25. Letzte Hürde

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"Ihr kommt aus Chicago, richtig?", fragte die Dame auf der Couch, nachdem sie sich ein weitere Handvoll Erdnüsse nahm. Ihr Name war Laura. Sie studierte. Sie hatte einen guten Schulabschluss und große Träume. Zudem war sie im 7.Monat schwanger. Ihr Freund hatte sie nach dieser Nachricht verlassen. Sie wollte, dass ihr Kind bei Menschen aufwuchs, die ihr Leben auf ein Kind eingestellt hatten.
Deswegen saßen wir hier in ihrem Wohnzimmer, aßen Snacks und offenbarten uns unsere Lebensgeschichte.

"Ja, wir wohnen in Chicago, geboren und aufgewachsen sind wir allerdings im Süden", sagte ich. Sie warf erneut einen Blick in die Unterlagen, welche sie von der Adoptionsvermittlung bekam. Dieser Spruch "Du wirst auf Herz und Nieren geprüft", entsprach tatsächlich der Wahrheit. Zugeben, ein wenig nervös war ich schon, obwohl dies nicht unser erstes Gespräch dieser Art war.

Nachdem unser Studium beendet hatten und feste Jobs bekamen, fehlte unserer Partnerschaft bloß noch ein wichtiger Mensch in unserem Leben, ein Kind.

Und nein, ein Studium garantiert einem keinen guten Job, überall musste man sich durchschlagen und kämpfen. Die Highschool lügte uns an.

"Sie sind also Lehrer an einer Highschool! Sehr beeindruckend. Was unterrichten sie für Fächer?", wurde sie neugierig.

"Politik und Sport. Eine komische Kombination, ich weiß", musste ich lachen. Mit diesen Worten reagierte zumindest jeder, dem ich diese Frage beantwortete.

"Sie kennen sich also bereits mit Kindern aus… verstehe", las sie weiter. Während meines Politik-Studiums, ging ich weiter in den Bereich Lehramt. Während ich meinen Kollegen öfters beim Lernen half und generell schon immer gerne die Verantwortung für Menschen übernahm, erschien mir dies als perfekter Weg.

"Ich bin noch nicht lange dabei, aber bereits in dieser kurzen Zeit, habe ich viel gelernt", gab ich zu. Steven hielt meine Hand, als er meine Nervosität spürte. Ohne ihn, wäre ich sicher schon wahnsinnig geworden. Jede Person, welche schon mal ein Kind adoptiert hat, erzählt was für ein kostspieliger und nervenzerrender Prozess es ist. Es am eigenen Leib zu erfahren, ist jedoch eine komplett andere Erfahrung.

"Ohhh, ihr Partner ist Schriftsteller und freiberuflicher Künstler. Wie kriegen sie das denn alles unter einen Hut?", war sie überrascht. Mein Steven ist nun mal außergewöhnlich, das ist nicht wirklich ein Geheimnis, die Menschen brauchen leider viel lange, um dies zu erkennen.

"Nun ja, damals wurde ein Comic, welchen ich gemeinsam mit einer Freundin angefertigt habe, auf einer Gala entdeckt. Ein Verleger war zufällig dort und war begeistert von unserem Werk", fing er an zu erzählen. Seine Erfolgsgeschichte könnte ich mit wirklich stundenlang anhören, aber unsere Zeit war nun mal begrenzt.

"Steven, du schweifst ein wenig ab", machte ich ihn aufmerksam, woraufhin er wieder zurück zum eigentlichen Thema kam. "Ich habe nebenbei einen festen Job im Büro, Geschichten schreiben und bei Comics mitwirken, ist für mich eher ein Hobby", sagte er. Ich denke das Wort "Leidenschaft", würde es besser treffen. Steven konnte so herrlich schöne Zeichnungen anfertigen und zudem epische Welten in seinem Kopf erschaffen.

"Beeindruckend. Ein Papa der seinem Kind schöne Gute-Nacht-Geschichten erzählen kann, das wäre wunderbar", schwärmte sie. Steven grinste erfreut. Das war wohl ein gutes Zeichen. Laura nahm ein weiteren Snack und blätterte zum nächsten Abschnitt.

"Keinerlei Vorstrafen. Nichtmals negative Schulberichte. Nun bin ich wirklich beeindruckt. Oh, wie ich sehe hatten sie sich mal den Arm gebrochen", las sie weiter. Nun kam sie also zu unserer ärztlichen Akte.

"Ja, ich bin Opfer einer Gewaltattacke geworden. Meine Nerven wurden dadurch geschädigt", erklärte ich. Sie blätterte zur nächsten Seite.

"Haben sie heutzutage immer noch Probleme mit der Beweglichkeit ihrer Hand?", hakte sie nach.

Crying for Summer RainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt