„Was hast du dir dabei gedacht?" Ambrose knallte die Tür hinter sich zu.
Keavan lag mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf seinem Bett und starrte die Decke an. „Ich war es nicht", sagte er nur und klang dabei beinahe gelassen.
Ambrose sah sich im Zimmer um, um sich zu vergewissern, dass es bis auf Keavan und ihn leer war. „Natürlich warst du es nicht. Deswegen wurde auch Asche am Tatort gefunden", sagte er dann.
„Trotzdem kein Grund, mich auf dem Flur erwürgen zu wollen."
„Ich habe auch sonst einen Grund, dich auf dem Flur erwürgen zu wollen." Ambrose biss die Zähne zusammen. „Aber darum geht es nicht. Wenn du auffliegst, werden sie mich verdächtigen, mit dir zusammengearbeitet haben. Sie werden mich fragen, ob ich gewusst habe, dass du eine Aschefee bist, weil ich mir ein Zimmer mit dir geteilt habe. Und was soll ich dann sagen? Nein? Das macht mich nur noch verdächtiger."
„Ich war es trotzdem nicht!"
„Woher stammt dann die Asche?"
Keavan presste sich eine Hand gegen das Gesicht. „Warum fragen das alle? Es gäbe keine Leiche mehr, wenn es eine Aschefee gewesen wäre. Die Leiche wäre buchstäblich in Asche verwandelt worden."
„Aber wer war es dann?"
„Ich weiß es nicht. Jemand, der der Aschefee die Schuld in die Schuhe schieben will. Vielleicht war es auch der Palast selbst. Ein weiterer Test. Aber egal, wer es war, jetzt werden die Investigationen anfangen und wir müssen vorsichtiger sein denn je. Fürs Protokoll, du hast mich mit Tai im Bett erwischt."
Ambrose zog die Augenbrauen zusammen. „Bitte was?"
Ausgerechnet in diesem Moment wurde die Tür geöffnet und ein Wächter in der bordeauxroten Uniform des Palastes betrat den Raum. „Verzeihung", sagte er und klang dabei nicht, als würde es ihm wirklich leidtun. „Ich muss hier eine Kamera installieren."
„Eine Kamera?", fragte Keavan. Ambrose suchte nach Angst in seinen Augen, fand aber keine.
„Warum bei uns?", fragte Ambrose.
„Wir installieren sie in allen Zimmern. Der Palast will die Aschefee finden." Ohne eine weitere Erklärung zog der Wächter einen Stuhl heran, um sich an einer der oberen Ecken des Zimmers zu schaffen zu machen.
„Aber wenn Sie das so offensichtlich installieren, denken Sie nicht, dass die Aschefee vorsichtiger sein wird?", fragte Keavan.
„Dann wird das die Aschefee hoffentlich davon abhalten, weitere Morde zu begehen, bis wir sie gefunden haben." Der Wächter zog sein Handy aus seiner Hosentasche und überprüfte auf dem Bildschirm, ob die kabellose Überwachungskamera, die er angebracht hatte, das Zimmer filmte. Dann steckte er das Handy wieder ein und stellte den Stuhl zurück auf seinen Platz. „Man sieht sich", sagte er, bevor er das Zimmer verließ.
Keavan und Ambrose warfen sich einen langen Blick zu.
„Also, wo waren wir?", fragte Keavan dann.
„Bei der Tatsache, dass ich es immer noch nicht fassen kann, dass Tai etwas von dir will." Ambrose klang nicht so überzeugend, wie er gehofft hatte.
Keavan lachte. „Mich überrascht das gar nicht."
„Gehen wir schon mal ins Esszimmer?"
„Ja. Ich hab Hunger."
Die Tür zum Esszimmer war noch verschlossen, weswegen sich Keavan und Ambrose spontan entschieden, zum Zimmer von Tai und Ella zu gehen, in der Hoffnung, dem Chaos, das immer noch im Männerflügel herrschte, zu entkommen. Sie erreichten das Zimmer der Mädchen einige Minuten später und öffneten die Tür, ohne zu klopften.
DU LIEST GERADE
Ein Thron aus Eis und Asche
FantasyEine Schönheitskönigin mit einem vernarbten Rücken. Ein Werwolf, der gegen die Krone rebelliert. Eine Straßenkämpferin, die ihre Freundin retten will. Ein Assassine, der Menschen zu Asche verwandeln kann. Sie alle treten im Bewerbungsverfahren für d...