𝟭𝟬 | 𝗯𝗲𝗻𝗷𝗮𝗺𝗶𝗻

342 14 0
                                    

Verwirrt von Lucas Auftritt stand ich bestimmt noch 5 Minuten in einer Art Schockstarre mitten im Zimmer.

Was war das denn? Wieso konnte er seinen Blick nicht von mir abwenden?

Es war jetzt nicht das erste Mal, dass wir uns halbnackt sahen und sonst störte es ihn ja auch nicht, allerdings heute war es bereits das zweite Mal. Nicht das mir der Blickkontakt mit ihm nicht gefallen hat, aber ich fand das Ganze schon ziemlich komisch, denn es löste ein kribbelndes Gefühl in mir aus.

Irgendwann setzte ich mich dann aufs Bett und scrollte noch ein wenig durch Instagram, wo ich noch schnell eine Story vom Training postete. Gegen etwa 22:00 Uhr beschloss ich dann ins Bett zu gehen, da ich einerseits schon müde war, aber auch noch einer komischen Begegnung mit Lucas aus dem Weg gehen wollte. Meine Gedanken schweiften immer wieder zum Älteren und unseren Momenten des heutigen Tages. Wie sollen wir nur zusammen in einem Bett schlafen? Still lag ich da und ließ meine Gedanken einfach schweifen.
Irgendwann hörte ich das piepen unserer Zimmertür und Lucas trat herein.
Ohne sich Licht anzumachen ging er ins angrenzende Badezimmer um sich Bettfertig zu machen. Nach etwa 10 Minuten kam er wieder heraus und legte sich mit Abstand zu mir ins Bett. Erst überlegte ich etwas zu sagen, entschied mich dann aber dagegen, weswegen ich einfach still liegen blieb.

Mein Herz schlug wie verrückt, sodass ich mir fast sicher war, dass selbst Lucas es bemerkte. Ich hörte ziemlich schnell seinen gleichmäßigen Atem, er war eingeschlafen. Irgendwann schlief ich auch ein.

Als ich am nächsten Morgen die Augen öffnete lag ich wieder alleine im Bett, erst war ich irritiert, hörte dann aber die Dusche im Badezimmer. Ich schnappte mir also mein Handy und schrieb mit meinen Eltern noch ein bisschen und wartete bis Lucas aus dem Bad kam.

Nur mit einem Handtuch um die Hüfte gebunden betrat er einige Minuten später das Zimmer und machte sich auf direkten Weg zu seiner Tasche. Wie von selbst wanderte mein Blick zu seinem durchtrainierten Rücken, wo er auch hängen blieb. Um das Ganze nicht ganz so unangenehm enden zu lassen, sprang ich schließlich wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett und flüchtete in Bad.

Als ich wieder zurück ins Zimmer kam, saß Lucas komplett angezogen auf dem Bett und scrollte durch sein Handy, ich machte mich wie er vorher auf den Weg zu meiner Tasche, da ich dummerweise meine Klamotten hier vergessen hatte.
„Wie hast du geschlafen?" fragte mich der Ältere, ohne seinen Blick zu heben
„gut, ich bin früh ins Bett" lügte ich ihn irgendwie an.
„Ich weiß, dass du nicht geschlafen hast als ich mich zu dir gelegt habe" murmelte er mir entgegen. Mist. Ich zog mich einfach weiter an und beschloss seine Aussage einfach unbeantwortet zu lassen.
„Warum hast du nichts gesagt?" fragte er weiter
„hmmmh keine Ahnung, wollte dich nicht stören" entgegnete ich ihm. Er beließ es dabei und wir gingen frühstücken.

Der restliche Tag und das Spiel gegen Kroatien am Abend blieben ereignislos. Auch wenn wir wieder keinen Sieg einfahren konnten und Lucas und ich wieder nicht zusammen spielen durften, gab es wenigstens keine weiteren komischen Momente zwischen uns. So kam es auch, dass wir abends einfach erschöpft ins Bett fielen und uns am nächsten Tag auf den Weg zurück nach Frankreich machten.

Auf dem Flug besprachen wir auch mit Theo und Corentin unsere Zimmer wieder zu tauschen, sodass Lucas und ich in einem sind.

