16. Flower Shop

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Langsam schlenderten wir zusammen Hand-in-Hand durch die Einkaufsmeile. Ich hatte mir mittlerweile ein paar neue Outfits aus den üblichen Shops zusammen gesucht und meine Freundin lief neben mir, Eis in der anderen Hand, schweigsam mit. Manchmal deutete sie mit einem Nicken auf Shops und erklärte mit einem "Hmm" dass sie dort als nächstes hinein wollte.

"Iss zuerst dein Eis auf, du weißt doch, mit Lebensmitteln darf man nicht in den Laden.", sagte ich verschmitzt grinsend zu ihr. Sie verdrehte nur die Augen und fing an ihr Eis noch intensiver zu schlecken. Belustigt schaute ich ihr dabei zu wie sie sich ihren Mund mit Eiscreme verschmierte und kläglich versuchte das Eis hinabzuschlingen. Als sie meinen Blick auf ihr sah kniff sie die Augen zusammen in der Bemühung mir ein lautloses schnippisches "Was?" entgegen zu werfen, welches ich nur frech mit einem Grinsen zur Kenntnis nahm. Ich steuerte uns durch die Menschenmenge hin zu einer Bank, die direkt vor dem von Laden mit den roten H&M Lettern stand. Ohne ein weiteres Wort zu sagen ließ sie sich auf den freien Platz fallen und aß mehr oder weniger eingeschnappt ihr Eis.

Ihr hatte es noch nie gepasst wenn ich sie nach ihrer Körpergröße behandelte. Mit fast einem Kopf, den sie kleiner war als ich schaute ich förmlich auf sie hinab, allerdings stimmte es, dass die Kleinen am lautesten Kläffen und der wahre Terror sein konnten, auch wenn ich diesen Vergleich nie laut vor ihr aussprechen würde. Ihre zynische, sarkastische Art hatte eindeutig ihre Effekte und im Vergleich zu mir, die sich lieber im Hintergrund hielt, waren das immerhin Welten. Neckend täschelte ich ihren Kopf mit den kurzen Haaren, als sie kurz davor war sich auch die letzten Stückchen ihrer Eiswaffel in den Mund zu schieben.

"Schön gemacht, ging doch schnell, nicht?" "Half die Frewfe.", kam es nur genervt von ihr zurück und sie schob beleidigt meine Hand von ihrem Kopf. Dann schluckte sie den letzten Rest herunter und ohne weiter etwas zu sagen packte sie mein Handgelenk und zog mich ruckartig mit sich in den Laden. Zielstrebig lief sie auf die Hosen in der Männerabteilung zu und fing an sich verschiedene Jeans anzuschauen, ich hatte allerdings schon genug Hosen heute angeschaut, also bahnte ich mir meinen Weg durch die Kleiderständer und Kunden bis ich bei einigen Tops ankam. Viele waren im Crop-Top Stil gehalten und ich musste meinen Kopf unmerklich schütteln. Die Trends heute waren auch garnicht loszubekommen.

Nachdem ich mir mehrere ausgesucht hatte, die mir potenziell gefallen könnten, viele davon in bunten Farben mit auffälligen Mustern, blickte ich mich suchend im gesamten Laden um. Die kleine Körpergröße meiner Freundin hatte natürlich auch den Nachteil, dass ich zwar über alle Ständer hinwegsehen konnte, sie allerdings hinter ihnen verschwand. Es war jedes mal seine eigene komische Art von Verstecken, nur dass sich niemand versteckte und man trotzdem suchte. Mit einem Seufzen ging ich Richtung Männerabteilung los. Wenn sie etwas liebte, dann ihren kleinen Körper in lockere Männerkleidung zu stecken. Von T-Shirts, Hosen und Pullovern nahm sie alles mit und war selten in der Frauenabteilung aufzufinden.

Zu meiner Überraschung war sie nirgends zu finden. Weder bei den schicken Hoodies noch bei den Hosen, bei denen ich sie zu letzt stehen gelassen hatte. Na super. Wohin kann so ein kleines Vieh denn abhauen? Hat sie den Laden verlassen oder suchen wir gerade zur selben Zeit nacheinander. Wie bestellt und nicht abgeholt stand ich mitten zwischen Männerklamotten und grübelte sichtlich. Der ein oder andere Verkäufer musterte mich schon fragend und ich hätte meinen können, sie führten gerade eine innere Debatte darüber, ob sie mich mit einem 'Kann ich Ihnen behilflich sein?' ansprechen sollten. Eine meiner verhasstesten Situationen, denn nicht nur war ich unglaublich schüchtern, nein, ich wüsste nichtmal was ich ihnen sagen sollte. 'Ja, ich suche nach einer kleinen Frau, so um die 1,65m und mit kurzen Haaren, haben Sie die im Angebot?' wäre ja wohl etwas komisch zu fragen. Also lächelte ich lieber flüchtig und ging dann weiter auf die Suche.

Fast schon ungläubig ließ ich meinen Blick durch die Frauenabteilung gleiten. Sie muss ja hier sein. Immer wieder glitt mein Blick über Massen an Hosen, Kleidern, Röcken und Tops und versuchte dazwischen einen kleinen Körper ausfindig zu machen. Jedes mal wenn ich glaubte meine Freundin erhascht zu haben stellte sich der vermeintlich kleine Körper als Kind heraus, dass ungeduldig durch die Klamotten zu seiner unbeirrten Mutter rannte. Ich musste bei dem Gedanken daran, meine Freundin mit einem Kind zu verwechseln, in mich hinein lachen. Das müsste ich ihr heute auf jeden Fall noch vorhalten.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 09 ⏰

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