Crying for Summer Rain

22. Jamie, Noel und Tyson

(POV: Jamie)

"Noel, hier ist was von Danny gekommen. Seit wann schreibt er denn Briefe?", fragte ich als ich auf den Absender blickte. Noel nahm den Brief entgegen und öffnete ihn vor meinen Augen.

"Das ist eine Einladung zu einer Hochzeit! Danny und Steven werden heiraten", Noel platzte vor Begeisterung. War schließlich nur eine Frage der Zeit, bis die beiden sich endlich mal verloben. Von dem was ich bisher gehört habe, war es einer der süßesten Romanzen, welche ich je mitbekommen hatte. Ich bedauerte wirklich sehr, was mein Bruder ihnen damals antat. Die beiden waren einfach nur herrlich zusammen.

"Naww! Wann findet die Hochzeit denn statt?", fragte ich. Noel las ein paar Sätze weiter, bis er schließlich die Antwort fand.
"Im Juli und sie werden in Mississippi heiraten? Hmm...das finde irgendwie komisch. Sie wollten schließlich immer von da weg", war er verwundert. Die war mir ebenfalls ein Rätsel, aber ich war mir sicher, dass sie einen guten Grund dafür haben werden.

"Das ist noch lange hin. Wir haben also genug Zeit um uns vorzubereiten", atmete ich auf. So eine Event, war komplett neu für mich. Aber ich würde schließlich nicht alleine damit sein. Noel hatte ebenfalls keinen blassen Schimmer vom Hochzeiten. Das konnte ja heiter werden.
Doch vorher mussten wir noch eine andere Veranstaltung überleben.

Dieses Weihnachten werde ich dieses mal, nach vielen Jahren, endlich wieder mit Tyson zusammen verbringen. Er durfte wegen guter Führung ein paar Monate früher entlassen werden. Da Mum vor einem Jahr mit ihrem neuen Lover nach Mexiko abgehauen. Das Ferienhaus in Atlanta hat sie einfach mir überlassen. Es stand bereits seit Jahren leer, da Mum die Kosten nicht mehr tragen konnte, seit dem Dad weg war.

Kaum zu glauben, aber vor vielen Jahren, da ging es unserer Familie finanziell richtig gut. Wir sind viel in den Urlaub gefahren, bekamen große Geschenke zu Weihnachten und mussten uns nie Sorgen machen. Aber das glückliche Leben, endete mit einem Moment schlagartig. Er spielte Jahrelang den perfekten Familienvater, bis er Mum mit einem Mann betrog und schlussendlich mit ihm ein neues Leben anfing. Von einem auf dem anderen Tag, war er weg.

Klar, es ist tragisch wenn man sein Leben lang nicht zu seiner Sexualität stehen kann, aber das ist noch lange kein Grund, seine Kinder im Stich zu lassen. Jedenfalls beschlossen Noel und ich, uns dem Haus anzunehmen. Es war nicht gerade groß, es gab zwei Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, eine Küche, Keller und Dachboden. Ideal um dort ein Wochenende zu verbringen, aber es für zwei Personen reichte es vollkommen, um dort zu leben.

An einigen Stellen merkte man jedoch, dass es jahrelang nicht benutzt wurde. Dies konnten wir jedoch nach und nach ausbessern. Dieses Haus, wird unsere Wohlfühloase sein und ein Ort werden, an dem Tyson seine zweite Chance bekommt. Wir haben uns bemüht dieses Haus so heimisch wie möglich zu gestalten. Damit er weiß, dass er bei mir immer noch willkommen ist.

Viele würden sagen, es wäre verrückt ihm all die Dinge, welche er mir und meinen Freunden angetan hat, zu verzeihen, abed er ist mein Bruder. Nachdem ich erfuhr, was ihn zu alledem getrieben hatte, war mir klar, dass er meine Hilfe brauchte. Ich war wirklich der Letzte, der einer Person, welche mir so wichtig war, diese verwehren würde.

"Jamie, machst du dir etwa wieder Sorgen wegen Tyson?", fragte Noel als er mein bedrücktes Gesicht sah. Je näher der Tag seiner Entlassung rückte, desto nervöser wurde ich. Ich nickte nur und er nahm meine Hand. Seine Körperwärme schaffte es jedes mal mich zu beruhigen. Ich konnte nicht wirklich erklären, wie es damals dazu kam, dass ich mich in diesen Holzkopf verliebte. Aber es passierte einfach.

Bereits damals im Wald, als sich unsere Augen trafen, da war mir auf einmal ganz anders. Seine anfängliche Dummheit, fand ich ganz Amüsant. Doch schnell lernte ich, dass hinter dieser Fassade noch so viel mehr steckte. Dies faszinierte mich einfach. Er war neben Danny und Steven, einer der ersten Personen, vor denen ich mein wahres Ich offenbarte. Er meinte mal, ich sei wie ein Schmetterling. Ich hätte mich jahrelang in einer Puppe versteckt, bis ich meine wahre Schönheit endlich nach außen tragen konnte.