An diesem Abend findet mal wieder ein Mannschaftsabend in einem der Konferenzräumen statt. Meine Motivation hielt sich in Grenzen.

Gemeinsam mit Lucas und ein paar anderen gingen wir also in den Keller und setzten uns nebeneinander hin. Links von mir Lucas und rechts von mir sein Bruder. Karim, der diesmal für die Planung des Abends zuständig war, entschied sich Wahrheit oder Pflicht zu spielen.

Wie ich dieses Spiel hasse. „Sind wir Teenager oder was?" murmelte ich ein wenig trotzig vor mich hin. Neben mir begann Lucas nur zu grinsen
„so schlimm wird es schon nicht" versuchte er mich aufzuheitern
„die letzten Male wo ich es gespielt habe, wusste danach entweder jeder über meine Geheimnisse Bescheid oder ich hab geweint" rechtfertigte ich mich.
Weiter kamen wir nicht, da das Spiel begann.

Die erste Stunde kamen wir beide nicht dran und es blieb noch relativ harmlos. Lediglich Kingsley musste sein Shirt mit Hugo tauschen oder eben einfache Wahrheit-Fragen.

Irgendwann stand Lucas auf, um kurz nach oben ins Zimmer zu gehen, weil er etwas holen wollte. Wie es das Schicksal so will kam ich natürlich genau dann dran, Christopher Nkuku war eben noch dran und wählte mich als den Nächsten. Ich wählte Wahrheit, weil diese meist weniger Anstrengend als Pflicht war.

„Bist du noch mit deiner Freundin zusammen und wenn nicht, warum?" von dieser Frage blieb mir kurz die Luft weg, da ich mit vielem gerechnet habe, aber nicht mit so etwas.
Trotzdem war genau so etwas der Grund wieso ich gar nicht erst mitspielen wollte.

Nervös spielte ich mit meinen Fingern herum und antwortete schließlich mit einem

„nein wir sind nicht mehr zusammen".

Da er es natürlich nicht dabei belassen konnte, fragte er auch noch nach dem Warum. Ich überlegte ob ich etwas sagen kann ohne Lucas dabei mit in die Scheiße zu ziehen, aber andererseits geht es auch niemanden von ihnen was an. Ich hatte das Gefühl als würden alle Blicke auf mir liegen und jeder würde nur darauf warten, bis ich mir ein Eigentor schieße.

Ich überlegte zu lügen, verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Theo bemerkte neben mir, dass ich mich schwer tat zu antworten und legte mit eine Hand auf den Arm, bevor er sagte:

„hey ihr bemerkt doch, dass er nicht darüber reden will also lasst es gut sein". Ich war ihm mehr als dankbar, wollte aber nicht als einziger meine Frage nicht beantworten.

„Ich hab sie betrogen" sagte ich dann schuldbewusst.
Von jetzt auf gleich war der komplette Raum totenstill und selbst Christopher sagte nicht mehr.

Ich stand auf, bevor ich allerdings den Raum verließ, musste ich noch was los werden:
„übrigens super Mannschaftsabend, wenn man so lange auf jemanden einstichelt bis er sein schlimmstes Geheimnis erzählt. Also danke" damit drehte ich mich schnell um und verließ mit hastigen Schritten den Raum.

Ins Zimmer konnte ich nicht, da dort Lucas war. Ich ging also die Treppen hoch in den Nebenraum der Lobby und setzte mich dort in eine der Nischen.

Wie von selbst begannen Tränen über meine Wangen zu laufen und ich bekam noch weniger Luft. Auf einmal setzte sich Coco neben mich und legte mir seinen Arm über die Schulter. Ich schüttelte ihn aber einfach nur ab.

Am liebsten würde ich ihnen alle nie wieder unter die Augen treten...

Ich habe das Gefühl dieses Kapitel ist ein ziemliches durcheinander also sorry. Vielleicht ist das mit dem Wahrheit oder Pflicht ein wenig unrealistisch, aber es ging nicht anders.
Schönen Abend noch :)

𝐁𝐫𝐞𝐚𝐭𝐡𝐥𝐞𝐬𝐬 || 𝐇𝐞𝐫𝐧𝐚́𝐧𝐝𝐞𝐳 𝐱 𝐏𝐚𝐯𝐚𝐫𝐝Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt