weiter stört. Wie immer freue ich mich über eure Kommentare und Votes. Man ließt sich und bis bald :) 

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