6. Kapitel

56 13 5
                                    

Da saßen sie.

Das kleine Wohnzimmer wirkte beinahe überfüllt, als alle platz genommen hatten und völlig irritiert zu Michelle blickten.
Neben Nibs der einzige Mensch im Raum.
Naja den Piraten nicht mitgezählt.

Die junge Frau knetete unruhig den Saum ihres Nachthemds.
Sie fühlte sich sichtlich unwohl und schien alle Blicke auf sich zu spüren.

Auch wenn niemand was sagte, musste sie wissen, dass sie unerwünscht war.

Vorsichtig erhob sie sich: "Ich bin schon ziemlich Müde. Wir haben Morgen bestimmt noch genug Zeit, damit ich euch alle kennenlernen kann."

"Ganz bestimmt", sagte Resco mit einer honigsüßen Stimme.

Auf seinen schmalen Lippen zeichnete sich ein Lächeln ab, das seine Augen jedoch nicht erreicht. In seinen Augen ist etwas kühles.

Ein gefährlicher, beinahe wahnsinniger Ausdruck, der Hope daran erinnert warum sie ihm zu Anfang nicht trauen konnte.

Michelle nickte, als sie sich aus dem weißen Ohrensessel erhob. Sie ging auf Nibs zu und beugte sich zu ihm herunter, um ihre Lippen miteinander zu verbinden. "Komm nicht zu spät ins Bett", säuselte sie in sein Ohr bevor sie sich erhob und den Blick auf die anderen zu richten.

Nibs nickte leicht: "Natürlich. Wir müssen noch etwas als Familie bereden."

Die Worte schienen sie zu treffen, doch sie nickte nur leicht und verließ dann den Raum ohne noch etwas zu sagen.

Doch sie hatte nicht halb so verbittert ausgesehen, wie Resco, der die Beiden mit finsterer Miene beobachtet hatte. Seine Pupillen waren schmal, wie die einer Katze.

Nein, wie es die seinen waren, wenn er schlechte Laune hatte.

Hook wartete bis Michelles Schritte auf der Treppe verstummt waren und wandte sich dann an die Gruppe: "Ich will euer feierliches Wiedersehen ja nicht dämpfen, aber warum liegt hier Schnee. Es ist Mitte Juli und draußen liegt locker einen Meter hoch Schnee!"

Und er hatte recht. Hope hatte es bereits gesehen, als sie über die verschlafene Stadt geflogen waren.

"Viel wichtiger ist, was interessiert dich das?", fragte Pan knapp ohne seinen Blick von dem Piraten zu lösen.

Dieser zuckte mit den Schultern: "Vielleicht deshalb, weil meine Jolly Roger beinahe mit einem Eisberg kollidiert wäre! Zwei Sekunden, bevor ich mich fast auf dem Meeresgrund wiedergefunden hätte ist diese kleine Pest auf meinem Schiff aufgetaucht und hat den großen Eiswürfel in die Luft gejagt.
Er hat mir erzählt, dass die Ruine im Wunderland wohl schon komplett von einer Frostschicht überzogen ist."

Besagter Kater nickte und lies eine kleine blaue Flamme durch seine Finger tanzen.

Er sah niemanden direkt an, sondern blickte auf den kleinen Kaffeetisch. Und auch wenn er nur schwieg, so fühlte sich die Luft um ihn eisig an.

Pan seufzte: "Das klingt dann ja schon wieder nach einer beschissenen Lage."

"Wenn man überlegt, dass wir letztes mal beinahe abgekratzt sind", brummte Resco.

Noch immer tanzte die kleine Flamme zwischen seinen langen Fingern.

Da hatte er recht. Hope hatte nicht vergessen was passiert war.

Wie könnte sie auch, immerhin hat sich seither alles verändert.
Sie hatte ihre Phönix-Kräfte immer noch nicht komplett unter Kontrolle.

"Ich war tot", sagte Hope sachlich und alle Blicke lagen auf ihr, "Zum zweiten Mal"
Niemand schien vergessen zu haben was damals passiert war.

Save our WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt