Slvtty Stories for the daily life

6. Angelic

Rote Lippen sind das erste was einem in die Augen sticht. Ihre haselnussbraunen Haare fallen ihr leicht über ihre Schultern und bei jeder Bewegung ihres Kopfes schwingen sie mit. Ihr Lächeln strahlt heller als die Sonne und man könnte meinen, die Wärme die darin lag könnte allen Schmerz der Welt nehmen. Wer könnte bei einer solchen engelhaften Gestalt vermuten, dass sie ein gar schmutziges Geheimnis zu verbergen hatte. Zuhause war sie anders, zuhause ließ sie die Engelsflügel fallen und zeigte ihr zweites Gesicht, das doch eher dem Teufel selbst glich. Immer wenn sie zuhause war verzogen sich ihre roten Lippen zu einem schelmischen Grinsen und ihre Augen bekamen eine Härte, die nur ihr Gegenüber je zu Gesicht bekommen würde. Oder auch nicht, denn sie liebte es zu Quälen. Leute hängen zu lassen. Ihre Schreie befriedigten ihre rein geglaubte Seele mehr als alles andere auf der Welt, doch am liebsten hatte sie ihre Opfer erst zitternd vor Angst und dann zitternd und bettelnd um Erlösung vor sich. Ja, es war ihr Spezialgebiet, eine süße Folter, die den Opfern den Himmel näher brachte. Ihre High Heels, mit denen sie sonst jedem Mann den Kopf verdrehte, wurden jeden Tag von einem ihrer Fußabtreter gereinigt und glänzten auf Hochglanz. Wer hätte gedacht, dass dieses Wesen dazu in der Lage war, selbst die härtesten unter ihren Opfern zum heulen zu bringen. Hätten sie aufgepasst, hätten sie den Teufel in ihrem Blick gesehen, doch nun gab es kein Zurück, sie waren Gefangene im Netz der Spinne. Ihr Blick hielt sie in Fesseln und das kalte Metall um ihren Hals erinnerte sie an ihre Zugehörigkeit. Schon hörte man das knurren des Wolfs im Schafspelz: "Schrei nicht zu laut, ich mag die Stille."