10. Ähnlichkeit

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"Guten Morgen liebe Kinder. Das sind Steven und Mira, sie werden die nächste zwei Wochen, ab und zu, mal vorbeikommen. Sie wollen gemeinsam mit euch an einem Projekt für ihre Uni arbeiten!", stellte Ryan uns beiden, der Rasselbande vor. Alle Kinder sahen uns mit ihren riesigen Kulleraugen an und stürmten direkt auf uns zu. Die Gemeinschaftsräume, waren wie der Gruppenraum in einem Kindergarten gestaltet.

"Unser Projekt, wird ein Comic über Superhelden sein, denn wir mit euch gemeinsam zeichnen und entwickeln werden!", verkündete Mira und hielt den Entwurf des Covers hoch. Alle Kinder staunten nicht schlecht. Wir beiden freuten uns natürlich darüber, dass die Idee so gut ankam. Ryan stellte uns sogar einen großen Tisch zur Verfügung, an dem wir arbeiten konnten.

Zunächst beauftragten wir alle Kinder damit, ihre Vorstellung von einem Superhelden auf Papier zu bringen. Die kleinen Augen leuchteten und ab und zu war auch das ein oder andere Kichern zu hören. Wirklich herzerwärmend. Es bereitete mir große Freude, diesen jungen Menschen, welche teilweise eine ziemlich düstere Vergangenheit hinter sich hatten, mit diesem Projekt ein wenig Freude zu bereiten. Ich hoffte inständig, dass diese Emotionen auch die Leser dieses Comics erreichen würden.

Nach einer Stunde, hatte jeder ein Ergebnis vorzuweisen. Brav stellten die Kinder sich in einer Reihe auf und präsentierten ihre Malereien. Selbst Ryan, der Betreuer, gesellte sich dazu und war gespannt, was seine Schützlinge erschaffen hatten.

"Ich habe diese Superheldin hier gezeichnet. Sie kann ihre Haare beliebig lang wachsen lassen und bewegen als wären es Waffen", das erste Mädchen trat hervor. Sie war ungefähr sieben bis acht Jahre alt. Das Bild was sie gemalt hatte, war echt knuffig, am liebsten hätte ich sie mir alle aufgehangen.

Ein Mädchen nahm ihren geflochtenen Zopf in die Hand und schlug ihn mit voller Wucht gegen das Bein des anderen Mädchens. "So in etwa?", fing sie an zu lachen. Das fand ihr gegenüber jedoch alles andere als lustig. Die beiden fingen an, sich vor allen anderen zu rangeln. Ein Junge stellte sich zwischen sie, wurde dann aber schließlich mit darin verwickelt.
Anscheinend vergaßen wir, dass es auch ziemlich anstrengend sein konnte, mit Kindern zusammen zu arbeiten. Sie waren eben Kinder!

Mira und ich, versuchten ebenfalls einzugreifen, doch so ein Kind, konnte um einiges stärker sein als man auf den ersten Blick vermuten würde. Schließlich, musste Ryan nur einmal mit seiner Trillerpfeifer pfeifen, um die kleinen Racker wieder ruhig zu stellen.

"Ich glaube es ist besser, wenn wir erstmal eine kleine Mittagspause einlegen. Danach sind die Kleinen bestimmt, um einiges, entspannter", schlug er vor. Er musste die Kinder nur ein einziges Mal aufrufen, damit sie sich in einer Reihe aufstellten und im Gleichschritt zur Kantine marschierten.

"Wenn man ihnen keine Grenzen aufzeigt, hat man verloren! So viele Kinder unter Kontrolle zu bringen ist eine große Herausforderung. Aber ich liebe meinen Job. Ich kann mir nicht vorstellen, jemals etwas anderes zu machen", schwärmte Ryan. Er nahm uns beiden mit in die Kantine, wo wir bei der Essensausgabe helfen durften. Es gab Kartoffelbrei mit Hähnchenfleisch und Gemüse. Die Kinder saßen alle an einem großen Tisch, während wir uns an einen Vierertisch hinpflanzten. Direkt vor dem Tisch der Kinder, damit man die Rasselbande gut im Blick hatte.

"Max! Ich sehe wenn du das Gemüse einfach unter den Tisch wirfst! Emily, hör auf Laura mit Kartoffelbrei zu bewerfen", musste Ryan erneut eingreifen. Kinder konnten wohl nie wirklich still sitzen. Nachdem jedoch ein Machtwort gesprochen war, schienen sie zu gehorchen.

"Mr. Campbell, sie erwähnen immer, dass ihren Job über alles lieben. Wie sind sie eigentlich darauf gekommen?", war Mira interessiert. Ryan grinste, als wenn er auf diese Frage, schon die ganze Zeit gewartet hatte. "Mein Traum war es schon immer, Kindern zu helfen. Die Kindheit ist einer der wichtigsten Entwicklungspunkte eines Menschen und dabei zu helfen, dass er trotz der schlimmen Dinge, die man erlebt hat, ihnen dennoch schöne Erinnerungen zu schenken, dabei möchte ich helfen", sagte er. Was ein schöner Lebensweg. Er erinnerte mich manchmal sehr an meinen Vater. Für ihn war es ebenfalls das Größte, ein Kind zum Lächeln zu bringen.

Crying for Summer RainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt