𝟭𝟳 | 𝗹𝘂𝗰𝗮𝘀

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14.06.2022
Als ich aufwache, liege ich immer noch eng an Benjamin gekuschelt. Es ist unser letzter Tag zusammen in Paris, bevor die Sommerpause offiziell beginnt. Somit ist es auch der letzte Tag, an dem Benji und ich etwas miteinander haben. Die Abmachung, nach der Nations League wieder so zu tun als wäre nichts gewesen, ist gut. Nur leider bin ich so dämlich und irgendwie abhängig von der Nähe zu ihm, dass der Plan gestern bereits zu bröckeln began, bevor er überhaupt anfing.

Ich war gestern nach dem Spiel gegen Kroatien mit Amelia und Martin mitgegangen und hatte eigentlich auch geplant, die Nacht dort zu verbringen.
Bereits bei der Verabschiedung von Benjamin spürte ich dieses unangenehme Gefühl in meiner Brust, das mir irgendwie sagte, ich solle bei ihm bleiben.
Ich war natürlich trotzdem mit meiner Frau gegangen.
Nachdem ich Martin in sein Bett gebracht hatte, und ihm noch einen Moment beim schlafen zu sah, setzte ich mich zurück zu Amelia auf die Couch.
Wir unterhielten uns noch einen Moment über alles Mögliche, als auch schon ihre Lippen auf meinen lagen. Ich erwiderte. Es fühlte sich nicht schlecht an, aber auch nicht so gut wie mit Benjamin.
Als sie mir dann mein Oberteil ausziehen wollte und mir bewusst wurde, was hier gleich passieren würde, trat auch augenblicklich das schlechte Gewissen ein. Ich konnte jetzt nicht mit ihr schlafen, wenn ich vor nichtmal vier Tagen etwas mit Benjamin hatte.
Somit löste ich mich von ihr, was zu einem irritierten Blick von ihr führte.

Ich entschuldigte mich und meinte das ich nur müde bin und das jetzt einfach nicht kann.
Als sie mir dann aber anbot einfach ins Bett zu gehen, wurde dieses Gefühl in meinem Bauch stärker und mir wurde schlecht. Ich wollte nicht bei ihr schlafen, mit ihr in einem Bett liegen wenn in meinem Hotelzimmer jemand anderes einen freien Platz neben sich hat.
Irgendwie schaffte ich es dann mich rauszureden und flüchtete ins Hotel.
Amelia fand meine Aktion mehr als komisch und fragte auch mehrmals, ob zwischen uns alles in Ordnung sei.

Als ich neben Benji im Bett lag, war das schmerzende Gefühl in meiner Brust weg. Übrig war nur noch mein schlechtes Gewissen, welches auch jetzt noch da ist.

Es war nicht fair was ich hier tat. Weder gegenüber Amelia, noch gegenüber Benjamin. Ich hatte erst mit ihr rumgeknutscht, bevor ich mich zu ihm ins Bett gelegt habe.

Benjamin schien noch zu schlafen, als ich mich wieder von ihm löste, um auf den Balkon zu gehen.

Dort trat mir die morgendliche Sommerluft entgegen, die mir obwohl es Juni ist, trotzdem eine Gänsehaut verpasste.

Die Sonne begann bereits aufzugehen, als ich mich gegen das kühle Geländer lehnte. Meine Gedanken spielten verrückt, während sich immer wieder eine Sache in den Vordergrund rückte: „ICH BIN EIN BETRÜGER"

Ich fühlte mich eklig und schämte mich vor mir selbst. Ich lehnte meinen Kopf auf meinen Unterarm und schloss die Augen wieder.

Wie konnte es sein, dass eine einzige Nacht so viel veränderte. Ich fand Benji nie hässlich oder so, aber den Drang ihn zu küssen, mit ihm zu schlafen war nie da gewesen.

Nach dieser Nacht nach dem letzten Spieltag drehten sich meine Gedanken praktisch nur noch um ihn. Diese ganzen Flashbacks, die ganzen Bilder aus dieser Nacht, wie er mit mir tanzte, wie wir uns näher kamen, wie wir im Taxi saßen, unser erster Kuss, der Moment wo wir uns beide nackt gegenüber standen, als ich mich über ihn drüber lehnte, der Moment wo ich in ihn eindrang und der Moment wo wir beide gleichzeitig zu unserem Orgasmus kamen, hatten sich in meinen Kopf eingebrannt. Anfangs hatte ich versucht sie zu verdrängen, mich abzulenken, aber nichts half.

Ich lag schlaflos in meinem Schlafzimmer und starrte an die Decke, während Amelia schlief. Sie hatte schnell bemerkt, dass etwas nicht stimmt, hatte es aber längst aufgegeben nach zu fragen. Tagsüber verbrachte ich größtenteils Zeit mit meinem Sohn. Wir gingen auf den Spielplatz, trafen seine Freunde, gingen ihm neues Spielzeug kaufen und malten ganz viel zusammen. Nichts half um diese Bilder aus meinem Kopf zu bekommen.

𝐁𝐫𝐞𝐚𝐭𝐡𝐥𝐞𝐬𝐬 || 𝐇𝐞𝐫𝐧𝐚́𝐧𝐝𝐞𝐳 𝐱 𝐏𝐚𝐯𝐚𝐫𝐝Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt